Kurland

[677] Kurland, ehemaliges Herzogthum, jetzt eine der russ. Ostseeprovinzen, zwischen der Ostsee, Livland, Witepsk und Wilna, 495 QM. groß mit 572000 E.; der Adel und der Bürgerstand bestehen fast gänzlich aus Deutschen, der Bauernstand aus Kuren, lettischen Stammes. Das Land ist ganz eben, hat viele Wälder, Moräste und Seen, rauhes Klima, ist aber doch fruchtbar an Getreide, Hanf und Flachs, welche auch die Hauptausfuhr bilden; an Mineralien findet sich Bernstein u. Raseneisen; Hauptstadt ist Mitau. – K. u. Semgallen wurde im 13. Jahrh. von dem Deutschorden (Schwertrittern) erobert und colonisirt; im 16. Jahrh. machte der Heermeister, ein Kettler, K. protestantisch u. zum erblichen Fürstenthum, 1560 wurde es poln. Lehen, fand aber in diesem Verhältniß doch keinen Schutz, indem es beständig zwischen Polen und Schweden strittig war. Mit Rußlands Uebermacht änderte sich die Lage schnell; Peter I. vermählte den Herzog Friedrich Wilhelm mit seiner Nichte Anna; nach seinem Tode ließ diese, die russ. Kaiserin geworden war, ihren Günstling Biron wählen und 1795 beantragte der Adel selbst die Einverleibung mit Rußland. K. behielt gewisse Privilegien, in neuester Zeit hat indessen die russ. Regierung die Garantie der protestantischen Religion durch massenhafte Proselytenmacherei unter den Bauern umgangen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 677.
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