Fastnachtspiele

[669] Fastnachtspiele, hießen die dramatisirten Fastnachtschwänke, welche im 14. Jahrh. neben den alten Mysterien, Oster- und Passionsspielen, aufkamen und zum deutschen Vertreter der Maskeraden der Südländer wurden. Das Volk hatte seine Fastnachtpossen längst gehabt und selbst bei den Mysterien forderte sein Humor ein komisches Element, durch die Meistersänger aber gestalteten sich die Fastnachtschwänke zur frühesten Form des deutschen Drama. Während seit 1486 Uebersetzungen von Dramen des Terenz und Plautus und seit 1520 aus dem Spanischen begannen, gab H. Sachs den F.n ihre Vollendung und lieferte Stücke, von denen manche, z.B. das Narrenschneiden, noch heute gerne gelesen werden. Seine Vorgänger, die Nürnberger Meistersänger Hans Rosenblüt und noch mehr Hans Folz litten an allzu großer Derbheit und Gemeinheit, sein bedeutendster Nachfolger Jakob Ayrer übertraf ihn in der Anordnung, stand ihm aber an Gemüthlichkeit, Witz u. Menschenkenntniß nach. Peter Propst brachte 1553 den Hanswurst als Inbegriff plumpen Volkswitzes zuerst auf die Bühne. Im 17. Jahrh. wichen die volksmäßigen F. der Gelehrtenpoesie.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 669.
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