Thrazien

[472] Thrazien, bei den Griechen Thrake, den Römern Thracia, begriff vor Herodot alles Land nördlich von Macedonien, später bezeichnete es das von der Donau, Illyrien, Macedonien, der Propontis u. dem Pontus begränzte ungefähr 4000 QM. große Land, welches Hämus u. Rhodope mit ihren Zweigen erfüllen und der Hebrus (Marizza) als Hauptfluß durchströmt. Es war von verschiedenen Völkerschaften bewohnt, denen sich auch celtische und vielleicht germanische (Geten) beigesellt hatten. Das alte südl. T. galt den Griechen als Ursitz ihrer Cultur (Orpheus, Thamyris, der Bacchusdienst); die späteren Thrazier aber erscheinen als ein kriegerisches, rohes, den Trunk liebendes und verschmitztes Volk. Darius Hystaspis unterwarf einen Theil T.s, der verunglückte Feldzug des Xerxes befreite T. wieder, worauf an den Küsten sich griech. Kolonien erhoben, die wie das westliche T. von Philipp von Macedonien unterworfen wurden. Die Hauptmasse der thrac. Stämme behauptete aber ihre Unabhängigkeit gegen Macedonier u. Gallier und wurde erst 47 u. Chr. von den Römern vollständig unterworfen, welche den nördlichen Theil als Provinz Mösien, den südl. als T. ihrem Reiche einverleibten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 472.
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