Escurial

[609] Escurial, eigentlich San Lorenzo, berühmtes Kloster und königl. Schloß, 6 M. nordwestl. von Madrid am Südabhange des Guadaramagebirges, von Philipp II. 1563 begonnen, mit 200 Hieronymitermönchen in einem Haupt- und 4 Nebenklöstern besetzt und 1654 nach einem Aufwande von 5 Millionen Dukaten vollendet. Das E. wird von den Spaniern als das 8., vom Beschreiber Santos als das 1. aller Weltwunder gepriesen und jedenfalls vermag eine genaue Beschreibung seiner Merkwürdigkeiten u. Kostbarkeiten einen starken Band zu füllen. Das Hauptgebäude ist zu Ehren des hl. Laurentius in Rostform gebaut, ein längliches Viereck, nach span. Messungen 740' lang, 580' tief und 60–70' hoch, aus grauem, geglättetem Gestein mit 8 Thürmen u. Kuppeln sich erhebend, die sich um eine Hauptkuppel gruppiren. Die verschwenderisch ausgeschmückte Kirche zählt 40 Altäre, 8 Orgeln, darunter eine silberne, viele Meisterwerke und Kostbarkeiten, darunter das Krucifix des Benvenuto Cellini, den Tabernakel des Jak. Trezzo, Raphaels Madonna mit dem Fisch, 1200 Meßgewänder u.a.m. Das »Pantheon« ist der prächtige Begräbnißort der königl. Familie. In den Bibliotheken des Klosters stehen 30000 der seltensten, kostbarsten Werke und 4300 Handschriften, darunter 567 griechische, 67 hebräische, 1805 arabische, und viele literarische Schätze erwarten noch ihren Kenner. – Im Herbste hält sich der span. Hof gewöhnlich im E. auf, in dessen Nähe ein gleichnamiger Flecken mit etwa 2000 E. steht.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 609.
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