Modebäuche.

[213] Als, unter der Regierung des Königs Franciscus II. in Frankreich, die Männer ein majestätisches Ansehen darin fanden, wenn sie mit dicken Bäuchen einhergingen; so bildeten sich die [213] Damen in Frankreich alsobald ein, daß sie eben so majestätisch aussehen würden, wenn sie von hinten dick wären. Man trug also damals zum Staate große Bäuche und dicke Gesäße, und diese lächerliche Mode dauerte drei bis vier Jahr. Das Sonderbarste dabei war, daß die Damen, seitdem sie diese Mode anfingen nicht mehr auf ihre Gesichter achteten, sondern dieselben mit Masken bedeckten. Auf den Straßen, in den Spatziergängen, in Gesellschaften und in den Kirchen, sah man lauter verlarvte Gesichter. Nach diesen Larven folgten die Schönpflästerchen, womit sie das Gesicht häufig beklebten. Was die rothe Schminke betrifft, so ist es kein Wunder, daß sich die Damen derselben bedienen. Die Feldherren pflegten dieselbe aufzulegen, wenn sie ehedem zu Rom im Triumph einzogen; und eine artige Dame kann glauben, daß jeder Tag ihres Lebens ein Triumphstag für sie sey.

Quelle:
[Anonym]: Sitten, Gebräuche und Narrheiten alter und neuer Zeit. Berlin 1806, S. 213-214.
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