Geiler

[38] Geiler, Johannes, genannt von Kaisersberg, geb. 1445 zu Schaffhausen, erzogen zu Kaisersberg im Elsaß, studierte zu Freiburg i. B. und Basel, lehrte Theologie und entfaltete sein Predigertalent an ersterem Orte, wurde 1478 Domprediger zu Straßburg und st. 1510. G. schrieb gelehrte Schriften, doch bleibenden Nachruhm erwarb er als Prediger. Er schloß die Reihe der mittelalterl. Mystiker u. war nur insofern ein »Vorläufer der Reformation«, als sein tiefreligiöses Gefühl sich in der Form volksthümlicher Satyre gegen die wachsende Verkommenheit der Cleriker und Laien kehrte. Seine Predigten sind zahlreich, am berühmtesten die über Brandts Narrenschiff (s. die Ausgabe von Scheible, 1845); G. schrieb keine seiner Predigten nieder, der Minorite I. Pauli schrieb sie auf; sie waren die ersten Schriften, welche der Kaiser 1514 gegen den Nachdruck schützte, wurden manchmal verfälscht und sehr oft herausgegeben. Ammon, G. v. K. Leben, Lehren und Predigten, 1826.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 38.
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