Landsmannschaften

[704] Landsmannschaften, jetzt gemeiniglich Corps, waren ursprünglich an den deutschen Universitäten die Verbindungen der Studenten einer Nation od. Gegend zum Zwecke fröhlicher Geselligkeit und des Zusammenhaltes gegenüber den andern Studierenden. Auf diesen L. beruhte großentheils die Poesie des Studentenlebens, die seit dem ersten Viertel dieses Jahrh. immer mehr verschwunden ist und einerseits nur ihre Symbolik, anderseits nur ihre Auswüchse, von denen Zacharias Renommist ein lebensvolles Bild liefert, zurückließ. Namen, die farbigen Mützen und Bänder der alten L. haben sich auf jeder Hochschule ziemlich erhalten, ebenso die Namen der Gesellschaftsobern (Chargirte, Senior, Consenior), ordentlichen Mitglieder (Corpsbursche), außerordentlichen (Mitkneipanten) u. Neueingetretenen (Füchse), aber in ein u. derselben L. finden sich Leute aus allen Gegenden zusammen. Der Seniorenconvent (Vereinigung der Vorstände aller L. einer Hochschule) hat längst aufgehört zu regieren, u. dies wird nicht ersetzt durch die Erlaubniß, nach den Bestimmungen eines besondern Gesetzbuches (Comment) Bier zu trinken, zu singen, zu fechten, Kanonenstiefel zu tragen und auf der Straße durch Schaustellung von Schnittwunden im Gesichte sich lächerlich zu machen. Vgl. Burschenschaft.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 704.
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