Pflichten des Weibes.

[275] Das Weib muß sich ergeben, zu dulden und zu tragen, wenn sie schwanger wird und in Kindesnöthen kömmt. Wenn solch Elend die Welt siehet, so richtet sie es nach ihr Vernunft[275] und sagt: Darum ist es nicht besser, als ohne Mann geblieben, so ist man dieser Noth frei. Aber christliche Weiber sagen: das weiß ich, daß solche Schmerzen von niemand kommen, denn von meinem frommen Gott, der mirs auferlegt hat; darum will ich es auch gern dulden. Denn so spricht auch Paulus: Das Weib wird selig werden durch Kinderzeugen. Solcher Trost liegt darinnen! Weiter so soll des Weibes Wille dem Manne unterworfen sein, also, daß sie nichts ohne dem Manne anfangen und thun sollen. Sie sollen dem Manne fein liebliche Worte geben, und nicht grobe unflätige Scheltworte, wie die bösen Weiber thun, die das Schwert im Mude führen. Sie sollen eines Weinstocks Art an sich haben, und, wie der sich lässet beugen und lenken, auch mit Worten lenken und ziehen lassen. Dawider thun die Weiber, die ihre Männer verachten, mit ihnen zanken und hadern, und allemal das letzte Wort haben wollen, oder etwas thun oder ausgeben ohne Wissen und Willen der Männer, auch überflüßiges Gezierde tragen und der Männer Schweiß verprassen. Hat nun ein Weib[276] einen wilden und wunderlichen Mann, so soll sie nicht Wort um Wort, Gewalt um Gewalt geben, sondern soll das Widerspiel halten, daß sie ihn mit Sanftmuth ändere und gewinne. Aber warum kommt oft Zank und Streit, als von dem übermäßigen Putze der Weiber, dazu der Mann nicht das Geld geben kann. Möchte einem doch grauen, ein Weib zu nehmen, denn sie haben des Plauderns so viel, als nur Dinge in der Welt sind. Und was suchest du mit so großem Schmucke? Daß du fremde Männer lockest? Und giebst damit zu verstehen, daß dir die Keuschheit schwer ankömmt. Ein Weib ist genug gezieret, wenn sie ihrem Manne gefällt. Ich weiß nicht, wen ich hier mehr strafen soll, die Weiber oder die Männer und Obrigkeiten, die solchen Misbrauch den Weibern zulassen, damit sie sich muthwillig in Armuth bringen. – Weil der Mann das Brod im Schweiße seines Angesichtes und in seinem Berufe verdienen muß, so ist er es auch werth, daß ihn die Frau pflege und warte und in allem ihm etwas zu gute thue, auch das Hauswesen gut führe, und fleißig sei in der Küche[277] und am Spinnrocken, und nicht die Zeit verspiele durch unnütze Dinge. Denn sie muß nicht denken, daß der Mann alles thun soll, und das Weib die Hände in den Schooß legen dürfe und zusehen, woher das Brod kömmt, sondern selbst behülflich sein auf alle Art und Weise, und das Brod gut eintheilen und sparen.

Quelle:
[Verfasser von Luthers Leben]: D. Martin Luthers Sittenbuch. Leipzig 1794, S. 275-278.
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