Psychophysik

[474] Psychophysik (moderne Bildg. aus gr. psychê = Seele und physikê = Naturwissenschaft) heißt die Lehre von den Beziehungen zwischen Leib und Seele; sie vereinigt in sich Physiologie und Psychologie und ist die Grundlage der experimentellen Psychologie. Sie mißt, um. die Empfindungsintensitäten zu bestimmen, psychische Vorgänge an physischen, weil diese allein Maßstäbe liefern. Unmittelbare Vergleichung ist nur möglich unter der Voraussetzung, daß psychische Größen nach ihrem relativen Werte verglichen werden (Webersches Gesetz); Wundt fügt noch die Fälle hinzu, wo eine Vergleichung nach absolutem Werte stattfindet. Bei drei Arten von Verhältnissen statuiert er die »psychische Größenmessung«: 1. bei Gleichheit zweier psychischer Gebilde; 2. bei eben merklichem Unterschied zweier Größen; 3. bei Gleichheit zweier Größenunterschiede (vgl. Wundt, Grundriß der Psych. S. 309 ff.). Gefördert wurde die Psychophysik außer durch E. H. Weber (1795-1878) durch Fechner, G.E. Müller, (Zur Grundlegung der Psychophysik. 1878.) Delboeuf, W. Wundt und H. Münsterberg. Vgl. des letzteren »Neue Grundlegung der Psychophysik«. Freiburg 1889. Die Psychophysik ist ein wichtiger Teil der objektiven experimentellen Psychologie.

Quelle:
Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 474.
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