Tugendbund

[533] Tugendbund, nannte sich 1808 ein zu Königsberg gestifteter Verein (anfangs »sittlich wissenschaftlicher Verein« geheißen), der sich allseitige Hebung des preuß. Volks u. namentlich die Verbreitung patriotischer Gesinnung zum Zwecke machte. Napoleon I. duldete einen solchen Verein nicht u. ließ ihn durch die preuß. Regierung verbieten, er bestand aber im Geheimen fort u. verbreitete sich weiter, ohne jedoch auf die Volksstimmung den großen Einfluß zu üben, welchen man ihm gewöhnlich zuschreibt, denn seine Bestrebungen fielen ohnehin mit der Volksstimmung zusammen. Allerdings gehörten ihm die Männer an, welche 1813 die Volkserhebung in Preußen leiteten, aber während des Krieges hörte er thatsächlich auf u. wäre wohl verschollen, wenn er nicht 1815 von Schmalz (s. d.) als demagogisch denuncirt worden wäre. Dies gab Veranlassung zu Streitschriften u. öffentlichem Aergerniß, bis der König den T. als aufgehoben erklärte, ihm jedoch ein ehrendes Zeugniß für seine Wirksamkeit von 1808–. 13 ausstellte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 533.
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