Meridianmessung

[159] Meridianmessung, die Ausmittelung der Größe des Umfangs eines Erdmeridians, um daraus die Größe der Erde zu bestimmen, indem bei der Kugelgestalt der letztern aus der Größe des Umfangs eines ihrer größten Kreise auch die Größe der Erde sich ergibt. Man mißt hiezu [159] nicht unmittelbar den ganzen Umfang des (in 360 Grade getheilten) Meridians, sondern nur einen bestimmten Theil desselben, z.B. 1 Grad; die gefundene Länge dieses 1 Grad betragenden Stücks des Meridiankreises, multiplicirt mit 360, gibt sodann die Größe des ganzen Umfangs des Meridians. Man nennt deßhalb die M. auch Gradmessung, oder Breitegradmessung. Zu einer solchen Messung ist zuerst, als astronomische Vorarbeit, die Richtung des Meridians genau anzugeben u. die Größe des zu messenden Bogens nach Graden, Minuten, Secunden sowie die Endpunkte desselben auf der Erde aufs Genaueste zu bestimmen, worauf dann der Geodät nach unmittelbarer Messung einer hinreichenden Grundlinie jene Richtung des Meridians durch Triangulirung d.h. durch Verbindung von Dreiecken, so verfolgt, daß daraus die Länge des bezeichneten Bogens sich berechnen läßt. Solche M.en dienen außerdem auch zur Bestimmung der Gestalt der Erde, d.h. zur unmittelbaren Ausmittelung, ob die Erde wirklich ein unter den Polen abgeplattetes elliptisches Sphäroid sei, indem in diesem Falle die Meridiangrade gegen die Pole zu etwas länger gefunden werden müssen als gegen den Aequator zu.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 159-160.
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