Logik

[19] Logik, griech.-deutsch, Denk-, Verstandes-, Wortlehre, nennt man gewöhnlich die Wissenschaft von den ursprünglichen formalen Gesetzen des Denkens u. theilt dieselbe ein in die Lehren von den Denkgesetzen im allgemeinen, vom Begriff und Urtheil, von der Erklärung und Eintheilung, vom Schluß und Beweis. Weit entfernt, daß die L. ist ein Werkzeug zur unmittelbaren Erkenntniß der Wahrheit oder eine Erfindungskunst oder gar eine Heilkunst der Seele oder was man sonst Hohes aus ihr machen wollte, bleibt die L. selbst in dem angegebenen beschränkten Sinne eine mangelhafte Wissenschaft u. dies aus dem einfachen Grunde, weil bis heute eine genügende Erkenntnißtheorie mangelt. Die L. will Licht, Ordnung und Zusammenhang in unsern Gedankengang bringen, gibt Mittel an die Hand, klar zu werden, ob solches der Fall sei und ist in diesem Sinne die formelle Grundlage aller Wissenschaft. Als Theil der Philosophie hängt sie am engsten mit der Psychologie zusammen. Vater der L. ist Aristoteles, dessen logische Abhandlungen frühzeitig als Organon Aristotelicum gesammelt und erläutert wurden, im Mittelalter von den Arabern Alkendi, Avicenna, Averröes wie von den Scholastikern. Die Behauptung Kants, die L. habe von Aristoteles bis auf seine Zeit keinen Schritt vorwärts oder rückwärts gethan, möchte nur anzufechten sein, insofern vor ihm Descartes, Bacon und [19] Locke zu logischen Untersuchungen anregten, Wolf u. seine Schule die aristotelische L. gewissermaßen zum Gemeingut der studierenden Welt machten. Der Vater der Schriften über L. in ihrer heutigen Gestalt ist Kant; wir nennen unter einer Menge nur die von Kiesewetter, Maaß, Snell, Bardili, Fries, Bouterweck, Gockel, J. Beck. Während Knigge, Rochow u.a. L.en für Frauenzimmer, Kavaliere u.s.f. zur Welt förderten, ließ Hegel die Metaphysik in der L. aufgehen (s. Bd. III. S. 237). – Vgl. Dialectik. – Logisch, was zur L. gehört; was den Gesetzen des Denkens entspricht; logische Wahrheit, die Folgerichtigkeit u. Widerspruchslosigkeit unserer Gedanken.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 19-20.
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