Daniel [1]

[280] Daniel, einer der 4 großen Propheten, wahrscheinlich davidischen Geschlechtes, erwarb während des babylonischen Exils durch seine prophetische Gabe die höchste Gunst der babylonischen u. medischen Könige. Die von Spinoza wieder aufgenommene Ansicht des Porphyrius, der Verfasser der dem Propheten zugeschriebenen Bücher habe erst nach der antiochenischen Verfolgung gelebt, ist oft und neuestens trefflich von Hengstenberg widerlegt worden. In den 12 ersten Kapiteln von D.s canonischem Buche ist das Historische darin hebräisch, das übrige chaldäisch geschrieben, die 2 letzten Kapitel sind nur griech. erhalten und wurden erst vom Tridentinerconcil in den Canon aufgenommen, während Juden u. Protestanten dieselben immer noch als apokryphisch betrachten. Jede der Weissagungen ist ein Beweis für Christus und vor Allem das 7. und 9. Kapitel wichtig. Die in letzterem erwähnten 70 Jahreswochen oder 490 Jahre, nach deren Verfluß Jerusalem zerstört wurde, beginnen nach neuester Berechnung etwa mit dem 20. Regierungsjahr des Artaxerxes Langhand, 299 nach Roms Erbauung oder 455 vor Chr. D. lebte noch im 3. Regierungsjahre des Cyrus über Babylon, folglich nach der Heimkehr seines Volkes und ist wahrscheinlich in Babylon zurück geblieben und gestorben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 280.
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