Tugendbund

[793] Tugendbund, der »sittlich-wissenschaftliche Verein«, im Frühjahr 1808 zu Königsberg von Mosqua, Lehmann, Velhagen, Both, Bardeleben, Baczko und Krug gegründet, 30. Juni vom König genehmigt, setzte sich zum Zweck: die durch das Unglück verzweifelten Gemüter wieder auszurichten, physisches und moralisches Elend zu lindern, für volkstümliche Jugenderziehung zu sorgen, die Reorganisation des Heeres zu betreiben, Patriotismus und Anhänglichkeit an die Dynastie allenthalben zu pflegen etc. Neben diesen[793] offenen Bestrebungen bestand die geheime Tendenz, das französische Joch abzuschütteln. In Schlesien und in Pommern fand der T. Anklang, weniger in der Mark, am wenigsten in Berlin; die Verhältnisse waren ihm im ganzen auch wenig günstig. Am meisten schadete dem T., daß sich Preußen nicht schon 1809 der Erhebung Österreichs anschloß, und daß die Schillsche Unternehmung, die mit Unrecht dem T. aufgebürdet wurde, mißlang. Die Zahl der Mitglieder des Vereins, den der König 31. Dez. 1809 auf Wunsch Napoleons auflöste, betrug etwa 400; Stein, Niebuhr, Gneisenau, Scharnhorst haben demselben nie angehört. Später wurde dem T. von der Reaktionspartei in Preußen Beförderung der Demagogie vorgeworfen. Vgl. Voigt, Geschichte des sogen. Tugendbundes (Berl. 1850); Lehmann, Der T. (das. 1867); Stettiner, Der T. (Königsb. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 793-794.
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