Geiz

[40] Geiz, der, ist gleich der Habsucht eine unordentliche Begierde nach zeitl. Gütern, aber von letzterer dadurch unterschieden, daß er nur besitzen will, um zu besitzen und das Seinige ängstlich zusammenhält, während die Habsucht dem Grundsatze huldiget: »Selberessen macht fett« und fähig ist, nicht nur um des Gewinnstes willen Vieles aufs Spiel zu setzen, sondern auch mit der maß-losesten Verschwendung Hand in Hand zu gehen. Die Schrift nennt den G. eine »Wurzel aller Uebel« (I Timoth. 6, 10) und er wird dies namentlich dadurch, weil er mehr als jedes andere Laster wirklich löbliche Eigenschaften u. [40] Tugenden, z.B. Sparsamkeit, Fürsorge für die Zukunft u.s.f. als Schild gebraucht. Erklärlich ist, daß G. u. Habsucht vor allem nach Geld als dem allgemeinen Tauschmittel dürften, dagegen erscheint die Erklärung des G.es mit der Thatsache, daß der Mensch mit seiner Einbildungskraft in der Zukunft lebe, als durchaus verfehlt, weil letzteres bei allen Menschen der Fall ist, der G. mit dem Alter wächst und der G.-hals den Tod vergißt. Der G. hat viele Stufen von der übertriebenen Sparsamkeit od. Kargheit bis zum entschiedenen Wahnsinn. – G. im uneigentlichen Sinn heißen die überflüssigen Schosse u. Ranken in den Blattwinkeln des Wälschkornes, Tabaks, Weinstocks u.s.f. Das Ausbrechen derselben G.en.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 40-41.
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