Raum

[671] Raum (lat. spatium, ital. spazio frz. espace, engl. room, space), nennt man im allgemeinen die nach allen Richtungen hin sich erstreckende Ausdehnung, von der wir kein Ende sehen, den Welt-R.; näher das Auseinander- u. Nebeneinandersein der Dinge, welches gleich der Zeit oder dem Zugleich- und Nebeneinandersein der Dinge eine ursprüngliche Form der Anschauung der materiellen Welt u. Vorbedingung der Wahrnehmung äußerer Gegenstände ist. Während die Mathematiker R. u. Zeit einfach hinnahmen, weil u. wie beide vorhanden sind, den R. näher als Länge, Breite und Tiefe bestimmten u. die Zeit gemäß der Aufeinanderfolge gewisser äußeren Erscheinungen eintheilten, gelangten sie zu großartigen u. für die Menschheit höchst ersprießlichen Resultaten. Die Philosophen dagegen zerbrachen sich schon vor Aristoteles Zeit den Kopf über die Fragen, was und wie und warum und sogar ob R. und Zeit seien u. gelangten bis zur Stunde höchstens zu leeren Redensarten und seltsamen Hypothesen, von denen z.B. die uralte und noch neuestens vielfach aufgewärmte: der R. sei nothwendig unendlich, weil wir keine Gränzen desselben entdeckten, nicht einmal die ausschweifendste genannt werden darf.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 671.
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