Licht

[761] Licht, nennen wir die Ursache der Helle od. das, was die äußern Gegenstände für den Gesichtssinn wahrnehmbar macht. Ueber seine eigentliche Natur ist man noch im Ungewissen, doch wird dieselbe nach 2 Theorien zu erklären gesucht, nach der Emanations- od. Emissionstheorie u. der Undulations- od. Vibrationstheorie (von Newton und Huyghens aufgestellt). Nach jener ist das L. eine außerordentlich seine Materie, welche von dem leuchtenden Körper ausströmt und ins Auge gelangt. Die Undulationstheorie erklärt die L.erscheinungen (analog dem Schalle) als Schwingungen od. Vibrationen eines sehr seinen, den Raum erfüllenden Mediums, des Aethers; dieser werde durch das Vibriren der leuchtenden Körper in Schwingungen versetzt, welche sodann in dem Auge die L.empfindung erregen. Diese letztere Theorie. früher vernachlässigt, wurde von Euler wieder aufgenommen, und von Young, Fresnel, Frauenhofer u.a. so ausgebildet, daß nach ihr alle bis jetzt bekannten Erscheinungen sich erklären lassen. Man theilt die Körper in Beziehung auf das L.inselbstleuchtende, welche den Aether fortwährend in Schwingungen versetzen, also die Quelle des L.s in sich tragen, wie die Sonne, die Fixsterne, brennende u. phosphorescirende Körper etc., und in dunkle, welche nur durch das L. selbstleuchtender Körper, indem sie dasselbe zurückwerfen, sichtbar werden. Die dunkeln Körper sind wieder entweder durchsichtige, welche das auf sie fallende L. mehr oder weniger hindurch lassen, od. undurchsichtige, welche dies nicht thun. Die Fortpflanzung des L.s geschieht mit außerordentlicher Schnelligkeit, durch 42000 Meil. Raum in einer Sekunde, so daß es von der Sonne zu uns nur 8 Minuten 13 Sekunden braucht. Die L.strahlen pflanzen sich in gerader Linie fort, so lange sie sich in dem gleichen Medium fortbewegen. Treffen sie auf einen undurchsichtigen Körper, so werden sie von demselben zurückgeworfen, wodurch er uns sichtbar wird (Zurückwerfung od. Reflexion des L.s). Gelangen aber die L.strahlen von einem Medium in ein anderes, d.h. treffen sie auf einen durchsichtigen Körper, so erleidet ihre Richtung beim Eintritt in denselben eine Aenderung, sie werden gebrochen (Brechung des L.s), wobei das Gesetz gilt. daß sie beim Eintritt aus einem dünnern Medium in ein dichteres gegen das Einfallsloth hin gebrochen werden, im umgekehrten Falle von demselben weg, und daß der einfallende mit dem gebrochenen Strahl und mit dem Einfallslothe in der gleichen Ebene liegt. Auch für die Stärke der Brechung findet ein strenges Gesetz statt, welches sich darin ausspricht, daß zwischen dem Sinus des Einfallswinkels und dem Sinus des Brechungswinkels ein constantes Verhältniß besteht, was man Brechungsverhältniß nennt. Bei verschiedenen Medien ist dieses Brechungsverhältniß ein verschiedenes. – Ueber andere Erscheinungen des L.s. wie farbiges L., s. Farbenlehre; über Beugung des L.s, Interferenz des L.s, Polarisation des L.s, s. diese Artikel. – Bekannt ist der wichtige Einfluß des L.s auf alles Lebende, besonders auf das Pflanzenleben, indem unter seiner Einwirkung in den Blättern u. den grünen Theilen der Pflanze die Kohlensäure zerlegt und Sauerstoff ausgeschieden wird. – Vielfältig sind auch die chem. Wirkungen des L.s. – In der Malerei ist das L. (als Beleuchtung des dargestellten Gegenstandes) entweder Haupt-L. oder abgedämpftes L., letzteres etwas dunkler als ersteres, wie es entfernten Gegenständen oder solchen zukommt, auf welche das L. weniger gerade, sondern blos streifend auffällt. Die vom stärksten L.e getroffenen Stellen heißen L.er.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 761.
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