Lügen.

[217] Du lügst; so du deinem Nächsten etwas falsches sagst, das du nicht solltest und ihm Schaden bringt. Und viele sind dem Lügen so ergeben, das schier das dritte Wort eine Lügen ist. Aber das ist gar sehr verboten, und Christus sagt: eure Rede sei ja ja, das ist, wo ihr es wahr findet, sollt ihr ja sprechen, also nicht lügen. Und so heißt es auch Ephes. 4, 24. Darum leget die Lügen ab, und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten. Und[217] es ist kein Wunder, daß der liebe Gott das Lügen verboten hat, denn es richtet viel Unheil in der Welt an, als da ist, Zorn, Haß, Rache, Untreue u.s.w. Und wer da lügt, in dem ist gewiß auch keine Gerechtigkeit und Heiligkeit, noch ein wahrhaftiges Herz, ob er sich gleich schmücket mit großem Schein und vor der Welt nicht gestraft wird. Und doch wird gelogen in allen Ständen, vor der Obrigkeit durch falsche Zeugnisse, durch Läugnen und Verheimlichen, durch falsche Vertheidigung. Und im gemeinen Leben noch mehr, durch falsche Nachreden, durch Verrathen und Offenbaren dessen, was uns der Nächste anvertraute und was wir ganz füglich ohne zu sündigen verschweigen konnten. Wollten nur die Lügner bedenken, welchen großen Schaden sie oft dadurch ihrem Nächsten thun, und daß Gott ein Mann ist, der alles sieht und hört, und Herzen und Nieren prüfen kann, und auch Rechenschaft fordert von einem unnützen Worte, geschweige von einer Lügen und Falschheit. Darum man auf die Jugend wohl Acht haben und bei ihnen keine Lügen, sei es auch nur zum Scherz, dulden sollte.

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[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 217-218.
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