St. Simon [2]

[22] St. Simon, Claude Heinrich, Graf von, der Urheber des nach ihm benannten socialistischen Systems; geb. 1760, ein Schüler dʼAlemberts, zeigte sich sein früh erwachter Ehrgeiz schon darin, daß er sich morgens mit den Worten wecken ließ: Herr Graf, stehen Sie auf. Sie haben noch große Dinge zu verrichten! Er focht in Amerika unter Washington, gerieth in engl. Kriegsgefangenschaft, wurde 1789 Oberst. Die beginnende Revolution fand ihn schon zu sehr in seine socialistischen Weltbeglückungsplane vertieft, als daß er sich um ihre Hauptfrage: ob constitutionelle Monarchie ob Republik, groß hätte kümmern sollen, auch war ihm die antireligiöse Tendenz derselben zuwider; er zog insofern Vortheil aus ihr, als er mit den Geldern eines preuß. Grafen von Redern glücklich in Nationalgütern speculirte, vergeudete aber das Erworbene in wenigen Jahren u. gerieth in bittere Dürftigkeit, da seine Schriftstellerei sehr wenig Anklang fand. Nachdem er 1823 einen Selbstmordsversuch gemacht, st. er 1825 voll des Glaubens an die weltgeschichtliche Zukunft seines Systems. Unter seinen vielen Schriften sind die wichtigsten: »Réorganisation de la société européenne« (1814) und »Nouveau christianisme« (1825 l. S. S. und sein System sind der Gegenstand vieler Schriften geworden; von französ. nennen wir die von Michaud und Ozanam, von deutschen die von Schiebler, Carové, Bretschneider, M. Veit. Vergl. Fourier.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 22.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: