Gebhard [2]

[29] Gebhard, der durch seine Apostasie bekannte Erzbischof und Kurfürst von Köln, wurde geb. 1547 aus dem Hause der Truchsessen von Waldburg, schon 1562 mit einem Canonicat, 1570 mit einer Domherrnstelle bedacht und setzte 1577 gegen Ernst von Bayern seine Wahl als Nachfolger des Valentin von Isenburg durch. Schon 1578 ließ er sich mit Agnesen von Mansfeld, einer Canonissin zu Gerresheim, in eine Liebschaft ein u. mußte 1582 den Brüdern derselben geloben, »auf sein Bisthum zu verzichten u. die an ihrer Schwester verübte Schmach durch eine christl. Ehe von ihr abzuwälzen.« G. heirathete 1583, suchte aber sein Stiftsland Köln zu reformiren und in ein Erbland zu verwandeln, obwohl der vom Chorbischof Friedrich geleitete Magistrat, das Domcapitel von Köln und der westfäl. Adel sich gegen ihn erklärt, die prot. Stände nur Worte und Kursachsen nicht einmal diese für ihn hatten, weil er calvin. geworden. Eine päpstl. Bulle v. 1. April 1583 setzte ihn ab, das Domcapitel wählte seinen frühern Mitbewerber Ernst von Bayern, der Kaiser bot als Preis der Entsagung auf das Kurfürstenthum lebenslängliche Versorgung an – G. aber versuchte den Krieg, ward vom Frankfurter Reichstag geächtet und von span.-bayer. Truppen aus dem Stiftslande und Westfalen verjagt, während Agnes Zuflucht bei Elisabeth von England fand, bald aber von der Eifersucht der »jungfräulichen« Königin wegen Leicesters vertrieben wurde. G. nahm Agnesen und 3 Capitularen von Köln nach Straßburg, wo er als Domdechant lebte, ohne je auf das Kurfürstenthum zu verzichten und 1601 im Elend st.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 29.
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