Hermaphroditismus

[284] Hermaphroditismus, Zwitterbildung, diejenige Geschlechtsentwickelung in der organischen Welt, wobei die Zeugungstheile des männl. und weibl. Geschlechts auf ein und demselben Einzelwesen vereinigt sind. Ein genaueres Studium der Entwicklung des Thiereies hat nachgewiesen, daß auf den ersten Stufen der Entwicklung der H. die Regel ist und daß erst bei weiterer Ausbildung durch ebenso regelmäßiges Zurückbleiben eines Theiles beider Geschlechtsapparate auf der niedern Stufe die Individuen mit getrennten Geschlechtern entstehen. Im Pflanzenreich ist bei den höher organisirten Phanerogamen der H. die Regel. Im Thierreich kommt derselbe keiner Klasse ausschließlich zu. Bei den Wirbelthieren kommt er als normaler Zustand nicht vor. dagegen bei vielen Weichthieren u. einzelnen Gliederthieren, z.B. Würmern, Mollusken, Cirripeden. H. als geschlechtliche Mißbildung ist derjenige Fall, wo, statt daß sich nach der Regel der Gattung nur ein Geschlechtsapparat vollkommen ausbildet, sich beide mehr oder weniger ausbilden, oder beide auf der fötalen Entwicklungsstufe stehen bleiben. Geschlechtsreifer H. kommt als Mißbildung weder bei Menschen noch höheren Thieren vor.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 284.
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