Locke

[14] Locke (Lack), John, Philosoph und Vater des modernen Empirismus, geb. 1632 zu Wrington in der Grafschaft Somerset, wurde Arzt, durch Kränklichkeit an Ausübung seines Berufes gehindert, kam durch seine enge Verbindung mit dem Grafen Shaftesbury in die Gesellschaft der bedeutendsten Engländer seiner Zeit, arbeitete 1670–89 seinen weltberühmten Essay of human understanding aus (deutsch von Tennemann, Jena und Leipzig 1795–97, 3 Theile) u. st. 1704. Seine ganze Philosophie bezweckt eine Theorie des Erkenntnißvermögens u. läuft auf 2 Sätze hinaus, nämlich 1) es gibt keine angeborenen Ideen, 2) die Seele oder der Verstand ist eine tabula rasa, d.h. eine leere Tafel, worauf die Erfahrung Sensationen (Empfindungen, die durch sinnliche Wahrnehmung von Gegenständen der äußern Welt entstehen) u. Reflexionen (innere, durch die Thätigkeit des Verstandes vermittelte Wahrnehmungen) schreibt, aus denen alle Ideen bestehen u. zusammengesetzt werden. So ist der Geist nichts als ein an sich leerer Spiegel der Außenwelt, die Materie selbst die Hauptsache. L. selber fand es schon wahrscheinlich, der Geist sei ein materielles [14] Wesen, aber erst das 18. Jahrh. zog die aus seinen Ansichten nothwendig sich ergebenden Folgerungen, die äußersten praktischen La Mettrie (s. d.).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 14-15.
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