Methode

[171] Methode, griech., wörtlich das Gehen auf einem Wege, das Forschen, Suchen, Nachdenken, dann die richtige Art und Weise, etwas zu erforschen, zu lernen oder zu leisten, endlich in der Wissenschaft ein bewußtes Verfahren nach Regeln, die im Verstande liegen u. das Mannigfaltige zur Einheit, zum Systeme verknüpfen. Die analytische M. geht aus vom Gegebenen, Bekannten u. führt zum Unbekannten, die synthetische dagegen geht gemäß den Gesetzen der Logik vom allgemeinen zum besondern fort. Die analytische M. ist verwandt mit der kritischen od. untersuchenden, insofern diese nichts als bekannt voraussetzen und alles untersuchen, sichten und begründen will; sie bekommt die Theile in die Hand, doch nimmermehr das geistige Band, welches dieselben zu einem Ganzen verknüpft. Durch die synthetische gliedern sich die einzelnen Sätze einer Wissenschaft zu einem System, sie gewährt innern Zusammen hang, allein sie ist gleichbedeutend mit dogmatisirender M., indem sie zur Grundlage eines Systems Sätze als bekannt, fest u. gewiß annimmt, deren Richtigkeit weder erwiesen noch anerkannt ist u. deren Annahme sie eben dem Glauben anheimstellen muß. Die analytische M. ist sachgemäß vorherrschend in den Erfahrungswissenschaften (vgl. Geschichte), die synthetische in der Philosophie. – Hinsichtlich der Lehr-M.n od. Verfahrungsweisen, durch welche eine Wissenschaft od. Kunst dem Schüler beigebracht werden soll, unterscheidet man: die akroamatische d.h. der Lehrer redet, die Schüler hören zu, was namentlich bei Vorträgen an Gebildete, auf unsern Hochschulen u.s.f. gebräuchlich ist; die dialogisirende d.h. der Lehrer stellt Fragen, der Schüler gibt Antwort; die katechetische oder sokratische d.h. der Lehrer sucht durch Fragen und Antworten den Schüler allmälig auf das Richtige hinzuführen. Außerdem hat man noch eine Menge von andern Lehr-M.n unterschieden, aber die eine geht mehr od. minder Hand in Hand mit der andern, in letzter Instanz schafft sich jeder selbstständige Lehrer seine eigene M. u. bleibt der Erfolg ein u. derselben M. je nach der Fähigkeit und Tüchtigkeit der Lehrer ein sehr verschiedener, endlich ist eine allgemein anwendbare M. bis heute noch nicht entdeckt worden. – Methodisiren, pedantisch aus kleinlichen Gesichtspunkten ordnen; die M.n wechseln. – Unmethodisch verfahren, regellos d.h. den Gesetzen des Verstandes zuwider verfahren.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 171.
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