Maistre

[76] Maistre, Joseph Marie, Comte de, ein ausgezeichneter philosoph.-politischer Schriftsteller, geb. 1753 zu Chambery in Savoyen, 1787 Senator seiner Vaterstadt, wanderte aus, als die Franzosen 1793 Piemont besetzten, zog mit dem König 1799 nach der Insel Sardinien, wurde Chef der obersten Kanzlei, lebte 1803–17 als bevollmächtigter Minister Sardiniens in Petersburg, wurde nach seiner Rückkehr Staatsminister und st. 1821. Da M. mit Geist u. Kenntniß die Verdienste des Papstthums um die Kultur Europas und die Nothwendigkeit des Papstthums für den Bestand civilisirter Zustände nachwies, anderseits die Religion als einzige dauerhafte Grundveste der Staaten vertheidigte u. in religionsfeindlichen Lehren die Quelle der Zerrüttung der Gesellschaft fand, so hätte man ihn als Vertheidiger des krassesten Absolutismus verschrieen, wenn er auch in seinen monarchischen Ansichten niemals zu weit gegangen wäre. Hauptwerke: Considérations sur la France (Par. 1814); Du pape (2. Aufl. Lyon u. Par. 1821); De lʼéglise gallicane etc. (ebdsst. 1821); Les soirées de St. Pétersbourg (1821), Uebersetzung von Moritz Lieber, Frankf. 1822–25. – M., Xavier de, Bruder des Vorigen u. Belletrist, geb. 1764 zu Chambery, wurde in russ. Diensten Generalmajor, st. 1852 zu St. Petersburg. Schrieb außer der witzigen »Reise um mein Zimmer« (Petersburg 1794, Paris 1845) Erzählungen (le lepreux de la cité dʼAoste, Prascovie, ou la jeune Sibérienne etc.).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 76.
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