Methode

[124] Methode, ein dem Griechischen entlehnter Ausdruck, bedeutet überhaupt ein auf Grundsätzen beruhendes und folgerichtiges Verfahren bei Verfolgung bestimmter Zwecke, und wird insbesondere zur Bezeichnung der Mittel und Wege angewendet, welche als Studienmethode zur Erwerbung von Kenntnissen und Fertigkeiten in Wissenschaften und Künsten, sowie bei der Belehrung Anderer darin als Lehrmethode benutzt werden. Alle Lehrmethoden müssen darauf berechnet sein, dem Schüler das ihm zu erlernen Vorgeschriebene auf dem Wege der Selbstthätigkeit zu eigen zu machen und zugleich seine Ausbildung zum geistig gesunden und besonnenen Menschen zu befördern. Die verschiedene Persönlichkeit der Lehrer, die ungleichen Fähigkeiten und Zwecke der Schüler, sowie die Lehrgegenstände machen das Aufstellen einer für Alles und Alle geeigneten Methode undenkbar, indem sich eine jede den im einzelnen Falle gegebenen Verhältnissen bei der Ausübung anpassen muß, wenn sie erfolgreich angewandt werden soll, wobei Gründlichkeit und Sicherheit des Erfolgs der Kürze vorgezogen werden. In Bezug auf innere Gestaltung ist die mathematische Methode als die folgerechteste anerkannt, indem sie, von gewissen einfachen Behauptungen ausgehend, deren Wahrheit allgemein einleuchtet, die vorzutragende Lehre durch eine Folge von Erklärungen, Schlüssen und Beweisen möglichst anschaulich machen kann, sich aber nur an meß- und zählbaren Gegenständen durchführen läßt. Ein Hauptunterschied besteht ferner zwischen der analytischen oder zergliedernden Methode, welche die im Ganzen aufgefaßten Gegenstände nach allen Richtungen zerlegt und durchdringt, und der synthetischen, welche von den einzeln, jedoch in Bezug zum Ganzen aufgefaßten Theilen zur Einsicht in das Ganze und Zusammengesetzte gelangt. Hinsichtlich des Vortrags ist es die Aufgabe der populairen oder volksmäßigen Methode, das wissenschaftlich bündige Verfahren in eine dem Fassungsvermögen der zu Belehrenden angemessene, gemein verständliche Darstellung aufzulösen. Für schon gebildete Zuhörer ist die akroamatische Methode geeignet, bei der, wie in den Vorlesungen auf Universitäten, nur der Lehrer spricht; die erotematische Methode sucht durch Fragen und Antworten dem Lehrgegenstande die Aufmerksamkeit der Lernenden zuzuwenden und ihn aus dessen Antworten zur Anschauung zu bringen und heißt bestimmter die katechetische, wenn sie beim Jugendunterrichte angewendet wird. In ihrer vollendetsten Ausführung und wenn der Lehrer [124] durch seine Fragen dem Nachdenken der Schüler eine solche Richtung gibt, daß sie selbstthätig aus sich hervorbringen, was sie lernen sollen, wird sie Sokratische Methode genannt, weil der griech. Philosoph Sokrates (s.d.) sich derselben bediente.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 124-125.
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