Interferenz

[425] Interferenz, nennt man in der Lehre von den Wellenbewegungen (des Aethers beim Licht, der Luft beim Schall, des Wassers) die Erscheinungen, welche eintreten, wenn 2 oder mehre Wellen zusammentreffen. Theilt man eine Welle in 2 Hälften, so sind beide Hälften an Stärke einander gleich, in ihrer Richtung aber einander entgegengesetzt, indem die eine Hälfte zu Berg, die andere zu Thal geht. Treffen nun 2 Wellensysteme von der gleichen Richtung und der gleichen Länge der Wellen auf ihrem Wege zusammen, so wird die Wirkung verschieden sein, je nachdem die gleichen oder ungleichen Wellenhälften der beiden Systeme zusammentreffen. Ist das eine System um eine halbe Wellenlänge oder um irgend eine ungerade Anzahl von halben Wellenlängen hinter dem andern zurück, so treffen die in der Richtung ungleichen Wellenhälften auf einander und es hebt die eine Bewegung die andere auf, der Aether schwingt nicht mehr an dieser Stelle und es wird an ihr deßhalb kein Licht wahrgenommen, sie ist dunkel; ein Gleiches ist es bei den Schallwellen, wo an dieser Stelle kein Ton vernommen wird; bei den Wasserwellen tritt Ruhe ein. Umgekehrt ist die Erscheinung, wenn der Unterschied des Weges der beiden Wellensysteme 2 halbe Wellenlängen od. irgend eine gerade Anzahl derselben beträgt, denn alsdann [425] treffen die in der Richtung gleichen Wellenhälften zusammen, verdoppeln sich also in ihrer Bewegung, und Licht, Ton und Wasserwelle sind an diesem Punkte verstärkt. Außer mehren anderen Erscheinungen beruhen auf I. die Erscheinungen der Beugung des Lichts (s. d.), die Farben dünner Plättchen (z.B. der Seifenblasen), die Newtonʼschen Ringe etc.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 425-426.
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