Humor

[267] Humor (lat. humor, ital. umore), eigtl. Feuchtigkeit, heißt 1. die Laune (s.d.), 2. diejenige Komik, deren Vater der Schmerz ist, 3. der Scherz, der auf Ernst gegründet ist. Der Humor im letzteren Sinne entspringt aus bestimmter Stellung zum Leben. Nur der ist seiner fähig, der sich von den Bedürfnissen frei weiß und doch sich gern dem Leben hingibt und an demselben mit Freude teilnimmt. Der Humorist beklagt weder das Übel, noch bewitzelt er es, sondern er lächelt, wie Jean Paul sagt, unter Tränen, d.h. er faßt die moralischen, physischen und intellektuellen Übel als Totalität, zu welcher er sich aber auch selbst rechnet. Er poltert daher nicht wie der Moralprediger, noch geißelt er die Menschen, wie der Satiriker tut, sondern er schildert sie mitempfindend, liebevoll und nicht ohne innige Teilnahme. Ohne schmerzliche Erfahrung und liebevolle Teilnahme ist kein Humor. Er ist je nach seiner Aufgabe ernst oder heiter, streng oder milde; jetzt dämpft er unser verblendetes Entzücken, dann hebt er unseren gesunkenen Mut; das Übermenschliche macht er menschlich, das Kleinste bedeutend. Gute Humoristen sind natürlich selten; Beispiele sind: Aristophanes, Cervantes, Rabelais, Fischart, Shakespeare, Hippel, Jean Paul, Dickens, Thackeray, F. Reuter, W. Raabe, W. Busch, A. Seidel.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 267.
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