Eustathius [2]

[634] Eustathius, der berühmte Commentator des Homer, jetzt durch Tafel, Bähr u.a. auch als eine Hauptautorität der Kirchen- und Sittengeschichte aus der Zeit der Komnenen bekannt, lebte seit 1118 in seiner Vaterstadt Constantinopel, wurde Mönch, durch Gelehrsamkeit u. die Gunst des Kaisers Manuel I. (1143–80) Diacon an der Sophienkirche, magister libellorum supplicum, magister rhetorum und nach J.G. Müller genau im Jahr 1175 Erzbischof von Thessalonich. Er strebte nach Reform des arg versunkenen Mönchthums, schrieb deßhalb »Ueber die Heuchelei«, dann »An einen Styliten zu Thessalonich«, endlich »Ueber die Verbesserung des Mönchlebens«, vertheidigte gegen den Kaiser die Selbstständigkeit der Kirche, mußte wahrscheinlich unter Andronikus in die Verbannung und schrieb einen herrlichen Brief an seine Gemeinde, war 1185 in Thessalonich, als die sicilischen Normannen die Stadt eroberten und st. jedenfalls erst nach 1194. Sein aus alten Scholiasten zusammengetragener unschätzbarer Commentar zur Ilias und Odyssee wurde zuerst gedruckt in Rom, 1542–50, 4 Fol., neuestens Leipzig 1825–28, 4 Bde.; er commentierte auch den Dionys Periegetes (s.d. Art.) und den Pindar; den Prolog zu letzterem gab Schneidewin, Göttingen 1837, die wichtigen Briefe des E. zum erstenmal Tafel, Frankfurt 1832, heraus. Auch Reden und Predigten sind erhalten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 634.
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