Denkübungen

[323] Denkübungen, Verstandesübungen; näher jene, welche durch Basedow, Rochow, Salzmann und andere im Gegensatze zum mechanischen Auswendiglernen der frühern Zeit besonders in Volksschulen eingeführt wurden, um den Verstand der Kinder nach einer der sokratischen verwandt sein sollenden Methode an den Lehrstoffen zu entwickeln. Die D., zu deren Erfindung unstreitig [323] Rousseaus Emil anleitete, wurden rasch zur Spielerei, welche Seichtigkeit und Gedankenwirrwarr förderte und lächerlich, weil man einzelne Stunden ausschließlich für das Denken festsetzte. Pestalozzi (s. d. A.) trat den D. mit seinen Anschauungs- und Sprechübungen entgegen und brachte unter anderer Form denselben Uebelstand zur methodischen Geltung, weil für sich bestehende Anschauungsübungen dieselbe Dressur sind, wie dergleichen Denkübungen; ein gesunder Unterricht übt Denken, Sprechen und Anschauung an dem Gegenstande des Unterrichts auf natürliche Weise.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 323-324.
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