[70] Geschmack (gustus), in physiolog. Bedeutung der Sinn, dessen hauptsächlichstes Organ die mit zahlreichen Nervenwärzchen besetzte Zunge (s. d.), ein minder wichtiges der weiche Gaumen ist. Von den 3 nach Ursprung u. Funktion verschiedenen Nervenästen, welche zur Zunge gehen, dient hauptsächl. der Zungenschlundkopfnerv (nervus glossopharyngeus) der Geschmacksempfindung, die andern 2 der Bewegung und der Tastempfindung der Zunge. Zur Erregung von G.sempfindungen ist aber eine Hauptbedingung die Auflösung des Schmeckbaren in der Speichelflüssigkeit. Der G. ist einer der niederen Sinne, ohne Bedeutung für das geistige Leben. G. nennt man ferner auch die specif. Art der Einwirkung der verschiedenen schmeckenden Stoffe auf den G.ssinn, und man unterscheidet in dieser Bedeutung viele Arten von G., darunter als hauptsächlichste den sauren, süßen, bittern, salzigen, faden. In Feinheit des G.ssinns steht der Mensch allen Thieren weit voran, während er in der Schärfe der andern Sinne vielfach von denselben übertroffen wird. In ästhetischer Beziehung bezeichnet G. die Fähigkeit, das Schöne zu fühlen und zu erkennen (s. Aesthetik).