Ironie

[295] Ironie (gr. eirôneia von eirôn der = Spötter), eigtl. Verstellung, heißt die Redeweise, die spottend das Gegenteil von dem sagt, was sie eigentlich meint. Sie lobt, wenn sie tadeln will, und umgekehrt. Sokrates (469-399) war Meister der Ironie, indem er, um den Gegner zur Einsicht in dessen Unwissenheit zu bringen, sich unwissend und vom Wissen des anderen überzeugt stellte und ihn so zur Mitteilung seines vermeintlichen Wissens veranlaßte, das er dann in nichts auflöste. – Die Romantiker verstanden unter Ironie das Gegenteil der künstlerischen Begeisterung, das Schweben des Künstlers über seinem Stoff, sein freies Spiel mit ihm. Fr. Schlegel (1772 bis 1829) faßte sie als ein sich Hinwegsetzen über alles Wesentliche und Ernste, als ein über alles Hinaussein. Hiergegen protestierte Hegel. Vgl. Vischer, Ästhetik § 202. Schasler, Das Reich der Ironie. Berlin 1879.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 295.
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