Pflanzenseele

[430] Pflanzenseele heißt das Innerliche der Pflanze, das Empfindung, Gefühl usw. in sich einschließt und zu dem, was äußerlich von der Pflanze erblickt wird, hinzukommt. Die Existenz einer Pflanzenseele hat Fechner (1801-1887) behauptet (Nanna. Leipzig 1848. Zendavesta. Leipzig 1851. Über die Seelenfrage. Leipzig 1861). Er nimmt Beseeltheit der ganzen Natur an und weist darauf hin, daß die Seele bei der Pflanze nicht an dasselbe Organ geknüpft zu sein braucht wie beim Tiere, daß sie also auch ohne Nerven und Gehirn bestehn kann. Für Fechner spricht, daß sich zwischen Pflanzen und Tieren, namentlich auch in der Meeresfauna und –flora, vielfache Stufen finden, die sich faktisch als Übergänge aus dem vegetabilischen ins animalische Gebiet hinauf kennzeichnen. Auch werden jetzt die Protoplasmaverbindungen vielfach als Organe von Reizvorgängen angesehen. Für die Pflanzenseele sind auch Ulrici (Leib und Seele, S. 348), E. v. Hartmann (Philos. d. Unbewußten, S. 386, 399) eingetreten und schon Leibniz (1646-1716) schrieb in Konsequenz seiner Monadenlehre den Pflanzen ein gewisses Maß des Seelenlebens (Vorstellung, Trieb, aber nicht Empfindung) zu. Er nannte sie nackte, schlummernde Monaden, simples vivans. Alle Pantheisten müssen auf gleichem Standpunkte stehn. Vgl. Br. Leisering, Studien zu Fechners Metaphysik der Pflanzenseele. Berlin 1907.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 430.
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