Hungercur

[370] Hungercur, Heilverfahren, wobei zur Erreichung gewisser therapeutischer Zwecke absichtlich dem Organismus weniger Nahrung zugeführt wird, als er zum Ersatz des Verlorenen bedürfte. Ein leichterer Grad der H. ist die Entziehungs- oder Abstinenzcur, wo nur weniger gereicht wird, als der gewöhnliche Appetit verlangt. Die H. wurde schon im Alterthum von den Aerzten angewandt, später vergessen, in neuerer Zeit wieder empfohlen (Fr. Hoffmann, Louvrier, Rust etc.). Man gibt 3mal in 24 St. je 4–5 Loth weißes Brod, od. eben so viel mageres Fleisch, u. fährt so einige Wochen, selbst Monate fort, doch mit steter Rücksicht auf den Kräftezustand des Kranken und die bewirkten Veränderungen. Man bedient sich dieser, übrigens nicht gefahrlosen Cur, um eine tiefgreifende stoffliche Umänderung im Körper zu bewirken, so hauptsächlich in hartnäckigen chronischen Leiden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 370.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: