Natur der chronischen Krankheiten

Bisher erwies überall die treu befolgte, homöopathische Heilkunst, wie sie in meinen und meiner Schüler Schriften gelehrt worden war, ihren natürlichen Vorzug vor jedem allöopathischen Verfahren bei allen die Menschen nicht nur schnell befallenden (akuten) Krankheiten, sondern auch bei den epidemischen Seuchen und sporadischen Fiebern sehr entschieden und auffallend.

Die venerischen Krankheiten wurden von der Homöopathie ebenfalls weit sicherer, unbeschwerlicher und ohne Nachwehen gründlich geheilt, indem sie, ohne die örtlich entstandenen Übel weder zu stören noch zu zerstören, das innere Grundübel durch das beste specifische Mittel einzig von innen vernichtete und heilte.

Aber die Zahl der übrigen langwierigen Krankheiten auf der weiten Erde war ungleich größer, ja ungeheuer groß, und blieb es.

Ihre Behandlung durch die bisherigen allöopathischen Aerzte diente bloß zur Erhöhung der Plagen dieser Art Kranken; denn es ward von ihnen mit aller der Menge ekelhafter Gemische, aus heftigen Arznei-Substanzen in großen Gaben vom Apotheker zusammengesetzt, deren einzelne wahre Wirkung ihnen unbekannt war, mit allen den vielerlei Bädern, den Schweiß oder Speichel in Menge hervortreibenden, den (schmerzstillenden?) Betäubungsmitteln, den Klystiren, den Einreibungen, Blähungen, Räucherungen, den Ziehpflastern, Exutorien, Fontanellen, vorzüglich aber den ewigen Laxanzen, Blutegeln, Blutabzapfungen und Hungerkuren, oder wie die, gewöhnlich der Mode folgenden, medicinischen Qualen sonst noch alle heißen mögen, theils das Uebel ärger gemacht und die Lebenskraft, allen Zwischengebrauchs angeblicher Stärkungsmittel ungeachtet, mehr und mehr vermindert, theils, wenn eine auffallende Aenderung von ihnen bewirkt worden war, statt des bisherigen Leidens ein anderer, schlimmerer krankhafter Zustand, namenlose Arznei-Krankheiten (ungleich schlimmere,[1] unheilbarere als die anfängliche natürliche) herbeigeführt unter der Tröstung des Arztes: »die alte Krankheit habe er glücklich behoben; es sey zwar Schade, daß sich eine neue (?) Krankheit zeige, er hoffe aber, mit deren Besiegung eben so glücklich fertig zu werden, wie mit der erstern.« – Und so ging es dann, unter Abänderung der Formen desselben Uebels und unter Zusatz neuer, von den unrechten, schädlichen Arzneien erzeugten Uebel, in der Steigerung der Leiden des Kranken fort, bis mit dem letzten Athemzuge auch die Klagen des Bedauernswürdigen auf immer verhallten und die Angehörigen mit der tröstlichen Vorspiegelung beschwichtigt werden: »es sey doch nun alles Erdenkliche bei dem Verblichenen gebraucht und angewendet worden.«

Nicht so die große Gabe Gottes, die Homöopathie!

Selbst in diesen übrigen Arten chronischer Krankheiten leisteten ihre Jünger – wenn sie den Kranken nicht schon zu sehr durch allöopathische Kuren (wie doch leider so oft, im Fall etwas Geld an ihm zu verdienen gewesen) verderbt und zu Grunde gerichtet fanden – unter Befolgung dessen, was meine bisherigen Schriften und meine ehemaligen mündlichen Vorträge hiervon lehrten, doch bei weitem mehr, als alle bisherigen sogenannten Kurarten.

Nach dieser naturgemäßern Handlungsweise konnten sie den gegenwärtigen, chronischen Leidenszustand, welchen sie nach allen sinnlich wahrnehmbaren Symptomen ausgeforscht vor sich liegen hatten, mit dem unermüdet aufgesuchten, unter den bisher auf ihre reine, wahre Wirkung geprüften, am meisten passenden, homöopathischen Mittel in der kleinsten Gabe (ohne Beraubung des Kranken an Säften und Kräften, wie die Allöopathie der gewöhnlichen Aerzte) in oft kurzer Zeit beseitigen, so daß der Kranke gebessert wieder frohe Lebenstage genießen konnte – Besserungen, welche alles, was je die Allöopathie in seltenen Fällen durch einen Glücksgriff in die Arzneibüchsen irgend einmal erreicht hatte, immer noch bei weitem übertraf.

Die Beschwerden wichen durch eine sehr kleine Gabe desjenigen Arzneimittels, welches die gegenwärtige Reihe von Krankheitszufällen am gesunden Menschen ähnlich hervorbringen zu können, schon erwiesen hatte, großentheils, und wenn das Uebel nicht gar zu alt, nicht in hohem Grade und nicht zu sehr allöopathisch verderbt war, oft auf eine geraume Zeit, so daß die Menschheit schon ob dieser Hülfe sich glücklich[2] preisen konnte und, nicht selten, wirklich pries. Der so Behandelte konnte sich ziemlich für gesund halten und hielt sich selbst nicht selten dafür, wenn er seinen nunmehrigen, gebesserten Zustand billig beurtheilte und ihn mit dem weit leidvollern vor der homöopathischen Hülfe in Vergleichung stellte.1

Doch oft schon etwas grobe Diätsünden, eine Verkältung, der Zutritt einer vorzüglich rauhen, naßkalten oder stürmischen Witterung, so wie der (auch noch so milde) Herbst, besonders aber der Winter und der winterliche Frühling, dann eine heftige Anstrengung des Körpers oder Geistes, besonders aber die Gesundheits-Erschütterung durch eine äußere, große Beschädigung, oder ein sehr trauriges, das Gemüth beugendes Ereigniß, öfterer Schreck, großer Gram und Kummer und anhaltende Aergerniß brachten oft, (wenn die anscheinend geheilte Krankheit eine schon weiter entwickelte Psora zum Grunde gehabt hatte, oder) bei einem geschwächten Körper, gar bald wieder das eine oder mehre der schon besiegt geschienenen Leiden, auch wohl mit einigen ganz neuen Zufällen verschlimmert, hervor, welche, wo nicht bedenklicher, als die vordem homöopathisch beseitigten, doch oft eben so beschwerlich und nun hartnäckiger waren. In letzterm Falle gab der homöopathische Arzt das nunmehr hier, als gegen eine neue Krankheit gerichtete, unter den gekannten am meisten passende Arzneimittel natürlich wieder mit ziemlichem Erfolge, welcher den Kranken abermal in einen bessern Zustand vor der Hand versetzte. Im erstern Falle hingegen, wo bloß die schon getilgt geschienenen Beschwerden sich, nach oben erwähnten[3] Veranlassungen, wieder erneuerten, half das zum ersten Male dienlich gewesene Mittel doch weit weniger vollkommen, und bei seiner abermaligen Wiederholung noch weniger. Dann kamen wohl gar unter der Wirkung des angemessenst geschienenen homöopathischen Arzneimittels, selbst bei untadelhafter Lebensweise des Kranken, neue Krankheits-Symptome hinzu, welche mit andern möglichst passenden Arzneien doch nur dürftig und unvollkommen beseitigt werden konnten – auch wohl gar nicht gebessert wurden, wenn obgedachte widrige Ereignisse von außen die Besserung hinderten.

Es pflegte wohl zuweilen ein freudiges Geschick, oder eine durch Glück verbesserte äußere Lage seiner Umstände, eine angenehme Reise, günstige Jahreszeit und trockene, gleichförmige Witterung einen merkwürdigen Stillstand in dem chronischen Uebel des Kranken hervorzubringen von kürzerer oder längerer Dauer, wo dann der Homöopathiker den Kranken für ziemlich genesen halten konnte, und der Kranke, wenn er erträgliche, mäßige Uebel gutmüthig übersah, sich selbst für gesund hielt; aber dieser günstige Stillstand war doch nie von langer Dauer, und die Rückkehr und öftere Rückkehr der Uebel ließ am Ende auch die bestgewählten, bis dahin bekannten, homöopathischen Arzneien in der geeignetsten Gabe, je öfterer sie wiederholt wurden, desto weniger hülfreich; sie blieben zuletzt kaum schwache Erleichterungsmittel. Gewöhnlich aber blieben nach öfters versuchtem Besiegen des immer etwas abgeändert sich wieder hervorthuenden Uebels Beschwerden übrig, welche die bisher ausgeprüften, nicht wenigen, homöopathischen Arzneien ungetilgt, ja oft unvermindert lassen mußten – immer andre und andre Beschwerden, auch wohl immer beschwerlichere und in der Folgezeit bedenklichere – selbst bei tadelloser Lebensweise des Kranken und bei pünktlicher Folgsamkeit desselben. Das chronische Siechthum ließ sich durch alles dieß im Grunde nur wenig in seinem Fortgange vom homöopathischen Arzte aufhalten und verschlimmerte sich dennoch von Jahre zu Jahre.

Dieß war und blieb der schnellere oder langsamere Vorgang solcher Kuren aller unvenerischen, beträchtlichen, chronischen Krankheiten, selbst wenn sie genau nach den Lehren der bis hierher bekannten homöopathischen Kunst geführt zu werden schienen. Ihr Anfang war erfreulich, die Fortsetzung minder günstig, der Ausgang hoffnungslos.

[4] Und dennoch war die Lehre selbst auf die unumstößlichsten Pfeiler der Wahrheit gestützt und wird es ewig seyn. Die Beglaubigung ihrer Vortrefflichkeit, ja, ich möchte sagen (– so weit sich dieß von menschlichen Dingen sagen läßt –) ihrer Untrüglichkeit hat sie durch Thatsachen der Welt vor Augen gelegt.

Sie, die Homöopathie, lehrte allein und zuerst die großen, in sich abgeschlossenen Krankheiten, das alte, glatte Sydenhamische Scharlachfieber, das neuere Purpurfriesel, den Keichhusten, die häutige Bräune, die Feigwarzenkrankheit, die Herbstruhren mit den specifisch helfenden homöopathischen Arzneien heilen; selbst die hitzigen Seitenstiche und die typhösen contagiösen Seuchen müssen durch wenige kleine Gaben richtig homöopathisch gewählter Arznei sich bald von ihr in Gesundheit verwandeln lassen.

Woher also jener weniger günstige, jener ungünstige Erfolg von fortgesetzter Behandlung der unvenerischen chronischen Krankheiten selbst durch die Homöopathie? Woran lag es bei den Tausenden fehlgeschlagener Bemühungen, die übrigen Krankheitsfälle langwieriger Art so zu heilen, daß dauerhafte Genesung davon erwüchse?

Vielleicht an der noch zu geringen Zahl der auf ihre reinen Wirkungen ausgeprüften, homöopathischen Heilwerkzeuge!

Hiermit trösteten sich bisher die Schüler der Homöopathie; aber dem Gründer derselben genügte diese Ausflucht oder dieser sogenannte Trost nie – auch schon deßhalb nicht, weil auch der von Jahre zu Jahre sich mehrende, neue Zuwachs an geprüften, kräftigen Arzneimitteln die Heilung der chronischen (unvenerischen) Krankheiten um keinen Schritt weiter brachte, zumal da doch akute (nicht schon beim Beginn den unvermeidlichen, nahen Tod verheißende) Krankheiten bei richtig angebrachtem homöopathischen Arznei-Gebrauch nicht nur erträglich beseitigt, sondern mit Hülfe der nie ruhenden Lebens-Erhaltungskraft in unserm Organism bald und völlig hergestellt zu werden pflegen!

Warum kann nun diese, durch homöopathische Arznei wirksam afficierte, zur Herstellung der Integrität des Organism erschaffene, und unermüdet zur Vollendung der Genesung bei selbst schweren akuten Krankheiten thätige, erfolgreiche Lebenskraft in jenen chronischen Uebeln, selbst mit Hülfe der die gegenwärtigen Symptome bestens deckenden homöopathischen[5] Arzneien, keine wahre, dauernde Genesung zu Stande bringen? Was hält sie davon ab?

Dieser so natürlichen Frage Beantwortung mußte mich auf die Natur dieser chronischen Krankheiten hinführen.

Den Grund also auszufinden, warum alle die von der Homöopathie gekannten Arzneien keine wahre Heilung in gedachten Krankheiten bringen und eine, wo möglich richtigere und richtige Einsicht in die wahre Beschaffenheit jener Tausende von ungeheilt bleibenden – bei der unumstößlichen Wahrheit des homöopathischen Heilgesetzes, dennoch ungeheilt bleibenden – chronischen Krankheiten gewinnen konnten, diese höchst ernste Aufgabe beschäftigte mich seit den Jahren 1816, 1817 bei Tag und Nacht und, siehe! der Geber alles Guten ließ mich allmählig in diesem Zeiträume durch unablässiges Nachdenken, unermüdete Forschungen, treue Beobachtungen und die genauesten Versuche das erhabene Räthsel zum Wohle der Menschheit lösen.2

Die durchgängig sich wiederholende Thatsache, daß die auch auf die beste Weise mit den bis dahin ausgeprüften Arzneien homöopathisch behandelten, unvenerischen chronischen Uebel nach ihrer wiederholten Beseitigung dennoch, und zwar immer in einer mehr oder weniger abgeänderten Gestalt und mit neuen Symptomen ausgestattet wiederkehrten, ja alle Jahre mit einem Zuwachse an Beschwerden wiederkehrten, gab mir den ersten Aufschluß: daß der homöopathische Arzt bei dieser Art chronischer Uebel, ja bei allen (unvenerischen) chronischen Krankheitsfällen es nicht allein mit der eben vor Augen[6] liegenden Krankheits-Erscheinung zu thun habe, sie nicht für eine in sich abgeschlossene Krankheit anzusehn und zu heilen habe – welche sonst in kurzer Zeit und auf immer homöopathisch getilgt und geheilt worden seyn müßte, wie doch die Erfahrung und der Erfolg widerlegte – sondern daß er es immer nur mit einem abgesonderten Theile eines tief liegenden Ur-Uebels zu thun habe, dessen großer Umfang in den von Zeit zu Zeit sich hervorthuenden neuen Zufällen sich zeige, daß er daher sich keine Hoffnung machen dürfe, die einzelnen Krankheitsfälle dieser Art, in der bisherigen Voraussetzung, als seyen sie für sich bestehende, in sich abgeschlossene Krankheiten, dauerhaft zu heilen, so daß sie selbst nie wieder und auch keine andern, neuen, beschwerlichern Symptome an ihrer Stelle wieder hervorsprießten, daß er folglich möglichst den ganzen Umfang aller der dem unbekannten Ur-Uebel eignen Zufälle und Symptome erst kennen müsse, ehe er sich Hoffnung machen könne, eine oder mehre, das ganze Grundübel mittels ihrer eigenthümlichen Symptome homöopathisch deckende Arzneien auszufinden, durch welche er dann das Siechthum in seinem ganzen Umfange, folglich auch seine einzelnen Glieder, das ist, alle seine in so verschiednen Krankheitsfällen erscheinenden Krankheits-Fragmente heilkräftig zu besiegen und auszulöschen im Stande wäre.

Daß aber das gesuchte Ur-Uebel noch überdieß miasmatisch chronischer Natur seyn müsse, zeigte sich mir klärlich in dem Umstande, weil es nie, sobald es bis zu einiger Höhe gediehen und entwickelt war, durch die Kraft einer robusten Constitution aufgehoben, nie durch die gesundeste Diät und Lebensordnung besiegt wird oder von selbst erlischt, sondern mit den Jahren sich immer mehr, durch Uebergang in andre, bedenklichere Symptome,3 verschlimmert bis ans Ende des Lebens, wie jede chronische, miasmatische Krankheit, zum Beispiel die nicht mit Quecksilber, ihrem Spezifikum, von innen[7] geheilte, in Lustseuche übergegangene, venerische Schanker-Krankheit, welche ebenfalls nie von selbst erlischt, sondern (auch bei der besten Lebensweise und der robustesten Körper-Constitution) mit jedem Jahre zunimmt und immer in neuen und schlimmern Symptomen sich entfaltet, ebenfalls bis ans Ende des Lebens.

So weit war ich, als ich bei meinen Forschungen und Beobachtungen an solchen (unvenerischen) chronischen Kranken gleich anfänglich schon wahrnahm, daß die Verhinderung der Heilung der (täuschend als eigne und in sich abgeschlossene Krankheit erscheinenden) mancherlei Krankheitsfälle auf homöopathischem Wege mit den bis dahin ausgeprüften Arzneien, in den meisten Fällen, in einem, nicht selten geständigen, vormaligen Krätz-Ausschlage nur gar zu oft zu liegen schien; auch datirte sich gewöhnlich der Anfang aller ihrer nachgängigen Leiden von dieser Zeit her. Zudem hatte sich bei ähnlich chronischen Kranken, welche eine solche Ansteckung nicht gestanden, auch wohl, was noch häufiger war, aus Unachtsamkeit nicht bemerkt hatten, oder sich derselben wenigstens nicht erinnern konnten, nach meiner sorgfältigen Nachforschung dennoch gemeiniglich ausgewiesen, daß sich kleine Spuren davon (einzelne Krätzbläschen, Flechten u.s.w.) bei ihnen von Zeit zu Zeit, wenn auch selten, gezeigt hatten, als untrügliche Zeichen der ehemaligen Ansteckung dieser Art.

Diese Umstände, in Verbindung mit der Thatsache, daß unzählige Beobachtungen der Aerzte,4 so wie nicht selten meine eignen Erfahrungen gelehrt hatten, wie auf durch böse Kunst unterdrückten oder durch andre Ereignisse von der Haut verschwundenen Krätz-Ausschlag chronische Leiden mit gleichen oder ähnlichen Symptomen, bei sonst gesunden Menschen, augenscheinlich gefolgt waren, konnten mir keinen Zweifel übrig lassen über den innern Feind, mit welchem ich es bei ihrer ärztlichen Behandlung zu thun hatte.

Nach und nach lernte ich hülfreichere Mittel gegen dieses so viele Leiden erzeugende Ur-Uebel, das ist, gegen die mit einem allgemeinen Namen zu benennende Psora (innere Krätzkrankheit mit oder ohne ihren Hautausschlag) finden, und es ward mir dann beim Gebrauche dieser Arzneien in ähnlichen[8] chronischen Krankheiten, welchen der Kranke eine solche Ansteckung auch nicht nachweisen konnte, durch die erfolgende Hülfe einleuchtend, daß auch diese Fälle, wo der Kranke sich keiner Ansteckung dieser Art erinnerte, dennoch von der ihm vielleicht schon in der Wiege oder sonst unerinnerlich mitgetheilten Psora herrühren müßten, was dann auch bei sorgfältigerer Nachforschung bei den Eltern oder alten Anverwandten sehr oft seine Bestätigung fand.

Die genaueste Beobachtung der Hülfskraft der schon in den ersten dieser 11 Jahre hinzugefundenen antipsorischen Mittel belehrte mich immer mehr, wie häufig sowohl die mäßigen, als die größern und größten chronischen Krankheiten dieses Ursprungs seyen.

Sie belehrte mich, daß nicht allein die meisten jener vielerlei Hautausschläge, welche Willan mit ängstlicher Mühe von einander schied und mit eignen Namen belegte, sondern auch fast alle After-Organisationen von der Fingerwarze an, bis zu den größten Balg-Geschwülsten, von den Fingernägel-Verunstaltungen an, bis zu den Knochen-Geschwülsten und den Verkrüppelungen des Rückgrats und mehren andern Erweichungen und Verbiegungen der Knochen im zarten und spätern Alter, daß häufiges Nasenbluten eben sowohl als die Blut-Anhäufungen in den Venen des Mastdarms und des Afters oder die Blut-Entleerungen aus denselben (blinde oder fließende Hämorrhoiden), so wie der Bluthusten oder das Bluterbrechen oder Blutharnen, und eben sowohl die fehlende als die zu häufige weibliche Monatszeit, der mehrjährige Nachtschweiß eben sowohl als die pergamentartige Dürre der Haut, der mehrjährige Durchfall eben sowohl als die stete Hartleibigkeit und Leibverstopfung, die langwierigen Schmerzen hier oder da eben sowohl als die langjährig wiederkehrenden Convulsionen, die chronischen Geschwüre und Entzündungen, Hypersarkosen und Geschwülste sowohl, als die Abzehrungen, die Ueberempfindlichkeit sowohl, als die mancherlei Fehler oder der Mangel der Sehkraft, des Gehör-, Geruch-, Geschmack- und Tast-Sinnes, der übermäßige sowohl als der erloschene Geschlechtstrieb, sowohl die Geistes- als die Gemüths-Krankheiten vom Blödsinn bis zur Exstase, von der Schwermuth bis zur Wuth, die Ohnmachten und Schwindel wie die sogenannten Herz-Krankheiten, die Unterleibs-Uebel sammt Allem, was man unter Hysterie und Hypochondrie begreift – mit einem Worte, daß Tausende von der Pathologie mit verschiedenen[9] Namen belegter, langwieriger Leiden des Menschen – mit wenigen Ausnahmen, wahre Abkömmlinge einzig der vielgestaltigen Psora seyen. Sie belehrte mich bei fortgesetzten Beobachtungen, Vergleichungen und Versuchen in den letzten Jahren, daß die in ihren auffallenden Beschwerden so ungemein abweichenden und bei den verschiedenen Kranken so höchst verschieden scheinenden langwierigen Leiden und Gebrechen Leibes und der Seele (wenn sie nicht zu den beiden venerischen Uebeln, der Syphilis und der Sycosis zu zählen sind), alle nur theilweise Aeußerungen jenes uralten chronischen Aussatz- und Krätz-Miasms, das ist, bloß Abkömmlinge eines und desselben ungeheuern Ur-Uebels sind, dessen fast zahllose Symptome auf gleiche Weise nur Ein Ganzes bilden und daher nur als Glieder einer und derselben Krankheit anzusehen und ärztlich zu behandeln sind, wie in einem großen epidemischen Typhus (z.B. dem im Jahre 1813), wo der eine Kranke nur an einigen dieser Seuche eignen Symptomen darnieder liegt, ein zweiter Kranker wieder an nur einigen, aber andern Zufällen leidet, indeß ein dritter, vierter u.s.w. zum Theil wieder andere, dieser Epidemie zugehörige Uebel klagt, während sie doch alle an einem und demselben pestartigen Fieber kranken, und nur die von allen oder vielen dieser Kranken zusammen genommenen Symptome das ganze und vollständige Bild des zu der Zeit herrschenden Typhus darstellen, wofür das, oder die paar homöopathisch gefundenen Heilmittel5 den ganzen Typhus heilen und daher auch bei jedem einzelnen Kranken sich specifisch hülfreich erweisen, ob er gleich nur an, von denen der Andern abweichenden Symptomen leidet, und fast jeder an einer andern Krankheit zu leiden scheint.6

Eben so, nur in weit größerm Maßstabe, ist es auch mit der Psora beschaffen, jenem Grundübel so vieler chronischer Siechthume, deren jedes von dem andern wesentlich verschieden zu seyn scheint, es aber im Grunde nicht ist, wie schon die Uebereinkunft mehrer, ihnen gemeinsamer, während ihres allmähligen Verlaufs sich zeigender Symptome und so auch ihrer aller Heilung durch dieselben Heilmittel darthut.[10]

Alle chronischen Krankheiten der Menschen – auch die sich selbst überlassenen, nicht durch verkehrte Behandlung verschlimmerten – zeigen, wie gesagt, eine solche Beharrlichkeit und Ausdauer, daß, sobald sie sich entwickelt haben (und durch die Kunst nicht gründlich geheilt werden), sie mit den Jahren immer mehr zunehmen und lebenslang durch die eignen Kräfte selbst der robustesten Natur, auch bei der gesundesten Lebensart und Diät nicht gemindert, und noch weniger besiegt und ausgelöscht werden, nie also von selbst vergehen, sondern wachsen und sich verschlimmern bis zum Tode. Sie müssen daher sämmtlich festständige chronische Miasmen zum Ursprunge und zum Grunde haben, wodurch ihre Parasiten-Existenz im menschlichen Organism sich immerdar erhöhen und wachsen zu können befähigt wird.

In Europa (auch in den andern Welttheilen, so viel bekannt ist) findet man, allen Nachforschungen zufolge, nur drei solcher chronischen Miasmen, deren Krankheiten sich mit Lokal-Symptomen hervorthun und von denen wo nicht alle, doch die meisten chronischen Uebel herkommen, nämlich erstens die Syphilis (auch sonst wohl von mir venerische Schankerkrankheit genannt), dann die Sycosis oder die Feigwarzenkrankheit und endlich die dem Krätz-Ausschlage zum Grunde liegende chronische Krankheit, die Psora, von welcher, als von der wichtigsten unter allen, zuerst die Rede sein wird.

Die Psora ist es, jene älteste, allgemeinste, verderblichste und dennoch am meisten verkannte, chronischmiasmatische Krankheit, welche seit vielen Jahrtausenden die Völker verunstaltete und peinigte, seit den letzten Jahrhunderten aber die Mutter aller der Tausende unglaublich verschiedener (akuter und) chronischer (unvenerischer) Uebel geworden ist, von denen jetzt das cultivirte Menschengeschlecht auf der ganzen bewohnten Erde mehr und mehr heimgesucht wird.

Die Psora ist die älteste miasmatisch-chronische Krankheit, die wir kennen.

Eben so langwierig als die Syphilis oder die Sycosis, und daher, wenn sie nicht gründlich geheilt wird, vor dem letzten Hauche auch des längsten Menschenlebens, ebenfalls nicht erlöschend (indem selbst die robusteste Natur nie durch eigne Kraft sie in sich zu vernichten und auszulöschen vermag), ist die Krätzkrankheit (Psora) noch überdieß die [11] älteste und vielköpfigste unter allen miasmatisch-chronischen Krankheiten.

In den vielen Jahrtausenden, seit sie das Menschengeschlecht heimgesucht haben mag – denn die älteste Geschichte der ältesten Völker erreicht ihren Ursprung nicht – hat sie dergestalt an Umfang ihrer krankhaften Aeußerungen zugenommen (ein Umfang, welcher wohl durch die in so undenklichen Jahren gewachsene Ausbildung derselben in so vielen Millionen Organismen einigermaßen erklärt werden könnte, welche sie ergriff und die sie durchgangen ist), daß ihre sekundären Symptome fast nicht zu zählen sind, und alle vorkommenden, natürlichen (nicht erst durch böse Arztes-Kunst oder durch Gesundheit verderbende Arbeiten in Quecksilber, Blei, Arsenik u.s.w. erzeugten) chronischen Leiden, welche unter hundert Eigennamen als angeblich gesonderte und in sich abgeschlossene Krankheiten in der gewöhnlichen Pathologie figuriren – wenn man die von Syphilis und die noch weit seltnern von Sycosis entspringenden ausnimmt – ich sage, alle übrigen benamten und namenlosen chronischen Übel sämmtlich in der Psora ihren wahren Ursprung, ihre einzige Quelle finden.

Die allerältesten Denkmäler der Geschichte, welche wir besitzen, haben die Psora schon in großer Ausbildung. Moses7 vor 3400 Jahren zeichnet schon mehre Abarten derselben[12] aus. Doch scheint die Psora damals und auch nachher noch immer unter den Israeliten mehr die äußern Theile des Körpers zum Hauptsitze behalten zu haben, so wie in den Zeiten des noch rohen Griechenlandes, ebenfalls dann später unter den Arabern und zuletzt in dem noch uncultivirten Europa des Mittelalters. Die verschiedenen Namen, welche von den verschiedenen Völkern den mehr oder weniger bösartigen, die äußeren Theile des Körpers mannigfach verunstaltenden Abarten von Aussatz (äußeren Symptome der Psora) ertheilt wurden, gehören nicht zu meinem Zwecke und thun nichts zur Sache, da das Wesen dieser miasmatischen, jückenden Krätzkrankheit im Grunde immer dasselbe blieb.

Die indeß, während, des Mittelalters, in Europa in Gestalt eines bösartigen Rothlaufs (St. Antoniusfeuer genannt) mehre Jahrhunderte über furchtbar gewesene, abendländische Psora nahm durch den, von den rückkehrenden Kreuzzüglern im dreizehnten Jahrhunderte mitgebrachten Aussatz wieder die Gestalt des Aussatzes an und, obgleich dadurch noch mehr als vorhin in Europa verbreitet (denn im Jahre 1226 gab es allein in Frankreich 2000 Aussatzhäuser), fand die als gräßlicher Hautausschlag nun mehr um sich greifende Psora doch wiederum ihre, wenigstens äußere Minderung in den von eben solchen Kreuzfahrern zugleich aus dem Morgenlande mitgebrachten Reinlichkeit befördernden Mitteln, nämlich den vorher in Europa unbekannten (baumwollenen? linnenen?) Hemden und dem häufigern Gebrauche warmer Bäder, durch welche beiden Mittel dann, so wie durch, bei erhöheter Bildung, eingeführte, ausgesuchtere Kost und Verfeinerung der Lebensweise, es binnen ein paar Jahrhunderten doch dahin gedieh, daß die äußere Scheußlichkeit der Psora sich so weit minderte, daß zu Ausgange des funfzehnten Jahrhunderts sie nur noch in der Gestalt gewöhnlichen Krätz-Ausschlags erschien, als so eben die andersartige miasmatische, chronische Krankheit, die Syphilis, 1493 zuerst ihr furchtbares Haupt zu erheben anfing.

So in den kultivirten Ländern bis zur gewöhnlichen Krätz-Krankheit im Aeußern gemindert, ließ sich nun der nach geschehener Ansteckung erfolgende Ausschlag weit leichter von der Haut durch mancherlei Veranstaltungen wegbringen, so daß seitdem bei den eingeführten medicinischen, äußern Behandlungen, besonders in den bemitteltern und höhern Ständen, durch Bäder, Waschwasser und Salben von Schwefel, Blei,[13] Kupfer-, Zink- und Qecksilberpräparaten die Aeußerung der Psora auf der Haut oft so schnell getilgt ward und getilgt wird, daß es bei ihnen in den meisten Fällen ganz unbekannt bleibt, daß ein Kind, oder eine erwachsene Person von der Krätze befallen gewesen ist.

Hierdurch ward jedoch die Sache der Menschheit nicht gebessert, sondern in vielem Betrachte weit mehr verschlimmert. Denn wenn auch in den ältern Jahrhunderten der Psora-Ausschlag in Gestalt des Aussatzes auf der einen Seite den daran Leidenden wegen der stechenden Schmerzen in den Knollen und Schorfen, so wie wegen des heftigen Jückens im Umkreise derselben sehr beschwerlich war, so blieb doch ihr übriges Befinden, wegen der hartnäckigen äußern Beharrlichkeit dieses für das innere Psora-Uebel vikarirenden großen Haut-Leidens, in der Regel mehr unangetastet; ja, was noch mehr ist, das gräßliche, ekelhafte Ansehn eines Aussätzigen machte auf jeden Gesunden einen so abschreckenden Eindruck, daß Alles schon in der Entfernung vor ihm floh, so daß die Absonderung der meisten dieser Kranken und ihre Verwahrung in den Leprosen-Häusern sie von der übrigen menschlichen Gesellschaft entfernt hielt, wodurch die Ansteckung ungemein eingeschränkt und verhältnißmäßig selten blieb.

Hingegen in der (durch die oben angegebenen Ursachen) im Laufe des vierzehnten und funfzehnten Jahrhunderts dem Aeußern nach wieder so sehr gemilderten Form der Psora, als Krätze (wo die nach der Ansteckung hervorkommenden Bläschen Anfangs sehr wenig Aufsehn machen und leicht verborgen gehalten werden können, ihres unerträglichen Jückens wegen aber unaufhaltbar aufgekratzt werden und so ihre Feuchtigkeit umher verbreiten) wird das psorische Miasm derselben um desto gewisser und leichter vielen andern Menschen mitgetheilt, je verdeckter es geschieht, indem die mit der psorischen Feuchtigkeit unsichtbar verunreinigten Dinge die, sie unwissender Weise berührenden, Menschen in weit größerer Zahl anstecken, als die ihres abschreckenden Aeußern wegen ehedem sorgfältig gemiedenen Aussätzigen je thun konnten.

Die Psora ist auf diese Weise unter allen die alleransteckendsteund allgemeinste unter den chronischen Miasmen geworden.

Das Miasm ist nämlich indeß gemeiniglich schon weiter verbreitet, ehe derjenige, von welchem es ausging, für seinen jückenden Ausschlag ein äußeres Vertreibungsmittel (Bleiwasser,[14] Salbe von weißem Quecksilberpräcipitat u.s.w.) begehrt oder erlangt hatte und ohne daß er gesteht, Krätz-Ausschlag gehabt zu haben, oft sogar, ohne es selbst zu wissen, ja oft, ohne daß selbst der Arzt oder Wundarzt es wußte, von welcher Art der von ihm durch Bleiwasser u.s.w. vertriebene Ausschlag gewesen ist.

Daß die ärmere und niedere Menschenklasse, welche die Krätze länger auf der Haut wuchern läßt, bis sie den Menschen umher zum Abscheu werden und gezwungen sind, sich den Ausschlag zu vertreiben, schon bis dahin Viele angesteckt haben muß, läßt sich leicht denken.

Also nicht bloß deßhalb ist die Menschheit durch die Minderung der äußern Form der Psora vom Aussatze bis zum Krätz-Ausschlage übler dran, daß dieser mehr ungesehen und im Verborgenen und daher häufiger anzustecken pflegt, sondern auch vorzüglich deßhalb, weil die nun bis zur bloßen Krätze äußerlich gemilderte, aber desto allgemeiner verbreitete Psora, indem sie in ihrem Wesen noch eben so unverändert, wie ursprünglich, und von gleich fürchterlicher Natur blieb, nach der jetzt leichtern Vertreibung ihres Ausschlags, im Innern desto unbemerkter wächst und so, seit diesen drei letzten Jahrhunderten, die traurige Rolle spielt, nach bewirkter Vernichtung8 ihres Hauptsymptoms (des äußern Haut-Ausschlags),[15] jene unzählige Menge sekundärer Krankheitssymptome hervorzubringen, das ist, Legion chronischer Leiden zu erzeugen, deren Quelle die Aerzte nicht ahneten, nicht enträthselten, und welche deßhalb von ihnen ebenso wenig geheilt[16] werden konnten, als die ursprüngliche ganze (von ihrem Haut-Ausschlage noch begleitete) Krätzkrankheit (Psora) durch sie jemals gründlich geheilt worden war, sondern durch die Menge ihrer Fehlmittel sich immerdar verschlimmern mußten, wie die tägliche Erfahrung lehrt.

Eine so große Fluth von zahllosen Nervenübeln, schmerzhaften Leiden, Krämpfen, Geschwüren (Krebsen), Afterorganisationen, Untüchtigkeiten, Lähmungen, Abzehrungen und Geistes-, Gemüths- und Körperverkrüppelungen gab es in den ältern Zeiten, wo die Psora noch meist auf ihr äußeres, fürchterliches (doch für das innere Uebel vikarirendes) Hautsymptom, den Aussatz, sich beschränkte, lange nicht; bloß in den letztern drei Jahrhunderten ward und wird die Menschheit von ihr überströmt, aus der eben angeführten Ursache.9

So ward die Psora die allgemeinste Mutter der chronischen Krankheiten.

Die jetzt so leicht, so unbesonnen ihres beschwichtigenden und für das innere Uebel vikarirenden Hautsymptoms, des Krätz-Ausschlags, beraubte Psora bringt seit den letzten drei Jahrhunderten immer mehr und so viele ihrer sekundären Symptome hervor, daß wenigstens Sieben Achtel aller vorkommenden chronischen Siechthume von ihr, als von ihrer einzigen Quelle ausgehen, während das übrige Achtel aus Syphilis und Sycosis oder einer Complication von zweien dieser drei miasmatisch-chronischen Krankheiten, oder (was selten[17] ist) aller dreier entspringt. Selbst die Syphilis gehet, wegen ihrer leichten Heilbarkeit durch die kleinste Gabe der besten Quecksilberbereitung, so wie die Sycosis, wegen ihrer nicht schweren Heilbarkeit durch ein paar Gaben Lebensbaum-Saft, mit Salpeter-Säure abwechselnd gebraucht, nur dann in ein langwieriges, schwer zu heilendes Siechthum über, wenn sie mit Psora compliciert sind. So ist auch die Psora die unter allen am meisten verkannte Krankheit, und daher die ärztlich am übelsten und nachtheiligsten behandelte.

Es ist unglaublich, wie sehr die neuere Arztwelt gewöhnlicher Schule sich an dem Wohle der Menschheit versündigte, indem sie – fast keinen Lehrer der Medicin, fast keinen der angesehensten neuern Aerzte und medicinischen Schriftsteller ausgenommen – es als Regel festsetzte und gleichsam als einen untrüglichen Satz lehrte: »daß jeder Krätz-Ausschlag bloß ein lokales, nur auf der Haut sitzendes Uebel sey, woran der übrige Organism durchaus keinen Antheil nehme, daß man ihn daher jederzeit und ohne Bedenken durch Schwefelsalbe, durch die noch schärfere Jassersche Salbe, durch Schwefelräucherungen, durch Blei- oder Zink-Auflösungen, am schnellsten aber durch Quecksilberpräcipitate örtlich von der Haut wegschaffen könne und müsse; wäre der Ausschlag nur erst von der Haut weggeschafft, so sey alles gut und der Mensch gesund und alles Uebel sey gehoben; freilich, wenn man den Ausschlag vernachlässige und lange Zeit auf der Haut wuchern ließe, dann könne es wohl kommen, daß der böse Stoff endlich Gelegenheit finde, sich durch die einsaugenden Gefäße in die Säftmasse einzuschleichen, und so das Blut, die Säfte und die Gesundheit verderbe; da könne der Mensch wohl endlich Beschwerden von diesen (doch durch Darm- und Blutreinigungen bald wieder aus dem Körper zu schaffenden) bösen Säften bekommen; aber durch die zeitige Vertreibung von der Haut würden alle etwauigen Nachkrankheiten verhütet und der innere Körper bleibe ganz gesund.«

Diese gräßlichen Unwahrheiten lehrten und lehren sie nicht allein, sondern sie führen sie auch praktisch aus, so daß man heutigen Tages, ohne Ausnahme, in allen, selbst den berühmtesten Krankenanstalten der aufgeklärtest scheinenden Länder und Städte, so wie die einzelnen Krätzigen in Privathäusern niedern und höhern Standes, so auch alles, was in Zucht- und Waisenhäusern, den übrigen Civil-Krankenhäusern[18] und den Militär-Spitälern an mit solchen Ausschlägen behafteten Kranken sich befindet, kurz, die unzählige Menge Aller ohne Unterschied nicht nur von den unberühmten, sondern von allen, den berühmtem, wie von den berühmtesten Aerzten einzig mit den genannten äußern Mitteln behandeln und ihre Ausschläge damit, je schneller, wie sie wähnen, desto besser, von der Haut vertilgen10 sieht – allenfalls mit Beigebrauch einiger großen Gaben Schwefelblumen und einiger starken Abführungsmittel (um, wie sie vorgeben, den Körper zu reinigen) – worauf sie dann mit frechen Zuversicht und Betheuerung, daß nun alles gut sey, die Kranken aus der Kur, gleich als wären sie gesund, entlassen,11 ohne[19] auf die bald oder später darauf mit Gewißheit erfolgenden Uebel (nämlich, die sich von innen in tausend verschiedenen Uebeln hervorthuende Psora) zu achten oder sie bemerken zu wollen.12

Wenn dann die getäuschten Unglücklichen bald oder später mit den unvermeidlich auf eine solche Behandlung folgenden Siechthumen, mit Geschwulst-Krankheiten, hartnäckigen Schmerzen an diesem oder jenem Theile, mit hypochondrischen oder hysterischen Beschwerden, mit Gichtübeln, Abzehrungen, Lungeneiterungen, stetem oder krampfhaftem Asthma, mit Blindheit, Taubheit, Lähmungen, Knochenfraß, Geschwüren (Krebs), Krämpfen, Blutflüssen, Geistes- und Gemüthskrankheiten u.s.w. zurückkehren, so wähnen die Aerzte, etwas ganz Neues vor sich zu haben, ohne die Quelle davon zu ahnen, und kuriren und kuriren nach gewöhnlichem Schlendrian der Therapie vergeblicher und schädlicher Weise darauf los, mit Arzneien, gegen Krankheits-Phantome gerichtet, das ist, gegen Ursachen, den sich hervorthuenden Uebeln angedichtet, bis der Kranke nach vieljährigen, immer gesteigerten Leiden, gemeiniglich durch den Tod, das Ende aller irdischen Leiden, aus ihren Händen befreiet wird.13

Die ältern Aerzte waren gewissenhafter hierin und beobachteten vorurtheilloser. Sie sahen deutlich und überzeugten[20] sich, daß unzählige Uebel und die schwersten chronischen Krankheiten auf die Vertilgung des Krätz-Ausschlags von der Haut erfolgten, und bestrebten sich, da diese Erfahrungen sie, bei jeder Krätze zugleich eine innere Krankheit anzunehmen, gelehrt hatten, durch viele innere Mittel, so gut sie ihnen ihre Therapie darreichte, durch eine unzählige Menge innerer Arzneien zugleich jenes mit Recht vorausgesetzte, innere, große Uebel auszutilgen. Es war freilich nur ein vergebliches Bestreben, weil ihnen die hülfreiche Methode unbekannt blieb (welche zu finden, bloß das Vorrecht der Homöopathie werden konnte); aber dieses ihr aufrichtiges Bestreben war dennoch an sich lobenswerth, weil es sich auf die Einsicht eines hinweg zu schaffenden, innern großen Uebels beim Krätz-Ausschlage gründete und sie abhielt, sich einzig auf die örtliche Vernichtung des Ausschlags von der Haut zu verlassen, wie die Neuern thun, welche nicht schnell genug mit Vertreibung des Ausschlags von der Haut fertig werden zu können glauben – gleich als wäre es ein bloß äußeres Hautübel – ohne auf die großen hierauf folgenden Nachtheile zu achten, welche uns die ältern Aerzte in tausend Beispielen warnend in ihren Schriften vor Augen gelegt haben.

Die Beobachtungen jener ehrlichen Männer sind aber allzu sprechend, als daß sie sich verächtlich zurückweisen oder mit gutem Gewissen ignoriren ließen.

Ich werde hier einige von diesen zahllosen, uns hinterlassenen Erfahrungen anführen, die ich mit einer gleichen Zahl aus meinen Beobachtungen vermehren könnte, wären jene nicht schon überflüssig hinreichend, um zu zeigen, mit welcher Wuth die innere Psora sich hervorthut, wenn ihr das äußere, zur Beschwichtigung des inwohnenden Uebels dienende Lokal-Symptom, der Haut-Ausschlag, geraubt wird, und welche Gewissenssache es für einen menschenfreundlichen Arzt sey, alle seine Bestrebungen dahin zu richten, durch eine angemessene Behandlung vor Allem die innere Krankheit zu heilen, wodurch der Haut-Ausschlag zugleich mit aufgehoben und vernichtet, auch alle die nachgängigen, unzähligen, aus der Psora hervorquellenden, lebenslänglichen, chronischen Leiden erspart und im voraus verhütet, oder, wenn sie dem Kranken schon das Leben verbitterten, geheilt werden können.

Die theils akuten, theils und vorzüglich chronischen Krankheiten, welche von solcher einseitigen Vernichtung des für die innere Psora beschwichtigend vikarirenden Haut-Symptoms[21] (des Ausschlags und Jückens) – fälschlich, »Zurücktreibung der Krätze in den Körper« genannt – entspringen, sind unzählig, das ist, so vielerlei, als die Eigenheiten der mancherlei Körperconstitutionen und der sie modificirenden Außenwelt verschieden sind.

Eine kurze Übersicht des davon erfolgenden vielfachen Unglücks trägt der erfahrungsreiche, redliche Ludwig Christian Juncker in Diss. de damno ex scabie repulsa, Hal. 1750. S. 15-18. vor. Er beobachtete, daß bei sanguinischen jungen Personen, Lungensucht, bei Sanguinischen überhaupt, Hämorrhoiden, Hämorrhoidal-Koliken und Nierenstein, bei Sanguinisch-cholerischen, Schooßdrüsen-Geschwülste, Gelenksteifigkeit und bösartige Geschwüre (Todtenbrüche genannt), bei fetten Personen, Stick-Katarrh und Schleim-Schwindsucht, auch Entzündungsfieber, hitziger Seitenstich und Lungenentzündung davon entstanden. In Leichenöffnungen habe man die Lungen verhärtet und voll Eitersäcke angetroffen; auch andre Verhärtungen, Knochen-Geschwülste und Geschwüre sah er von dieser Ausschlags-Unterdrückung entstehen; Phlegmatische litten davon vorzüglich an Wassersuchten; der Monatfluß werde verzögert, und wenn während des monatlichen Blutflusses die Krätze vertrieben werde, so trete an seine Stelle monatlicher Bluthusten; zur Melancholie geneigte Personen würden zuweilen wahnsinnig, und wären sie schwanger, so sterbe die Frucht gemeiniglich; zuweilen verursache die Unterdrückung der Krätze Unfruchtbarkeit;14 bei Säugenden fehle gewöhnlich die Milch; es entstehe davon vorzeitiges Verschwinden der Regeln; bei ältern Frauen gehe die Bährmutter in Verschwärung über, unter tiefen, brennenden Schmerzen und Abzehrung (Mutterkrebs).[22]

Seine Erfahrungen wurden häufig durch Andrer Beobachtungen15 bestätigt. So beobachtete davon:

Engbrüstigkeit, Lentilius, Miscell. med. pract. Tom. I. S. 176. – Fr. Hoffmann, Abh. v.d. Kinderkrankheiten, Frft. 1741. S. 104. – Detharding, in Append. ad Ephem. Nat. Cur. Dec. III, ann. 5. et 6. et in obs. parallel. ad obs. 58. – Binninger, Obs. Cent. V. obs. 88. – Morgagni, de sedibus et caus. morb. Epist. XIV. 35. – Acta Nat. Cur. Tom. V. obs. 47. – J. Juncker, Consp. ther. spec. tab. 31. – F.H.L. Muzell, Wahrnehm. Samml. II. Cas. 8.A1J. Fr. Gmelin in Gesners[23] Samml. v. Beob. V.S. 21.A2HundertmarkZieger, Diss. de scabie artificiali, Lips. 1758. S. 32.A3BeireisStammen, Diss. de causis cur inprimis plebs scabie laboret. Helmst. 1792. S. 26.A4Pelargus (Storch), Obs. clin. Jahrg. 1722. Seite 435 bis 438.A5 – Breslauer Samml. vom Jahre 1727. S. 293.A6Riedlin, der Vater, Obs. Cent. II. obs. 90. Augsburg 1691.A7

[24] Erstickungs-Katarrh, Ehrenfr. Hagendorn, hist. med. phys. Cent. I. hist. 8. 9.A8Pelargus, a.a.O. Jahrg. 1723. S. 15.A9

Asthmatische Erstickungen, Joh. Phil. Brendel, Consilia med. Frft. 1615. Cons. 73. – Ephem. Nat. Cur. Ann. II. obs. 313. – Wilh. Fabr. v. Hilden, Obs. Cent. III. obs. 39.A10Ph. R. Vicat, Obs. pract. obs. 35. Vitoduri, 1780.A11J.J. Waldschmid, Opera, S. 244.A12

Engbrüstigkeit mit allgemeiner Geschwulst, Waldschmid, a.a.O. – Höchstetter, Obs. Dec. III. obs. 7. Frft. et Lips. 1674. S. 248. – Pelargus,[25] a.a.O. Jahrg. 1723. S. 504.A13Riedlin, der Vater, a.a.O. Obs. 91.A14

Engbrüstigkeit und Brustwassersucht, Storch, in Act. Nat. Cur. Tom. V. obs. 147. – Morgagni, de sed. et causis morb. XVI. art. 34.A15Richard, Recueil d'observ, de Méd. Tom. III. S. 308. à Paris 1772. – Hagendorn, a.a.O. Cent. II. hist. 15.A16

Seitenstechen und Brustentzündung, Pelargus, a.a.O. S. 10.A17Hagendorn, a.a.O. Cent. III. hist. 58. – Giseke, Hamb. Abhandl. S. 310. – Richard, a.a.O. – Pelargus, a.a.O. Jahrg. 1721. S. 23 und 114.A18 und Jahrg. 1723. S. 29.A19[26] und Jahrg. 1722. S. 459.A20Sennert, praxis med. lib. II. P. III. Cap. 6. S. 380. – Jerzembsky, Diss. Scabies salubris in hydrope. Halae 1777.A21Karl Wenzel, die Nachkrankheiten von zurückgetretener Krätze, Bamb. 1826. S. 49.A22

Seitenstechen und Husten, Pelargus, a.a.O. Jahrg. 1722. S. 79.A23

Heftiger Husten, Richard, a.a.O. – Juncker, Conspect. med. theor. et pract. tab. 76. – Hundertmark, a.a.O. S. 23.A24

Bluthusten, Phil. Georg Schroeder, Opusc. II. S. 322. – Richard, a.a.O. – Binninger, Obs. Cent. V. obs. 88.

Bluthusten und Schwindsucht, Chn. Max. Spener, Diss. de aegro febri maligna, phthisi complicata laborante. Giess. 1699.A25 Bagliv, Opera, S. 215. – Sicelius, Praxis casual. Exerc. III. cas. 1. Frft. et Lips. 1743.A26Morgagni, a.a.O. XXI,[27] art. 32.A27Unzers Arzt CCC. Seite 508.A28 Karl Wenzel, a.a.O. S. 32.

Eitersammlung in der Brust, F.A. Waitz, medic.-chir. Aufsätze, Th. I.S. 114. 115.A29Preval, im Journal de Médec. LXI. S. 491.

Eiterbälge im Gekröse, KrauseSchubert, Diss. de scabie humana. Lips. 1779. S. 23.A30

Große Verderbnisse vieler Eingeweide, J.H. Schulze, in Act. Nat. Cur. Tom. I. obs. 231.A31

Verdorbnes Gehirn, Diemenbroek, Obs. et Curat. med. obs. 60. – Bonet, Sepulchretum anat. Sect. IV. obs. 1. § 1.A32 und § 2.A33J.H. Schulze, a.a.O.

Wasserkopf, Acta helvet. V.S. 190.

Geschwüre am Magen, L. Chn. Juncker, Diss. de scabie repulsa, Hal. 1750. S. 16.A34

[28] Sphacelus des Magens und Zwölffingerdarms, Hundertmark, a.a.O. S. 29.A35

Allgemeine Wassergeschwulst.A36

Brust-Wassersucht, Hefsler bei Karl Wenzel, a.a.O. S. 100. und 102.

Bauchwassersucht, Richard, a.a.O. und bei mehren Beobachtern.

Hodensack-Geschwülste (bei Knaben), Fr. Hoffmann, Med. rat. syst. III. S. 175.

Rothe Geschwulst des ganzen Körpers, Lentilius, Misc. med. pract. T.I. S. 176.

Gelbsucht, Baldinger, Krankheiten ein. Armee. S. 226. – Joh. Rud. Camerarius, Memorab. Cent. X. § 65.

Ohrdrüsen-Geschwülste, Barette im Journal de Med. XVIII. S. 169.

[29] Halsdrüsen-Geschwülste, Pelargus, a.a.O. Jahrg. 1723. S. 593.A37Unzer, Arzt, Th. VI. St. 301.A38

Augenverdunkelung und Presbyopie, Fr. Hoffmann, Consult. med. 1., cas. 50.A39

Augenentzündung, G.W. Wedel – Snetter, Diss. de Ophthalmia. Jen. 1713. – Hallmann, in Königl. Vetenskaps Handl. f.A.X.S. 210.A40G. Chph. Schiller, de scabie humida, S. 42. Erford. 1747.

Grauer Staar, Chn. Gottlieb Ludwig, Advers, med. Tom. II S. 157.A41

[30] Schwarzer Staar, Northof, Diss. de scabie, Götting. 1792. S. 10.A42Chn. G. Ludwig, a.a.O.A43Sennert, prax. lib. III. Sect. 2. Cap. 44. – Trecourt, chirurg. Wahrnehmungen, S. 173. Leipz. 1777. – Fabricius ab Hilden, Cent. II. obs. 39.A44

Taubheit, Thore in Capelle, Journ. de santé, Tom. I. – Daniel, Syst. aegritud. II. S. 228. – Ludwig, a.a.O.

Eingeweide-Entzündung, Hundertmark, Diss. de scabie artificiali. Lips. 1785. S. 29.

Hämorrhoiden, Mastdarm-Blutfluß, Acta helvet. V. S. 192.A45Daniel, Syst. aegritud. II. S. 245.A46

Leiden des Unterleibs, Fr. Hoffmann, Med. rat. syst. III. S. 177.A47

Harnruhr (Diabetes), Comment. Lips. XIV. S. 365. – Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 10. S. 162. – C. Weber, Obs. f. I. S. 62.

Harnunterdrückung, Sennert, Prax. lib. 3. S. 8. – Morgagni, a.a.O. XLI. art. 2.A48

[31] Rothlauf, Unzer, Arzt, Th. V. St. 301.A49

Scharfe, jauchige Ausflüsse, Fr. Hoffmann, Consult. Tom. II. Cas. 125.

Geschwüre, Unzer, Arzt, Th. V. St. 301.A50 Pelargus, a.a.O. Jahrg. 1723. Seite 673.A51 – Breslauer Samml. 1727. Seite 107.A52Muzell, Wahrnehm. II. Cas. 6.A53Riedlin, der Sohn, Cent. obs. 38.A54AlbertiGorn, Diss. de scabie, S. 24. Hal. 1718.

Knochenfraß, Richard, a.a.O.

Knochen-Geschwulst des Knie's, Valsalva bei Morgagni, de sed. et caus. morb. I. art. 13.

Knochenschmerzen, Hamburger Magaz. XVIII. S. 3, 253.

[32] Rachitis und Abzehrung bei Kindern, Fr. Hoffmann, Kinderkrankh. Leipz. 1741. S. 132.

Fieber, B.V. Faventinus, Medicina empir. S. 260. – Ramazzini, Constit. epid. urbis II. No. 32. 1691.A55J.C. Carl, in Act. Nat. Cur. VI. obs. 16.A56

Fieber, Reil, Memorab. Fasc. III. S. 169.A57Pelargus, a.a.O. Jahrg. 1721. Seite 276.A58 und ebend. Jahrg. 1723.A59Amatus, Lusit. Cent. II. Cur. 33. – Schiller, Diss. de scabie humida. Erford. 1747. S. 44.A60J.J. Fick, Exercitatio med. de scabie retropulsa. Hal. 1710. § 2A61Pelargus,[33] – a.a.O. Jahrg. 1722. S. 122.A62 – auch Jahrg. 1723. S. 10. – auch Jahrg. 1723. S. 14.A63 und S. 291. – C. G. Ludwig, Advers. med. II. S. 157 bis 160.A64Morgagni, a.a.O. X. art. 9.A65 XXI. art. 31.A66 XXXVIII. art. 22.A67 LV. art. 3.A68

[34] Fieber,Lanzonus in Eph. Nat. Cur. Dec. III. ann. 9. et 10. Obs. 16 und 113. – Höchstetter, Obs. med. Dec. VIII. Cas. 8.A69 TrillerWehle, Diss. nullam medicinam interdum esse optimam, Witemb. 1754.A70 Fick, a.a.O. § 1.A71Waldschmid, Opera. S. 241. – Gerbizius in Eph. Nat. Cur. Dec. III. ann. 2. obs. 167. – Amatus, Lusit. Cent. II. Curat. 33.A72Fr. Hoffmann, Med. rat. system. T. III. S. 175.A73

Dreitägiges Wechselfieber, Pelargus, a.a.O. Jahrg. 1722. S. 103. vergl. mit Seite 79.A74Juncker,[35] a.a.O. tab. 79. – Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 4. – Welsch, Obs. 15. – Sauvages, Spec. 11. – de Hautesierk, Obs. Tom. II. S. 300. – Comment. Lipsienses XIX. S. 297.

Viertägiges Wechselfieber, Thom. Bartholinus, Cap. 4 hist. 35. – Sennert, Paralip. S. 116. – Fr. Hoffmann, Med. rat. system. III. S. 175.A75

Schwindel und gänzliches Sinken der Kräfte, Gabelchofer, Obs. med. Cent. II. obs. 42.

Fallsuchtartiger Schwindel, Fr. Hoffmann, Consult. med. I. cas. 12.A76

Schwindelartige Fallsucht, Fr. Hoffmann, a.a.O. S. 30.A77

[36] Konvulsionen, Juncker, a.a.O. tab. 53. – Höchstetter, Eph. Nat. Cur. Dec. 8. cas. 3. – Eph. Nat. Cur. Dec. 2. ann. 1. obs. 35. und ann. 5. obs. 224. – D.W. TrillerWelle, Diss. Nullam medicinam interdum esse optimam. Viteb. 1754. § 13. 14.A78Sicelius, Decas Casuum I. Cas. 5.A79Pelargus, a.a.O. Jahrg. 1723. S. 545.A80

Epileptische Zuckungen, und

Fallsucht, J.C. Carl in Act. Nat. Cur. VI. obs. 16.A81[37]E. Hagendorn, a.a.O. hist. 9.A82Fr. Hoffmann, Consult. med. I. cas. 31.A83Ebend. Med. rat. syst. T. IV. P. III. Cap. 1. und in Kinderkrankheiten, S. 108. – Sauvages, Nosol. spec. 11. – de Hautesierk, Obs. T. II. S. 300. – Sennert, prax. III. Cap. 44. – Eph. Nat. Cur. Dec. III. ann. 2. obs. 29. – Gruling, Obs. med. Cent. III. obs. 73. – Th. Bartholin, Cent. 3. hist. 20. – Fabr. de Hilden, Cent. III. obs. 10.A84Riedlin, lin. med. ann. 1696. Maj. obs. 1.A85Lentilius, Miscell. med. pr. p. 1. S. 32. – G. W. Wedel, Diss. de aegro epiléptico. Jen. 1673.A86Herrm. Grube, de Arcanis medicorum non arcanis, Hafn. 1673. S. 165.A87Tulpius, Obs. lib. I. Cap. 8.A88Th. Thompson, Medic. Rathpflege,[38] Leipzig 1779. S. 107. 108.A89Hundertmark, a.a.O. S. 32.A90Fr. Hoffmann, Consult. med. I. Cas. 28. S. 141.A91

Schlagfluß, Cummius in Eph. Nat. Cur. Dec. 1. ann. 1. obs. 58. – Moebius, Institut. med. S. 65. – J.J. Wepfer, Histor. Apoplect. Amstel. 1724. S. 457.

Lähmung, Höchstetter, Obs. med. Dec. VIII. obs. 8. S. 245. – Journ. de Méd. 1760. Sept. S. 211. – Unzer, Arzt, VI. St. 301.A92 Hundertmark, a.a.O. S. 33.A93Krause Schubert, Diss.[39] de scabie humani corp. Lips. 1779. S. 23.A94Karl Wenzel, a.a.O. S. 174.

Melancholie, Reil, Memorab. Fasc. III. S. 177.A95

Wahnsinn, Landais bei Roux, Journ. de Médecine, Tom. 41. – Amat.Lusitanus, Curat. med. Cent. II. Cur. 74. – J.H. SchulzeBrune, Diss. Casus aliquot mente alienatorum, Hal. 1707. Cas. 1. S. 5.A96F.H. Waitz, medic.-chirurg. Aufsätze, Th. 1. S. 130.A97 Altenburg 1791. – Richter in Hufel. Journ. XV. II. – Großmann in Baldinger's neuem Mag. XI. I.A98[40]

Wer könnte nun nach Ueberdenkung auch schon dieser wenigen Beispiele, welche aus den Schriften der Aerzte jener Zeit und meinen Erfahrungen16 um Vieles vermehrt werden könnten, wohl noch so unverständig bleiben, in denselben das große, im Innern verborgene Uebel, die Psora, zu verkennen, wovon der Krätz-Ausschlag und ihre andern Formen, Grindkopf, Milchkruste, Flechte u.s.w., nur Ankündigungszeichen der innern, ungeheuern Krankheit des ganzen Organisms, nur dieselbe vikarirend beschwichtigende, äußere Lokal-Symptome sind? Wer wollte nach Lesung dieser obschon wenigen Fälle noch Anstand nehmen, zuzugeben, daß die Psora, wie schon oben gesagt, die verderblichste aller chronischen Miasmen sey? wer so unverschämt, um mit den neuern allöopathischen Aerzten zu behaupten, daß Krätz-Ausschlag, Grindkopf und Flechten nur so oberflächlich auf der Haut säßen und daher unbedenklich äußerlich vertrieben werden könnten und müßten, da der innere Körper keinen Theil daran nehme und dabei gesund bleibe?

Wahrlich, unter allen Freveln, die man den neuern Aerzten alter Schule nachweisen kann, ist dieß der allerschädlichste, schändlichste und unverzeihlichste!

Wer aus solchen Beispielen und unzähligen andern dergleichen nicht das Gegentheil von jener Behauptung sehen will, verblendet sich mit Fleiß und arbeitet absichtlich zum Verderben der Menschen hin.[41]

Oder wären sie so wenig von der Natur aller der mit Hautübeln verbundnen, miasmatischen Krankheiten unterrichtet, daß sie nicht wüßten, wie sie alle gleichen Gang bei ihrer Entstehung nehmen? und wie alle dergleichen Miasmen zuerst zu innern Krankheiten des ganzen Organisms werden, ehe ihr äußeres Beschwichtigungs-Symptom auf der Haut erscheint?

Wir wollen diesen Vorgang etwas näher beleuchten, woraus wir sehen werden, daß alle miasmatische Krankheiten, welche eigenartige Lokalübel auf der Haut zeigen, stets eher als innere Krankheiten im Körper vorhanden sind, ehe sie ihr Lokal-Symptom äußerlich auf der Haut erscheinen lassen, daß jedoch nur bei den akuten und ihrem Verlaufe in den bestimmten Tagen das Lokal-Symptom sammt der innern Krankheit zugleich zu verschwinden pflegt und den Körper frei von beiden zurückläßt, dagegen aber bei den chronischen Miasmen das äußere Lokal-Symptom theils vertrieben werden, theils von selbst von der Haut verschwinden kann ohne daß jemals die innere Krankheit ungeheilt weder ganz, noch zum Theil lebenslang aus dem Organism weiche; – sie nimmt vielmehr immerfort mit den Jahren zu, wenn sie nicht durch die Kunst geheilt wird.

Ich muß um so mehr ganz umständlich auf diesen Hergang in der Natur hier aufmerksam machen, da die gewöhnlichen Aerzte, besonders der neuern Zeit, so fehlsichtig, ich kann richtiger sagen, blind waren, daß ungeachtet sie diesen Hergang bei Entstehung und Bildung der akuten miasmatischen Ausschlags-Krankheiten gleichsam mit Händen greifen konnten, sie dennoch ein Gleiches bei den chronischen weder ahneten, noch beobachteten und daher die Lokal-Symptome derselben für bloß äußerlich auf der Haut existirende After-Organisationen und Unreinigkeiten, ohne innere Grundübel, ausgaben, den Schanker sowohl als die Feigwarze und eben so den Krätz-Ausschlag, und daher – indem sie das innere Hauptübel übersahen, auch wohl frech wegläugneten – durch die bloß äußere Behandlung und Vernichtung gedachter Lokal-Symptome unsägliches Unglück über die leidende Menschheit brachten.

Bei Entstehung dieser drei chronischen Uebel sind, wie bei den akuten, miasmatischen Ausschlags-Krankheiten, drei verschiedene Hauptpunkte in weit aufmerksamere Betrachtung zu ziehen, als bisher geschah. Ich meine erstens den[42] Zeitpunkt der Ansteckung, zweitens den Zeitraum, in welchem der ganze Organism von der angesteckten Krankheit durchdrungen wird, bis sie sich im Innern ausgebildet hat, und drittens den Ausbruch des äußern Uebels, wodurch die Natur die Vollendung der innern Ausbildung der miasmatischen Krankheit durch den ganzen Organism von außen beurkundet.

Die Ansteckung mit Miasmen der akuten sowohl, als der gedachten chronischen Krankheiten geschieht ohne Zweifel in einem einzigen, das ist, in dem für die Ansteckung günstigsten Augenblicke.

Fängt die Menschenpocke oder die Kuhpocke, so geschieht es in dem Augenblicke, wo bei der Einimpfung derselben die krankhafte Flüssigkeit im blutigen Hautritze mit dem offen liegenden Nerven in Berührung kommt, welcher die Krankheit dann unwiderruflich der Lebenskraft (dem ganzen Nervensysteme) im gleichen Augenblicke dynamisch mittheilt. Nach diesem Ansteckungs-Momente kann kein Abwaschen, Aetzen, Brennen, ja selbst kein Abschneiden des Theils, welcher die Ansteckung gefaßt und angenommen hat, den Fortgang der Krankheit im Innern wieder vernichten und ungeschehen machen; die Menschenpocke, die Kuhpocke, die Masern u.s.w. vollenden dennoch im Innern ihren Lauf, und das jedem eigenthümliche Fieber bricht, sobald nach mehren Tagen die innere Krankheit sich ausgebildet und vervollständigt hat, mit seinen Menschenpocken, mit seiner Kuhpocke, mit seinen Masern17 u.s.w. aus.[43]

Derselbe Fall ist es, ohne mehrer anderer akuter Miasmen zu gedenken, auch bei Verunreinigung der Haut des Menschen mit dem Blute eines mit Milzbrand behafteten Rindes. Hat es, wie sehr oft, angesteckt und gehaftet, so ist alles Abwaschen der Haut vergeblich; die fast stets tödtliche schwarze oder Brand-Blatter kommt dennoch (gewöhnlich am Orte der Ansteckung) nach 4, 5 Tagen hervor, das ist, sobald der ganze lebende Organism sich zu dieser schrecklichen Krankheit ungeändert hat.

(Eben so ist es mit der Ansteckung halbakuter Miasmen ohne Ausschlag. Unter vielen vom wüthenden Hunde gebissenen Menschen – Dank sey es dem gütigen Weltordner! – werden nur Wenige angesteckt – selten der zwölfte; oft (wie ich selbst beobachtete) unter zwanzig oder dreißig Gebissenen nur Einer; die übrigen auch noch so sehr vom wüthenden Hunde Zerfleischten genesen gewöhnlich alle, wenn sie auch nicht ärztlich oder wundärztlich behandelt werden.)18 Bei wem aber das Wuthgift gehaftet hat, bei dem hat es in dem Augenblicke des Bisses gehaftet und sich den nächsten Nerven und somit zugleich dem ganzen Systeme der Nerven, ohne Widerrede, mitgetheilt, und die Wuth bricht, sobald das Uebel im ganzen Organism ausgebildet ist (zu welcher Ausbildung und Vollendung des innern Uebels die Natur mindestens mehre Tage, oft viele Wochen bedarf), als akute, schnell tödtende Krankheit aus. Hat nun der Geifer des wüthigen[44] Hundes-Bisses wirklich gehaftet, so ist, wie gesagt, die Ansteckung gewöhnlich im Augenblicke des Bisses unwiderruflich erfolgt, denn Erfahrungen zeigen, daß selbst die schnelle Ausscheidung19 und Ablösung des begeiferten Theils nicht vor dem Fortgange des Uebels im Innern, nicht vor dem Ausbruche der Wasserscheu schützte – daher auch eben so wenig die vielen hundert andern gerühmten, äußern Mittel zur Reinigung, Ausbeizung und Vereiterung der Bißwunde vor dem Ausbruche der Hundswuth schützen konnten! –)

Aus dem Vorgange bei allen diesen miasmatischen Krankheiten ersiehet man deutlich, daß, nach der Ansteckung von außen, die dazu gehörige Krankheit im Innern des ganzen Menschen erst ausgebildet, der innere Mensch erst durch und durch pocken-, maser-, scharlach-krank geworden seyn muß, ehe diese verschiednen Ausschläge auf der Haut erscheinen können.

Für alle diese akuten, miasmatischen Krankheiten besitzt aber die Menschennatur jenen, in der Regel, so wohlthätigen Prozeß, dieselben (nämlich das specifische Fieber sammt dem specifischen Ausschlage) im Verlaufe von zwei bis drei Wochen wieder zu vertilgen und durch eine uns unbekannte Entscheidungs-Art (crisis) von selbst aus dem Organism wieder auszulöschen, so daß der Mensch dann gänzlich von ihnen (wenn er nicht von denselben getödtet wird), und zwar in kurzer Zeit, zu genesen pflegt.20[45]

Bei den chronischen miasmatischen Krankheiten beobachtet die Natur in Hinsicht der Ansteckungs-Art und der vorgängigen Bildung der innern Krankheit, ehe das äußere Anzeige-Symptom ihrer innern Vollendung sich an der Oberfläche des Körpers hervorthut, denselben Gang; dann aber zeigt sich jene große, merkwürdige Verschiedenheit von den akuten, daß bei den chronischen Miasmen die innere ganze Krankheit, wie schon gesagt, lebenslang im Organisme verharret, ja mit den Jahren immer mehr zunimmt, wenn sie nicht durch die Kunst ausgelöscht und gründlich geheilt wird.

Von diesen chronischen Miasmen werde ich zu dieser Absicht nur die zwei anführen, welche wir etwas genauer kennen, nämlich den venerischen Schanker und die Krätze.

Beim unreinen Beischlafe entsteht wahrscheinlichst in einem Augenblicke an der Stelle der Berührung und Einreibung die specifische Ansteckung.

Hat die Ansteckung gehaftet, so wird fortan der ganze lebende Körper davon ergriffen. Unmittelbar nach dem Ansteckungs-Momente beginnt die Bildung der venerischen Krankheit im ganzen Innern.

An der Stelle der Geschlechtstheile, wo die Ansteckung erfolgt ist, sieht man in den ersten Tagen nichts Widernatürliches, nichts Krankhaftes, Entzündetes oder Angefressenes; auch ist alles unmittelbar nach dem unreinen Beischlafe erfolgende Waschen und Reinigen des Theils vergeblich. Die Stelle bleibt dem Ansehn nach gesund, bloß der innere Organism ist durch die (gewöhnlich in einem Augenblicke erfolgte) Ansteckung in Thätigkeit[46] gesetzt, um das venerische Miasm sich einzuverleiben und durch und durch venerisch krank zu werden.

Erst dann, wenn diese Durchdringung aller Organe vom empfangenen Uebel zu Stande gekommen, erst dann, wann die Veränderung des Ganzen zu einem durchaus venerischen Menschen, das ist, die innere Ausbildung der venerischen Krankheit vollendet ist – nur dann erst bestrebt sich die kranke Natur, das innere Uebel dadurch zu erleichtern und zu beschwichtigen, daß sie ein zuerst als ein Bläschen (gewöhnlich an der Anfangs angesteckten Stelle) hervorkommendes und dann erst zu einem schmerzhaften Geschwüre aufbrechendes Lokal-Symptom zu Stande bringt, was man Schanker nennt, was aber nur 5, 7, 14 Tage, auch wohl erst, doch selten, 3, 4, 5 Wochen nach dem Momente der Ansteckung zum Vorscheine kommt. Also offenbar ein von dem, durch und durch venerisch gewordenen Organism von innen hervorgebrachtes, für das innere Leiden vikarirendes Schanker-Geschwür, fähig, durch Berührung dasselbe Miasm (die venerische Krankheit) wieder andern Menschen mitzutheilen.

Wird nun die so entstandene ganze Krankheit durch das innerlich gegebene, specifische Arzneimittel wieder ausgelöscht, so heilt zugleich auch der Schanker und der Mensch ist genesen.

Wird aber, wie von den Aerzten alter Schule täglich noch geschieht, vor Heilung der innern Krankheit, der Schanker örtlich vernichtet21 so bleibt die miasmatisch-chronische, venerische Krankheit als Lustseuche im Organism übrig und[47] verschlimmert sich, wenn sie auch dann nicht innerlich geheilt wird, von Jahre zu Jahre, bis ans Ende des Lebens; selbst die robusteste Körperbeschaffenheit kann sie nicht in sich austilgen.

Bloß durch Heilung der den ganzen Körper durchdringenden, venerischen Krankheit (wie ich seit vielen Jahren gelehrt und praktisch geübt habe) wird zugleich ihr Lokal-Symptom, der Schanker, zweckmäßig zur Heilung gebracht, am besten, ganz ohne Zuthun irgend eines äußern Vertreibungsmittels – während die bloß örtliche Vernichtung des Schankers, ohne vorgängige allgemeine Heilung und Befreiung des Menschen von der ganzen innern Krankheit, den gewissen Ausbruch derselben, die Lustseuche mit ihren Leiden, zur Folge hat.

Wie die Syphilis, eben so ist die Psora (Krätz-Krankheit) eine miasmatisch-chronische Krankheit und von ähnlicher anfänglicher Bildung.

Die Krätzkrankheit ist jedoch auch die alleransteckendste unter den chronischen Miasmen und bei weitem ansteckender, als die andern beiden chronischen Miasmen, die venerische Schankerkrankheit und die Feigwarzenkrankheit. Zur Ansteckung mit letzteren beiden gehört, um sie zu bewirken (das Miasm müßte denn etwa in eine Wunde gerathen), schon ein gewisser Grad von Einreibung an den zartesten, nervenreichsten und mit dem dünnsten Oberhäutchen bedeckten Stellen unsers Körpers, dergleichen die Geschlechtstheile sind; das Krätzmiasm aber bedarf nur der Berührung der allgemeinen Oberhaut, am meisten bei zarten Kindern. Die Fähigkeit, vom Krätzmiasm angesteckt zu werden, hat – was bei den andern beiden Miasmen nicht der Fall ist – fast jeder Mensch und fast unter allen Umständen.

Kein chronisches Miasm steckt allgemeiner, gewisser, leichter und unbedingter an, als das Krätzmiasm; wie gesagt, es ist das ansteckendste unter allen. Es ist so leicht mittheilbar, daß schon der von einem Kranken zum andern eilende Arzt beim Pulsfühlen sie oft unwissend Mehren einimpfte;22 Wäsche, mit krätziger Wäsche gewaschen;23[48] neue, aber von einem Krätzigen schon anprobierte Handschuhe, ein fremdes Nachtlager, ein fremdes Handtuch zum Abtrocknen diesen Ansteckungs-Zunder mittheilte, ja, daß oft schon der eben erst an's Tageslicht kommende kleine Weltbürger bei seinem Durchgange durch die äußern Geburtstheile seiner (wie nicht selten) mit dem Miasm behafteten Mutter, oder von der bei einer ähnlichen Kreisenden (oder sonst vorher) damit verunreinigten Hand der Geburtshelferin dieß unglückliche Loos erhält, oder als Säugling von seiner Amme, oder auf dem Arme seiner Wärterin entweder von dieser oder von dem liebkosenden Streicheln einer fremden, unreinen Hand angesteckt wird. Die tausend Mal tausend andern möglichen Berührungen mit diesem Miasm unsichtbar besudelter Dinge im Gange des Menschenlebens nicht einmal zu erwähnen, welche oft nicht geargwohnt, oft nicht vermieden werden können, dergestalt, daß die von der Psora unangesteckt gebliebenen Menschen unter die seltenern gehören. Wir brauchen die Ansteckung nicht erst in vollgepfropften Spitälern, Fabrik- und Gefangenen-Sälen oder in Waisenhäusern oder in den schmutzigen Hütten der Armuth aufzusuchen; selbst im freien Leben, in der Abgezogenheit, wie im vornehmen Stande schleicht sie sich ein. Der Einsiedler auf dem Montserrat entgeht in seinem Felsenneste ihr eben so selten, als der kleine Prinz in den battistenen Windeln.

Sobald das Krätzmiasm z.B. die Hand berührt, wo bleibt es in dem Augenblicke, wo es gehaftet hat, nicht mehr örtlich. Alles Waschen und Reinigen der Stelle hilft nun nichts mehr. Man sieht die ersten Tage noch nichts da an der Haut; sie bleibt unverändert und dem Anscheine nach gesund. Kein Ausschlag und kein Jücken ist in diesen Tagen am Körper, selbst nicht an der eben angesteckten Stelle zu bemerken. Der Nerve, welcher das Miasm zuerst ergriff, hatte es schon den Nerven des übrigen Körpers unsichtbar, dynamisch mitgetheilt, und der lebende Organism ward sofort von dieser specifischen Erregung im Stillen dergestalt durchdrungen, daß er genöthigt war, das psorische Miasm sich allmählig anzueignen, bis die Veränderung des Ganzen zu einem durchaus psorischen Menschen, das ist, die innere Ausbildung der Psora vollendet worden.

Nur dann erst, wann der ganze Organism sich von dieser eigenartigen, chronisch-miasmatischen Krankheit umgeschaffen fühlt, bestrebt sich die kranke Lebenskraft, das innere[49] Uebel durch Veranstaltung eines angemessenen Lokal-Symptoms auf der Haut (Krätzbläschen) zu erleichtern und zu beschwichtigen, so daß, so lange dieser Ausschlag in naturgemäßer Verfassung äußerlich besteht, die innere Psora mit ihren sekundären Leiden nicht hervorbrechen kann, sondern verdeckt, schlummernd, latent und gebunden bleiben muß.

Gewöhnlich bedarf es vom Augenblicke der Ansteckung an gerechnet einen Zeitraum von 6, 7, 10, auch wohl 14 Tagen, ehe jene Umstimmung des ganzen innern Organisms in Psora zu Stande gekommen ist. Dann erst erfolgt, nach einem abendlichen, kleinern oder größern Froste und einer in der folgenden Nacht entstehenden, mit Schweiß endigenden, allgemeinen Hitze (einem Fieberchen, was von vielen Personen von Verkältung hergeleitet und nicht geachtet wird) der Ausbruch der erst feinen, frieselartigen, weiterhin sich vergrößernden Krätzpusteln (Bläschen) auf der Haut24 – zuerst in der Gegend der Anfangs angesteckten Stelle – und zwar mit einem wohllüstig kitzelnden (so zu sagen, unerträglich angenehmen) Jücken (Grimmen) begleitet, was so unaufhaltbar zum Reiben und Aufkratzen der Krätzbläschen zwingt, daß, wenn man sich des Reibens oder Kratzens mit Gewalt enthält, ein Schauder die Haut des ganzen Körpers durchschüttert. Dieß Reiben und Kratzen giebt zwar auf Augenblicke einige Genugthuung, aber es erfolgt dann sofort ein lang dauerndes Brennen an der Stelle. Abends spät und die Vormitternacht ist dieß Jücken am häufigsten und unerträglichsten.

Diese Krätzbläschen enthalten in den ersten Stunden ihres Aufkommens eine wasserhelle Lymphe, die sich schnell in Eiter verwandelt, welcher den Kopf des Bläschens anfüllt.

Das Jücken zwingt nicht bloß zu reiben, sondern wegen seiner Heftigkeit, wie gesagt, selbst die Bläschen aufzureiben und aufzukratzen, wovon die dadurch ausgedrückte Feuchtigkeit wieder reichlichen Ansteckungs-Zunder für die Umgebungen[50] des Kranken und andre noch unangesteckte Personen ausgiebt. Alle mit dieser Feuchtigkeit, selbst unmerklich besudelten Glieder, so wie Wäsche, Kleider und Geräthe aller Art pflanzen, wenn sie berührt werden, die Krankheit wieder weiter fort.

Doch bloß dieses Haut-Symptom der den ganzen Organism durchdrungenen Psora (welches, als mehr offenbar in die Sinne fallend, den eignen Namen Krätze führt), bloß dieser Ausschlag, sage ich, so wie die davon später entstandenen, mit dem eigenartigen Krätzjücken in ihrem Umfange begleiteten Geschwüre und die krätzartig jückenden, beim Reiben feuchtenden Flechten (Schwinden), so wie der Grindkopf, vermögen die Krankheit auf andre Personen fortzupflanzen, weil sie allein das mittheilbare Miasm der Psora enthalten – dahingegen die nach Verschwindung oder künstlicher Vernichtung des Ausschlags mit der Zeit wieder emporkommenden, übrigen, sekundären Symptome der Psora, die psorischen Allgemeinleiden, diese Krankheit auf Andre gar nicht und, so viel wir wissen, eben so wenig übertragen, als die sekundären Symptome der Lustseuche andre Menschen (wie J. Hunter zuerst beobachtete und lehrte) mit Syphilis anstecken.

Bei seit kurzem erst hervorgekommenem, also noch nicht sehr weit über die Haut verbreitetem Krätz-Ausschlage ist nichts von dem innern Gemeinleiden der Psora im Befinden des Kranken zu spüren; er befindet sich dem Anscheine nach wohl. Das Ausschlags-Symptom vikarirt für das innere Uebel und erhält die Psora mit ihren sekundären Uebeln gleichsam latent und gebunden.25

In diesem Zustande ist die ganze Krankheit am leichtesten durch die innerlich gegebnen, specifischen Arzneien heilbar.

Läßt man aber die Krankheit ihren eigenthümlichen Gang gehen, ohne Anwendung eines innern, hülfreichen oder eines[51] äußern, Ausschlag vertreibenden Mittels, so vergrößert sich schnell die ganze Krankheit im Innern, und diese Verstärkung des innern Uebels macht daher eine ebenmäßige Vergrößerung des Haut-Symptoms nothwendig; der Krätz-Ausschlag muß daher, um das größer gewordene innere Uebel noch beschwichtigen und latent erhalten zu können, endlich die ganze Oberfläche des Körpers überziehen.

Auch in dieser Höhe der Krankheit befindet sich der Mensch in jeder andern Hinsicht noch anscheinend gesund; alle Symptome der innerlich so weit vergrößerten Psora bleiben noch verdeckt und beschwichtigt durch das in gleicher Maße vergrößerte Haut-Symptom; aber eine so große Qual, wie ein über den ganzen Körper verbreitetes, so unausstehliches Jücken ist, vermag auch der robusteste Mensch nicht länger zu ertragen; er sucht sich um jeden Preis von dieser Qual zu befreien, und da es keine gründliche Hülfe bei den Aerzten alter Schule für ihn giebt, so sucht er wenigstens sich von dem unausstehlich jückenden Ausschlage, es koste auch sein Leben, zu befreien, wozu ihm die Mittel gar bald an die Hand gegeben werden, theils von andern unwissenden Leuten, theils von den allöopathischen Aerzten und Wundärzten. Er sucht die äußere Pein los zu werden, ohne das größere Unglück zu ahnen, was unausbleiblich auf Vertreibung des äußern (für die innere vergrößerte Psora-Krankheit bisher vikarirenden) Haut-Symptoms erfolgt und erfolgen muß, wie schon obige Beobachtungen genüglich darthun. Indem er sich aber einen solchen Krätz-Ausschlag äußerlich vertreibet, zieht er sich ein ähnliches Unglück zu und handelt eben so unsinnig, wie der, welcher, um sich schnell der Armuth zu entheben und sich glücklich (wie erwähnt) zu machen, eine große Summe raubt und sich den Kerker und den Galgen damit erwirbt.

Je länger die Krätzkrankheit schon gedauert hatte – der Ausschlag mochte sich nun, wie gewöhnlich, dabei über den größten Theil der Haut verbreitet haben, oder es mochte, wegen einer eigenthümlichen Unthätigkeit der Haut (wie in einigen Fällen) der Ausschlag nur bei einigen wenigen Krätzbläschen stehen geblieben seyn26 – in beiden Fällen, wenn nur die Psora mit ihrem Haut-Symptome zusammen alt geworden ist, in beiden Fällen, sage ich, ist die Vertreibung[52] des größern oder kleiner und auch noch so klein gebliebnen Krätz-Ausschlags von den allerverderblichsten Folgen wegen der unausbleiblich darauf hervorbrechenden, durch ihren langen Fortgang bis dahin hoch angewachsenen innern Krätzkrankheit (Psora) mit allen ihren unnennbaren Leiden.

Doch dem Unverstande des ununterrichteten Laien ist es zu verzeihen, wenn er durch kaltes Sturzbad, Wälzen im Schnee, blutiges Schröpfen oder Einschmieren der ganzen Haut oder auch nur der Gelenke mit Schwefel, unter Fett gerührt, den Krätz-Ausschlag und das lästige Jücken vertreibt, da er nicht weiß, welchen gefährlichen Zufällen und Ausbrüchen der innerlich lauernden Psora-Krankheit er hierdurch Thüre und Thor öffnet. Aber wer soll es den Männern verzeihen, deren Amt und Pflicht es ist, den Umfang jenes, durch äußeres Vertreiben des Krätz-Ausschlags unausbleiblich erfolgenden, unübersehlichen Unglücks von der dann aus dem ganzen Organism erwachenden Psora zu kennen und es auf alle Weise durch gründliche, innere Heilung dieser ganzen Krankheit27 zu verhüten – wenn man sie sieht, die Krätzigen[53] alle auf gleiche Art falsch behandeln, ja mit noch gewaltsamern innern und äußern Mitteln, mit scharfen Purganzen,[54] dann mit Jasserscher Salbe, mit Waschwasser von essigsaurem Blei, Quecksilber-Sublimate oder vitriolsaurem Zinke, vorzüglich aber mit Salbe, aus Fett und Schwefelblüthen oder Quecksilber-Präcipitaten bereitet, den Ausschlag wohlgemuth und leichtfertig vernichten, unter der Versicherung: »es sey nur eine in der Haut sitzende Unreinigkeit, welche fortgeschafft werden müsse; dann sey alles gut und der Mensch bleibe gesund und von allen Beschwerden frei.« Wer soll es ihnen verzeihen, wenn sie durch jene, in den Schriften älterer, gewissenhafter Beobachter verzeichneten Warnungs-Beispiele und viele Tausend andre oft, ja täglich vor ihre Augen tretende, ähnliche nicht klug werden, nicht zur Einsicht und Ueberzeugung kommen wollen, welches gewisse, schnell tödtende oder lebenslängliche, schleichende Unglück sie dem Krätzigen durch Vertilgung seines Ausschlags zuziehen, indem sie hierdurch die von unzähligen Leiden schwangere,[55] innere Krätzkrankheit (Psora) bloß entfesseln, statt sie zu vernichten und zu heilen, und so das tausendköpfige Ungeheuer, statt es zu besiegen, durch Niederreißung der dasselbe einschließenden Schranken, unerbittlich auf den betrogenen Kranken loslassen, zu dessen Verderben?

Es läßt sich leicht erachten, wie auch die Erfahrung lehrt, daß, je mehre Monate der vernachlässigte Krätz-Ausschlag auf der Haut wucherte, die innere Psora unter demselben desto gewisser in einem mäßigen Zeitraume schon eine große, endlich ihre größte Höhe erreichen konnte, welchen fürchterlichen Anwuchs sie dann auch durch die um desto gefährlichern Folgen beurkundet, welche die Vertreibung eines so langwierigen Ausschlags jedesmal unausbleiblich nach sich zieht.

Dagegen ist es eben so gewiß, daß der erst seit wenigen Tagen auf eine unlängst vorher entstandene Ansteckung hervorgekommene, anfängliche, mindere Ausschlag einiger wenigen Krätzbläschen mit weniger unmittelbarer Gefahr vertrieben wird, wo die im ganzen Organism entstandene, innere Psora noch nicht Zeit gehabt hatte, zu einem hohen Grade zu erwachsen, und man muß gestehen, daß eine solche Vertreibung ganz kürzlich entstandener, weniger Krätzbläschen oft keine auffallend starke, böse Folgen unmittelbar darauf sehen läßt, daher es vorzüglich bei zärtlichen und vornehmen Personen oder ihren Kindern gewöhnlich unbekannt bleibt, daß das einzelne, oder die wenigen, erst seit einigen Tagen entstandenen, heftig jückenden Bläschen, wenn sie, vom geschäftigen Hausarzte sogleich mit Bleisalbe oder Bleiwasser belegt, schon den folgenden Tag wieder verschwunden sind, eine Krätz-Ansteckung zum Grunde hatten.

So klein aber auch die innere Psora zur Zeit der schnellen Vertreibung eines nur so eben erst in wenigen Bläschen hervorgekommenen Krätz-Ausschlags seyn mag, wie die dann oft nur mäßigen darauf erfolgenden Unbäßlichkeiten und Beschwerden zeigen (welche jedoch vom Hausarzte aus Unwissenheit gewöhnlich auf andre, geringfügige Ursachen geschoben werden); so bleibt die innere Psora-Krankheit, obschon dann noch klein, gleichwohl in ihrem Wesen und in ihrer chronischen Natur dieselbe allgemeine psorische Krankheit des ganzen Organisms, das ist, ohne Hülfe der Kunst unauslöschlich, durch die eignen Kräfte selbst der besten, robustesten Körper-Konstitution unvertilgbar[56] und stets im Zunehmen begriffen bis an's Ende des Lebens. Zwar pflegt sie, so zeitig wie möglich von den ersten Spuren ihres Haut-Symptoms durch örtliche Mittel befreiet, Anfangs gewöhnlich nur allmählig anzuwachsen, und nur langsame Fortschritte im Organism zu thun – ungleich langsamere, als wo der Ausschlag lange Zeit auf der Haut geduldet ward (in welchem Falle, wie schon erwähnt, die Fortschritte der innern Psora reißend schnell sind) –; aber sie vergrößert sich dennoch unablässig und, auch im besten Falle und bei den günstigsten äußern Verhältnissen, so im Stillen, und oft Jahre lang so wenig in die Augen fallend, daß, wer die Zeichen ihrer schlummernden Anwesenheit nicht kennt, diese Personen durchaus für gesund und frei von allem inneren Uebel halten und erklären würde. Oft Jahre lang pflegt sie sich nicht in großen Symptomen hervorzuthun, welche man auffallende Krankheit nennen könnte.

Viele hundert Beobachtungen haben mir28 nach und nach die Zeichen verrathen, an denen die innerlich schlummernde,29[57] bisher latent gebliebne Psora (Krätz-Siechthum) auch in den Fällen zu erkennen ist, wo sie noch nicht zur auffallenden Krankheit sich hervorgethan hat, um dann noch um desto leichter das Uebel mit der Wurzel ausrotten und gründlich heilen zu können, ehe die innere Psora zu einer offenbaren (chronischen) Krankheit emporstieg und zu jener fürchterlichen Höhe sich entwickelte, deren bedenkliche Zustände die Heilung oft schwierig, und in einigen Fällen unmöglich machen.

Es giebt der Zeichen der im Innern sich allmählig vergrößernden, vor der Hand jedoch noch schlummernden, nicht zum vollen Ausbruche einer auffallenden Krankheit gediehenen Psora viele; aber Eine Person hat sie nicht alle zugleich; der Eine hat mehre davon in seinem Befinden, der Andre weniger; der Eine nur bloß diese vor der Hand, im Laufe der Zeit auch die andern, und jene nicht, je nach der besondern Anlage seines Körpers oder nach Maßgabe der äußern Lage dieses oder jenes Individuums.

Meist bei Kindern: öfterer Abgang von Spulwürmern und Maden, unleidliches Kriebeln von letztern im Mastdarm.

Oft aufgetriebner Unterleib.

Bald unersättlicher Hunger, bald Appetitlosigkeit.

Blässe des Gesichts und Schlaffheit der Muskeln.

Oeftere Augenentzündungen.

Halsdrüsen-Geschwülste (Skropheln).

Schweiß am Kopfe, Abends nach dem Einschlafen.

Nasenbluten bei Mädchen und Jünglingen (seltner bei ältern), oft von großer Heftigkeit.

Gewöhnlich kalte oder inwendig schweißige Hände (Brennen in den Handflächen).

Kalte trockne, oder übelriechende schweißige Unterfüße (Brennen in den Fußsohlen).

Bei geringer Veranlassung, Einschlafen der Arme oder Hände, der Beine oder Füße.

Oefterer Klamm in den Waden (den Arm- und Hände-Muskeln).[58]

Schmerzloses Aufhüpfen einzelner Muskeltheile hie oder da am Körper.

Ofter oder langwieriger Stock- oder Fließschnupfen oder Katarrh30 (oder Unmöglichkeit, einen Schnupfen zu bekommen, selbst bei der stärksten Veranlassung, bei übrigem, steten Uebelbefinden solcher Art).

Langwierige Verstopfung des einen oder beider Nasenlöcher.

Geschwürige Nasenlöcher (böse Nase).

Lästiges Trockenheitsgefühl in der Nase.

Oeftere Halsentzündung, öftere Heiserkeit.

Kurzes Frühhüsteln.

Oeftere Engbrüstigkeitsanfälle.

Leichtes Verkälten (theils des ganzen Körpers, theils bloß des Kopfes, des Halses, der Brust, des Unterleibes, der Füße, z.B. in Zugluft31 (gewöhnlich bei Neigung dieser Theile zu Schweiße), und mancherlei davon, oft anhaltende Beschwerden.

Leichtes Verheben, oft schon vom Tragen oder Aufheben eines kleinen Gewichts, oft schon vom über sich Langen und Ausstrecken der Arme noch hohen Gegenständen (und eine Menge von dieser oft mäßigen Streckung der Muskeln erfolgender Beschwerden: Kopfschmerz, Uebelkeit, Sinken der Kräfte, Spannschmerz in den Genick- und Rückenmuskeln u.s.w.).

Oft einseitiges Kopfweh oder Zahnweh schon von mäßigen Gemüthsstörungen.

Oeftere, fliegende Gesichtshitze und Röthe, nicht selten mit einiger Aengstlichkeit.

Oefteres Ausfallen der Kopfhaare, Trockenheit derselben, viel Schuppen auf dem Haarkopfe.

Neigung zu Rothlauf (Rose) hie und da.

Mangel der Regeln, Unordnungen in der Monatreinigung, zu viel, zu wenig, zu zeitig (zu spät), zu lange anhaltend, zu wässerig, mit mancherlei Körperbeschwerden verbunden.[59]

Zucken der Glieder beim Einschlafen.

Müdigkeit früh beim Erwachen; erquickungsloser Schlaf.

Früh-Schweiß im Bette.

Gar zu leichtes Schwitzen am Tage, bei geringer Bewegung (oder Unfähigkeit, in Schweiß zu kommen).

Weiße, oder doch sehr blasse, noch öfter, rissige Zunge.

Viel Rachenschleim.

Uebler Mundgeruch oft, oder fast stets, besonders früh und während des Monatlichen, welcher entweder fade, oder säuerlich, oder wie von verdorbnem Magen, oder moderig, auch faulig gespürt wird.

Säure-Geschmack im Munde

Früh-Uebelkeit.

Leerheits-Empfindung im Magen.

Widerwillen gegen gekochte warme Speisen, besonders Fleisch (vorzüglich bei Kindern).

Widerwillen gegen Milch.

Die Nacht oder früh, Trockenheit im Munde.

Leibschneiden oft, oder täglich (besonders bei Kindern), mehr früh.

Harter, gewöhnlich über einen Tag zögernder Stuhl in Knoten, oft mit Schleim überzogen (oder fast steter weicher, durchfälliger, gähriger Stuhlgang).

Blutader-Knoten am After, Blutabgang mit dem Stuhle.

Schleim-Abgang durch den After, mit oder ohne Koth.

Jücken am After.

Dunkler Harn.

Geschwollene, erweiterte Adern an den Beinen (Aderkröpfe, Wehadern).

Frostbeulen und Frostbeulen-Schmerz außer der strengen Winterkälte, auch wohl selbst im Sommer.

Hüneraugenschmerz, ohne äußern Druck der Schuhe.

Leichtes Verknicken, Verstauchen, Vergreifen dieses oder jenes Gelenks.

Knacken einiger oder mehrer Gelenke bei Bewegung.

Ziehende, spannende Schmerzen im Genicke, dem Rücken, den Gliedern, besonders in den Zähnen (bei feuchtem, stürmischen Wetter, bei Nordwest- und Nordostwinde, nach Verkälten, Verheben, unangenehmen Leidenschaften u.s.w.).

Erneuerung von Schmerzen und Beschwerden in der Ruhe, die bei Bewegung vergehen.[60]

Die meisten Beschwerden sind des Nachts und erneuern oder erhöhen sich bei tiefem Barometerstande, bei Nord- und Nordostwinde, im Winter und gegen den Frühling zu.

Unruhige, schreckhafte oder doch allzu lebhafte Träume.

Unheilsame Haut; jede kleine Verletzung geht in Verschwärung über, rissige Haut der Hände und Unterlippen.

Oeftere Blutschwäre, öftere Nagelgeschwüre (Fingerwurm).

Dürre Haut an den Gliedmaßen, Ober-Armen, Ober-Schenkeln, auch wohl auf den Backen.

Hie oder da eine rauhe, sich abschuppende Stelle der Haut, die zuweilen wohllüstiges Jücken und, nach dem Reiben, Brennen verursacht.

Hie oder da zuweilen, obgleich selten, ein einzelnes, unleidlich wohllüstig, aber unerträglich jückendes Bläschen, in seiner Spitze bald mit Eiter gefüllt und nach dem Reiben ein Brennen verursachend, an einem Finger, an der Handwurzel oder sonst wo.

Mit einigen oder mehren dieser Beschwerden (auch öfter und oft) behaftet, hält sich der Mensch noch für gesund und auch Andre halten ihn dafür. Er kann auch viele Jahre dabei ein sehr erträgliches Leben führen und ziemlich ungehindert seinen Geschäften obliegen, so lange er jung oder noch in seinen kraftvollen Jahren ist und kein besondres Ungemach von außen erdulden darf, sein hinreichendes Auskommen hat, nicht in Aergerniß oder Kummer lebt, sich nicht über seine Kräfte anstrengt, vorzüglich aber ganz heitrer, gelassener, geduldiger, zufriedener Gemüthsart ist. Da kann die Psora (inneres Krätz-Siechthum), welche sich durch einige oder mehre der obigen Symptome dem Kenner bemerkbar macht, viele Jahre im Innern fortschlummern, ohne den Menschen in eine anhaltende chronische Krankheit zu versetzen.

Doch selbst bei diesen günstigen äußern Verhältnissen können, sobald die Person in die Jahre kommt, schon oft geringe Anlässe (eine mäßige Aergerniß, oder Erkältung, ein Diätfehler u.s.w.) einen oft heftigen Anstoß von (obgleich nur kurzer) Krankheit hervorbringen: eine heftige Kolik, Brust-, Hals-Entzündung, Rothlauf, Fieber und dergleichen – Krankheits-Anfälle, deren Heftigkeit oft in keinem Verhältnisse zu der mäßigen Erregungsursache steht. – Dergleichen pflegt sich am meisten zur Herbst- und Winterzeit, oft aber auch vorzugsweise im Frühlinge zu ereignen.[61]

Wo jedoch die Person, es sey nun ein Kind oder ein Erwachsener, mit im Innern schlummernder Psora, auch vielen Anschein von Gesundheit hat, aber in das Gegentheil der eben angedeuteten, günstigen Lebens-Verhältnisse geräth, wenn z.B. sein Befinden und sein ganzer Organism durch ein umhergehendes epidemisches Fieber, oder eine ansteckende akute Krankheit,32 Pocken, Masern, Keichhusten, Scharlachfieber, Purpurfriesel u.s.w., oder durch eine äußere schwere Verletzung, Stoß, Fall, Verwundung, bedeutende Verbrennung, Bein- oder Arm-Bruch, schwere Niederkunft und durch das Krankenlager (gemeiniglich mit Beihülfe unrichtiger und schwächender allöopathischer Behandlung) von allen diesen sehr geschwächt und erschüttert worden ist – wenn Einschränkung auf sitzendes Leben in düstrer, dumpfer Stubenluft die Lebenskraft schwächen, traurige Todesfälle geliebter Angehörigen das Gemüth durch Gram niederbeugen, oder tägliche Aergerniß und Kränkung das Leben verbittert – oder Verfall der Nahrung, oder gänzlicher Mangel an dem Nothwendigen und Unentbehrlichen eintritt und Blöße und geringe Kost Muth und Kräfte niederschlagen; da erwacht die bisher schlummernde Psora und zeigt in den weiter unten folgenden, erhöheten und gehäuften Symptomen sich in ihrem Uebergange zur Bildung schwerer Uebel; diese oder jene von den namenlosen (psorischen) chronischen Krankheiten33 bricht aus und verschlimmert sich (am meisten unter[62] der schwächenden und angreifenden, schiefen Behandlung durch allöopathischeAerzte)[63] von Zeit zu Zeit fast ohne Nachlaß oft bis zur fürchterlichsten Höhe, wenn für den Kranken nicht bald wieder günstigere,[64] äußere Verhältnisse eintreten, die dann das Siechthum zu einem gemäßigtern Fortgange bestimmen.[65]

Doch wenn auch wieder eine günstige äußere Lage den reißenden Fortgang des ausgebrochenen Uebels hemmen sollte, so ist dann doch durch keine bisher bekannt gewesene Kurart wahre Gesundheit wieder herzustellen auf die Dauer, und gewöhnliche allöopathische Kuren mit ihren angreifenden, unpassenden Mitteln – Bäder, Quecksilber, Blausäure, Jodine, Digitalis, China, Hungerkur und die andern Modemittel mit eingeschlossen – beschleunigen bloß die Ankunft des Todes, des Endes aller von den Aerzten nicht zu heilenden Leiden.34

Ist unter den angegebnen, ungünstigen äußern Verhältnissen nur erst der Uebergang der Psora aus ihrem schlummernden und gebundenen Zustande in ihrem Erwachen und ihrem Ausbruche geschehen und der Kranke überläßt sich dann der schädlichen Vielgeschäftigkeit des gewöhnlichen allöopathischen Arztes, der es seinem Amte und seinem Erwerbe für angemessen hält, ohne Schonung mit den Mauerbrechern seiner heftigen, unpassenden Mittel und schwächenden Behandlungen, wie man täglich mit Bedauern sieht, auf den Organism des Kranken loszustürmen, da mögen indeß auch die äußern Umstände des Kranken und seine Lage zu seinen Umgebungen noch so vortheilhaft sich geändert haben, die Verschlimmerung[66] der Krankheit geht dennoch vorwärts, ohne Rettung, unter solchen Händen.

Das Erwachen der innern, bisher schlummernden, latenten und (durch gute Körper-Konstitution und günstige äußere Verhältnisse) gleichsam gebunden gehaltenen Psora und ihre Ausbruch zu ernsthaftern Uebeln und Siechthumen kündigt sich durch Erhöhung obiger, die schlummernde Psora andeutenden und durch eine zahllose Menge verschiedner andrer Zeichen und Beschwerden an – verschieden je nach der verschiednen Körper-Konstitution des Menschen, seiner Erb-Anlage, den verschiednen Fehlern in seiner Erziehung und seiner Angewohnheiten, seiner Lebensweise und Diät, seiner Beschäftigungen, seiner Geistes-Richtung, seiner Moralität u.s.w. –

Bei sich zur offenbaren, sekundären Krankheit entwickelndem Krätz-Siechthume zeigen sich dann folgende Symptome, welche ich bloß aus Geschichten von Krankheitsfällen, die ich selbst mit Erfolg behandelte und die geständlich aus Krätz-Ansteckung entsprossen, auch weder mit Lustseuche noch mit Feigwarzen-Uebel vermischt waren, entnommen und beobachtet habe. Ich bescheide mich gern, daß in der Erfahrung Andrer noch weit mehre vorkommen können.

Ich erinnere hier nur noch, daß unter den angeführten zuweilen einander ganz entgegengesetzte Symptome mit vorkommen, wovon der Grund in den verschiednen Körper-Beschaffenheiten beim Ausbruche der innern Psora zu suchen ist. Doch wird die eine Art seltner als die andre angetroffen, und es entsteht davon keine besondere Hinderung der Heilung.

Schwindel, Taumel beim Gehen.

Schwindel; wenn er die Augen zuthut, geht alles mit ihm herum; es wird ihm dabei brecherlich.

Schwindel; bei schnellem Umdrehen fällt er fast über den Haufen.

Schwindel, wie ein Ruck im Kopfe, wovon er auf einen Augenblick die Besinnung verliert.

Schwindel mit häufigem Aufstoßen.

Schwindel beim Herabsehen selbst auf den ebenen Boden, oder beim Sehen in die Höhe.

Schwindel beim Gehen auf einem, von beiden Seiten nicht eingeschlossenen Wege, auf freien Ebenen.

Schwindel; sie kommt sich selbst, oder andre Gegenstände kommen ihr bald zu groß, bald zu klein vor.[67]

Schwindel, ohnmachtartiger.

Schwindel, in Bewußtlosigkeit übergehend.

Düseligkeit, Unvermögen zu denken und Geistesarbeiten zu vollführen.

Sie hat ihre Gedanken nicht in ihrer Gewalt.

Sie ist zu Zeiten ganz wie ohne Gedanken (sitzt wie in Gedanken).

Von freier Luft düselig und dämisch im Kopfe.

Es wird ihm zuweilen ganz dunkel und schwarz vor den Augen, beim Gehen oder Bücken, oder Wiederaufrichten nach Bücken.

Andrang des Blutes nach dem Kopfe.A99

Hitze im Kopfe (und im Gesichte).A100

Ein kalter Druck oben auf dem Kopfe.A101

Kopfschmerz, dumpfer, gleich früh beim Erwachen oder Nachmittags bei starkem Gehen oder beim Lautsprechen.

Kopfschmerz, einseitiger in gewissen Zeitperioden (nach 28, 14 oder weniger Tagen), mehr beim Vollmonde oder beim Neumonde, oder nach Gemüths-Erregungen, Verkältungen u.s.w. ein Drücken oder andrer Schmerz oben auf, oder in dem Kopfe, oder ein Bohren über einem Auge.A102[68]

Kopfschmerz täglich zu gewissen Stunden, z.B. ein Stechen in den SchläfenA103

Anfälle von pochendem Kopfschmerze (z.B. in der Stirne) mit arger Uebelkeit zum Umsinken oder auch Erbrechen von früh bis Abend, alle 14 Tage, oder eher, oder später.

Kopfschmerz, als wenn der Hirnschädel auseinanderginge.

Kopfschmerz, ziehender.A104

Kopfschmerz, Zucken im Kopfe (zu den Ohren heraus).A105

Kopfschmerz, Stechen im Kopfe (zu den Ohren heraus).A106

Getöse im Gehirne, Singen, Sausen, Lärmen, Donnern u.s.w.

Haarkopf voll Schuppen, mit oder ohne Jücken.

Kopf-Ausschläge; Kopfgrind, böser Grind, mit mehr oder weniger dicken Krusten, mit empfindlichen Stichen, wenn eine Stelle nässen will; beim Nässen ein arges Jücken; der ganze Scheitel schmerzhaft empfindlich gegen die freie Luft; dabei harte Drüsen-Geschwülste im Nacken.

Kopfhaare, wie ausgedörrt.

Kopfhaare fallen häufig aus, am meisten am Vorderkopfe, am Scheitel und Wirbel (Glatze) oder Kahlwerden einzelner Stellen.

Auf der Kopfhaut schmerzhafte Knollen, kommend und vergehend, wie Beulen und runde Geschwülste.A107

Zusammenziehende Empfindung in der Kopf- und Gesichtshaut.

Gesichtsblässe im ersten Schlafe, mit blauen Rändern um die Augen.

Oeftere Gesichts-Röthe und Hitze.A108[69]

Gilbliche, gelbe Gesichtsfarbe.

Erdfahl gilbliche Gesichtsfarbe.

Rothlauf im Gesichte.A109

Auf die Augen, Druckschmerz, besonders spät Abends; er muß sie zudrücken.

Er kann nicht lange auf etwas sehen, sonst flimmert ihm Alles; die Gegenstände scheinen sich zu bewegen.

Augenlider, vorzüglich früh, wie verschlossen, er kann sie (Minuten, ja wohl Stunden lang) nicht aufmachen; die Augenlider sind wie lähmig schwer, oder krampfhaft zugezogen.

Augen höchst empfindlich gegen das Tageslicht; sie schmerzen davon und schließen sich unwillkürlich zu.A110

In den Augen Kälte-Empfindung.

Augenwinkel voll von eiterigem Schleime (Augenbutter).

Augenlid-Ränder voll trockner Schorfe.

An den Augenlid-Rändern Entzündung einzelner (Gerstenkorn) oder mehrer Meibomschen Drüsen.

Augen-Entzündungen vieler Art.A111

Gelbheit um die Augen herum.

Gilbe des Augenweißes.A112

Trübe, undurchsichtige Hornhaut-Flecke.A113

Wassersucht des Auges.

Verdunkelte Krystall-Linse, grauer Star.

Schielen.

Langsichtigkeit; er sieht weit in die Ferne, kann aber kleine Gegenstände, nahe gehalten, nicht deutlich erkennen.

Kurzsichtigkeit; er kann auch sehr kleine Gegenstände deutlich sehen, wenn er sie nahe hält; je entfernter aber der Gegenstand ist, desto undeutlicher sieht er ihn, in größerer Entfernung gar nicht.

Falsches Sehen; er sieht die Gegenstände doppelt oder vielfach oder nur eine Hälfte derselben.[70]

Es schweben ihm wie Fliegen, oder schwarze Punkte, oder dunkle Streifen, oder Netze vor den Augen, besonders beim Sehen in's helle Tageslicht.

Die Augen sehen wie durch Flor oder Nebel; das Gesicht wird trübe zu gewissen Zeiten.

Nachtblindheit; am Tage sieht er wohl, aber in der Dämmerung sieht er nichts.

Tagesblindheit; bloß in der Dämmerung sieht er gut.

Schwarzer Staar; ununterbrochne Trübheit des Gesichts,A114 endlich bis zur Blindheit erhöhet.

Schmerzhaftigkeit mehrer Stellen des Gesichts, der Backen, der Backenknochen, des Unterkiefers u.s.w. beim Betasten, beim Sprechen, beim Kauen, wie unterköthig, auch wie Stechen und Zucken; beim Kauen besonders zuckt's, sticht's, spannt's, daß er nicht essen kann.A115

Gehör übertrieben reizbar und empfindlich; sie kann keine Glocke lauten hören, ohne zu zittern; vom Trommelschlage bekommt er Convulsionen u.s.w., mancher Ton macht Schmerz im Ohre.

Im Ohre sticht's heraus.A116

Im Ohre, Kriebeln und Jücken.

Im Ohre, Trockenheit, inwendig trockne Schorfe, ohne Ohrschmalz.

Aus dem Ohre, Ausfluß dünnen, gewöhnlich übelriechenden Eiters.

Im Ohre, Pulsieren.

Im Ohre, vielfaches Geräusch und Getön.A117

Taubhörigkeit von verschiednen Graden bis zur gänzlichen Taubheit, mit oder ohne Geräusch, auch nach der Witterung abwechselnd schlimmer.[71]

Ohrdrüsen-Geschwulst.A118

Nasenbluten mehr oder weniger, öfter oder seltner.

Nasenlöcher wie verstopft.A119

Nasen-Trockenheits-Gefühl, lästiges, auch bei gutem Durchgange der Luft.

Nasen-Polypen (gewöhnlich mit Geruchlosigkeit), die auch wohl durch die Choanen bis in den Rachen sich erstrecken.

Geruch, schwacher, verlorner.

Geruch, falscher.A120

Geruch, allzu heftiger, hohe und höchste Empfindlichkeit selbst für die unmerklichsten Gerüche.

In der Nase Schorfe, Eiterausfluß oder verhärtete Schleimpfropfe.A121

Nasen-Gestank.

Nasenlöcher oft geschwürig, mit Blüthen und Schorfen besetzt.

Geschwulst und Röthe der Nase oder Nasenspitze, öfters oder stets.

Unter der Nase oder auf der Oberlippe, langdauernde Schorfe oder jückende Blüthen.

Das Lippen-Roth ist ganz blaß.

Das Lippen-Roth ist trocken, schorfig, schälig, springt auf.

Lippen-Geschwulst, besonders der Oberlippe.A122

Das Innere der Lippen ist mit Geschwürchen oder Blasen besetzt.A123

Haut-Ausschläge des Bartes und der Wurzeln der Barthaare mit Jücken.

Gesichts-Ausschläge unzähliger Art.A124

Unterkiefer-Drüsen, geschwollen, auch wohl in langwierige Eiterung übergehend.[72]

Drüsen-Geschwülste an den Seiten des Halses herab.

Zahnfleisch bei geringer Berührung blutend.

Zahnfleisch, das äußere oder innere, wundschmerzhaft.

Am Zahnfleische fressendes Jücken.

Zahnfleisch weißlicht, geschwollen, bei Berührung schmerzhaft.

Zahnfleisch verschwindend, die Vorderzähne und ihre Wurzel entblößend.

Zähneknirschen im Schlafe.

Zahn-Lockerheit und Zahn-Verderbnisse vieler Art, selbst ohne Zahnweh.

Zahn-Schmerzen unzähliger Art, mit mancherlei Erregungs-Bedingnissen.

Vor Zahnweh kann sie nicht die Nacht im Bette bleiben.

An der Zunge schmerzhafte Blasen und wunde Stellen.

Zunge weiß, weißbelegt oder rauhweiß.

Zunge blaß, bläulich-weiß.

Zunge voll tiefer Furchen hin und her, wie obenher zerrissen.

Zunge trocken.

Trockenheits-Gefühl auf der Zunge bei gehöriger Feuchtigkeit.

Stottern, Stammeln – auch wohl jählinge Anfälle von Unfähigkeit zu sprechen.

Im Innern der Backen, schmerzhafte Blasen oder Geschwürchen.

Bluten, oft starkes, aus dem Munde.

Trockenheits-Empfindung des ganzen innern Mundes, oder bloß einzelner Stellen, oder tief im Halse.A125

Gestank aus dem Munde.

Brennen im Halse.

Beständiger Speichel-Zufluß, besonders beim Sprechen, vorzüglich früh.

Stetes Speichelspucken.

Häufiger Schleim tief unten im Halse (Rachen), den er oft des Tages, besonders früh, herauf rachsen und auswerfen muß.

Oefters, innere Halsentzündung und Geschwulst der zum Schlingen dienenden Theile.

Lätschig schleimiger Geschmack im Munde.

Unerträglich süßer Geschmack im Munde, fast stets.[73]

Geschmack im Munde bitter, am häufigsten früh.A126

Geschmack im Munde, säuerlich und sauer, besonders nach dem Essen, obgleich die Speisen richtig schmecken.A127

Fauler, stänkeriger Geschmack im Munde.

Uebler Mundgeruch, in einigen Fällen moderig, in andern Fällen faulig, wie alter Käse, auch wohl wie stinkender Fußschweiß, oder wie fauliger Sauerkohl.

Aufstoßen nach dem Geschmacke der Speisen, ein paar Stunden nach dem Essen.

Aufstoßen, leeres, lautes, von bloßer Luft, unaufhaltbar, oft Stunden lang, auch Nachts nicht selten.

Versagendes Aufstoßen, was bloß krampfhafte Stöße im Schlunde verursacht, ohne aus dem Munde herauszukommen.

Aufstoßen, saures, theils nüchtern, theils nach Genüssen, besonders Milch.

Aufstoßen, was zum Erbrechen reizt.

Aufstoßen, ranziges (besonders nach Fettgenusse).

Aufstoßen, fauliges oder moderiges, früh.

Häufiges Aufstoßen vor Tische, mit einer Art von wildem Hunger.

Soodbrennen, mehr oder weniger häufiges, es brennt die Brust heran, besonders nach dem Frühstücke, oder bei Bewegung des Körpers.

Würmerbeseigen (Waterkulk), stromweises Auslaufen eines speichelartigen Saftes aus dem Magen, nach vorgängigem, windenden Schmerze um den Magen (der Magendrüse), bei Weichlichkeit (Wabblichkeit), ohnmachtartiger Uebelkeit und Zusammenlaufen des Speichels im Munde; selbst Nachts.A128

Erregung der herrschenden Beschwerden in irgend einem Theile des Körpers nach Genuß von frischem Obste, besonders dem säuerlichen, und von Essigsäure (bei Salaten u.s.w.).

Früh-Uebelkeit.A129[74]

Uebelkeit, auch bis zum Erbrechen, früh gleich nach dem Aufstehen aus dem Bette, die sich bei Bewegung mindert.

Uebelkeit jedesmal nach Fettigem oder nach Milch.

Blut-Erbrechen.

Schlucksen nach Essen oder Trinken.

Krampfhaft verhindertes Schlingen, zuweilen bis zum Hungertode.

Krampfhaftes, unwillkürliches Schlingen.

Oft Nüchternheit und Leerheits-Empfindung im Magen (oder Unterleibe), nicht selten mit vielem Speichel im Munde.

Heißhunger (wilder Hunger) vorzüglich früh; er muß gleich essen, sonst wird es ihm übel, matt und zitterig (muß sich auch wohl stracks auf die Erde legen, wenn er im Freien ist).

Heißhunger mit Kollern und Murksen im Bauche.

Appetit ohne Hunger; sie bekommt Lust, allerlei hastig zu verschlingen, ohne ein Bedürfnis dazu im Magen zu spüren.

Eine Art Hunger; aber wenn sie dann auch noch so wenig ißt, wird sie gleich satt und voll.

Wenn sie essen will, ist's ihr voll in der Brust und schleimig im Halse.

Mangel an Eßlust; bloß ein Nagen, Drehen und Winden im Magen nöthigt sie zu essen.

Widerwillen gegen gekochte, warme Speisen, besonders gekochtes Fleisch, und fast bloß Verlangen nach schwarzem Brode (mit Butter) oder nach Kartoffeln.A130

Früh, gleich Durst, steter Durst.

In der Herzgrube, wie geschwollen und beim Befühlen schmerzhaft.

Kälte-Gefühl in der Herzgrube.

Drücken im Magen oder in der Herzgrube, wie von einem Steine, oder wie Klammschmerz (crampus).A131

Im Magen, Klopfen und Pulsiren, selbst nüchtern.

Magenkrampf; in der Herzgrube Schmerz wie zusammengezogen.A132[75]

Magen-Raffen, ein schmerzhaftes Greifen im Magen;A133 es rappt ihm den Magen zusammen, besonders auf kaltes Trinken.

Magenschmerz, wie wund, beim Genusse selbst der unschuldigsten Speisen.

Magendrücken, selbst nüchtern, doch mehr von jeder Speise, oder von besondern Speisen, Obst, grünem Gemüse, schwarzem Brode, essigsäuerlichen Speisen u.s.w.A134

Während des Essens düselig und schwindlich; er will auf die Seite fallen.

Nach dem mindesten Abendessen, Nachthitze im Bette (und früh Leibverstopfung und ungemeine Mattigkeit).

Nach dem Essen, Aengstlichkeit mit Angstschweiße.A135

Gleich beim Essen, Schweiß.

Gleich nach dem Essen, Erbrechen.

Nach dem Essen, Drücken und Brennen im Magen oder im Oberbauche, fast wie Soodbrennen.

Nach dem Essen, Brennen im Schlunde herauf.

Nach dem Essen, Leibauftreiben.A136

Nach dem Essen, sehr müde und schläfrig.A137

Nach dem Essen, wie betrunken.

Nach dem Essen, Kopfschmerz.

Nach dem Essen, Herzklopfen.

Erleichterung mehrer, auch entfernter Beschwerden durch Essen.

Blähungen gehen nicht fort, versetzen sich und erregen eine Menge Beschwerden des KörpersA138 und Geistes.[76]

Blähungen treiben den Leib auf,A139 der Unterleib ist wie voll, besonders nach Essen.

Blähungen treten wie in die Höhe; es kommt Aufstoßen – dann oft Brennen im Halse, oder Erbrechen, bei Tage und Nacht.

Schmerz in den Hypochondern beim Befühlen und Bewegen, oder auch in Ruhe.

Im Oberbauche, dicht unter den Ribben, zusammenziehender Schmerz.

Leibschneiden wie von versetzten Blähungen; dabei der Unterleib immer wie voll – die Blähungen steigen aufwärts.

Leibschneiden fast täglich, vorzüglich bei Kindern, früh öfterer, als zu andrer Tageszeit, in einigen Fällen, Tag und Nacht, ohne Durchfall.

Leibschneiden besonders in der einen Bauch- oder Schooßseite.A140

Im Unterleibe Wüstheit, Oedigkeit, unangenehme Leerheits-Empfindung,A141 selbst, wenn er eben erst gegessen hatte, war's ihm, als hätte er nichts gegessen.

Vom Kreuze aus, um den Unterleib, besonders unter dem Magen eine zusammenziehende Empfindung, wie von einem Bande, wenn sie in etlichen Tagen keinen Stuhlgang gehabt hat.

Leberschmerz beim Befühlen der rechten Bauchseite.

Leberschmerz, ein Drücken und Spannen – ein Spannen unter den rechten Ribben.

Unter den letzten Rippen (in den Hypochondern) herüber, Spannung und Druck, wovon der Athem gehemmt und das Gemüth ängstlich und bekümmert wird.

Leberschmerz, Stiche – am meisten beim schnellen Bücken.

Leber-Entzündung.[77]

Drücken im Unterbauche wie ein Stein.A142

Härte des Unterbauchs.

Krampfkolik, ein Klammschmerz der Gedärme.

Bei Kolik, Kälte der einen Bauchseite.

Gluckern, Kulkern, hörbares Kollern und Murksen im Unterleibe.A143

Sogenannte Mutter-Krämpfe, wehenartige, klammartige, oft zum Liegen nöthigend, den Bauch oft schnell, ohne Blähungen auftreibend.

Im Unterbauche ein Drängen nach den Geburtstheilen.A144

Leistenbrüche; oft beim Sprechen und Singen schmerzhaft.A145

Geschwollene Drüsen im Schooße, die auch zuweilen in Eiterung übergehen.

Leibverstopfung; oft mehre Tage zögernder Stuhlgang, nicht selten mit öfterem, vergeblichen Drange dazu.

Stuhlgang hart, wie verbrannt, in kleinen Knoten, wie Schaflorbern, oft mit Schleime, auch wohl zugleich mit Blutäderchen umzogen.

Stühle bloßen Schleims (Schleim-Hämorrhoiden).

Abgang von Spulwürmern durch den After.

Abgang von Bandwurm-Stücken.

Stuhlgang, dessen erster Theil gewöhnlich sehr hart ist und mühsam abgeht, der folgende aber durchfällig ist.

Sehr blasser, weißlicher Stuhl.

Grauer Stuhl.

Grüne Stühle.

Lehmfarbiger Stuhl.

Stuhlgang von faulig sauerm Geruche.

Beim Stuhlgange, Schneiden im Mastdarme.[78]

Stuhlgang durchfällig, mehre Wochen, Monate, Jahre.A146

Oft wiederkehrender mehrtägiger Durchfall mit Leibschneiden.

Nach erfolgtem Stuhlgange, besonders nach einem weichern, ergiebigeren, große, jählinge Entkräftung.A147

Durchfall bald so schwächend, daß sie nicht allein gehen kann.

Unschmerzhafte und schmerzhafte BlutaderknotenA148 am After, im Mastdarme (blinde Hämorrhoiden).

Blutende Aderknoten am After oder im MastdarmeA149 (fließende Hämorrhoiden) vorzüglich beim Stuhlgange, worauf die Knoten oft lange heftig schmerzen.

Bei Blutabgang aus dem After, Blutwallung durch den Körper und kurzer Odem.

Kriebeln und jückendes Kriebeln im Mastdarme mit oder ohne Abgang von Madenwürmern.

Jücken und Fressen im After und dem Mittelfleische.

Polypen im Mastdarme.

Beim Abgange des Harns, Aengstlichkeit, auch wohl Entkräftung.

Zuweilen geht zuviel Harn ab und es erfolgt dann eine plötzliche Ermattung.A150

Schmerzhafte Harnverhaltung (bei Kindern und im Alter).

Wenn er Frost hat (durch und durch kalt ist), kann er sein Wasser nicht lassen.

Zuweilen kann sie wegen Aufblähung keinen Harn lassen.

Die Harnröhre ist an mehren Stellen verengert, vorzüglich früh.A151[79]

Drücken auf die Blase, wie Nöthigung zum Harnen, gleich nach dem Trinken.

Er kann den Urin nicht lange halten (es drückt auf die Blase); er verliert ihn beim Gehen, Niesen, Husten, Lachen.

Oefteres Nachtharnen; er muß Nachts vielmal dazu aufstehen.

Der Harn entgeht ihm unwillkürlich im Schlafe.

Nach dem Harnen tröpfelt der Urin noch lange nach.

Weißlicher, süßlicht riechender und schmeckender Harn geht in übermäßiger Menge ab, unter Sinken der Kräfte, Magerkeit und unauslöschlichem Durste (Diabetes).

Beim Harnen brennende, auch ritzende Schmerzen in der Harnröhre und im Blasenhalse.

Harn von durchdringend scharfem Geruche.

Der Harn setzt schnell eine Bodensatz ab.

Der Harn geht gleich molkig trübe ab.

Mit dem Harne geht von Zeit zu Zeit rother Sand (Nierengries) ab.

Dunkelgelber Harn.

Brauner Harn.

Schwärzlicher Harn.

Harn mit Bluttheilen, auch wohl völliges Blutharnen.

Abgang des Vorsteher-Drüsen-Saftes nach Harnen, vorzüglich nach etwas härterm Stuhlgange (auch wohl fast stetes Abträufeln desselben).A152

Nächtlicher Samen-Erguß allzu oft, die Woche ein, zwei, drei Mal, auch wohl alle Nächte.A153

Nächtlicher Abgang des genitalen Saftes beim Weibe unter wohllüstigen Träumen.[80]

Nächtlicher Samen-Erguß, wenn auch nicht oft, doch unmittelbar mit üblen Folgen.A154

Der Samen entgeht fast unwillkürlich am Tage bei geringer Aufreizung, selbst oft ohne Ruthe-Steifigkeit.

Ruthe-Steifheit sehr oft, lang anhaltend, sehr schmerzhaft, ohne Pollution.

Der Samen geht selbst in langfortgesetztem Beischlafe, und bei gehöriger Erektion, dennoch nicht ab,A155 wohl aber darauf in nächtlichen Pollutionen oder mit dem Urine.

Wasser-Anhäufung in der Scheiden-Haut des Hodens (Wasserbruch).

Die Ruthe wird nie ganz steif, auch bei der wohllüstigsten Anreizung.

Schmerzhaftes Zucken in den Muskeln der Ruthe.

Jückender, auch wohl mit Blüthen und Schorfen besetzter Hodensack.

Ein Hode oder beide langwierig geschwollen, oder knotig verhärtet (Sarcocele).

Verzehrung, Verkleinerung, Verschwinden des einen oder beider Hoden.

Verhärtung und Vergrößerung der Vorsteher-Drüse.

Ziehender Schmerz im Hoden und dem Samenstrange.

Quetschungs-Schmerz im Hoden.

Mangel an Geschlechtstriebe bei beiden Geschlechtern, oft oder stets.A156[81]

Unbändige, unersättliche Geilheit,A157 bei mißfarbigem Ansehn und kränklichem Körper.

Unfruchtbarkeit, Zeugungs-Unvermögen, ohne ursprünglichen organischen Fehler der Geschlechtstheile.A158

Unordnung der Monatreinigung; sie kommt nicht regelmäßig am acht und zwanzigsten Tage nach dem Erscheinen der vorherigen, tritt nicht ohne Befindensbeschwerden und nicht jähling ein, geht nicht in mäßiger Menge gutfarbigen, milden Blutes drei, vier Tage unabgesetzt fort, bis sie am vierten Tage unvermerkt ihre Endschaft erreicht, ohne Nachtheil des Befindens am Körper und Geiste; ihre Dauer geht auch nicht bis zum 48sten, 50sten Lebensjahre fort, und verschwindet dann auch nicht allmählig und ohne Beschwerde.

Die Monatreinigung zögert zu entstehen nach dem funfzehnten und spätern Jahren, oder wenn sie schon ein oder mehre Male erfolgt war, bleibt sie aus mehre Monate und Jahre.A159

Die Periode hält ihre richtige Zeit nicht, kommt um mehre Tage zu zeitig, auch wohl alle drei Wochen oder nach 14 Tagen schon wieder.A160

Die Periode geht nur einen Tag, nur etliche Stunden, oder unmerkbar wenig ab.

Die Periode geht 5, 6, 8 und mehre Tage, aber es kommt[82] nur etwas aller 6, 12, 24 Stunden, und steht so halbe und ganze Tage still, ehe wieder etwas davon kommt.

Die Periode fließt allzustark, wochenlang, oder kommt fast täglich wieder (Blutgang).A161

Periode wässerigen Blutes oder brauner Blutstücke.

Periode sehr übelriechenden Blutes.

Periode mit vielen Beschwerden, Ohnmachten oder (meist stechenden) Kopfschmerzen oder zusammenziehend krampfhaften, schneidenden Bauch- und Kreuzschmerzen; sie muß sich legen, sich erbrechen u.s.w.

Polypen in der Mutterscheide.

Weißfluß aus der Mutterscheide, einige oder mehre Tage vor, öfter bald nach dem monatlichen Blutabgange, oder in der ganzen Zeit von einer Periode zur andern, unter Verminderung des Monatlichen, oder an seiner Statt einzig fortdauernd, als Abgang wie Milch, wie weißer oder gelber Schleim, oder wie scharfes, auch wohl übelriechendes Wasser.A162[83]

Unzeitige Geburten.

In Schwangerschaften große Mattigkeit, Uebelkeiten, öfteres Erbrechen, Ohnmachten, schmerzhafte Venen-Geschwülste (Wehadern, Krampfadern, Aderkröpfe an den Ober- oder Unter-Schenkeln, auch wohl an den Schamlefzen), hysterische Uebel mancherlei Art u.s.w.

Schnupfen sogleich, wenn sie in die freie Luft kommt; dann gewöhnlich im Zimmer Stockschnupfen.

Stockschnupfen und verstopfte Nase oft, oder fast stets, auch wohl ununterbrochen.

Fließschnupfen bei der mindesten Verkältung, daher am meisten in der rauhen Jahreszeit und bei nasser Witterung.

Fließschnupfen sehr oft, oder fast stets, auch wohl ununterbrochen.

Unmöglichkeit den Schnupfen zu bekommen, ungeachtet starker Vorzeichen dazu, bei großen andern Uebeln von Krätz-Siechthum.

Heiserkeit nach dem mindesten Sprechen; sie muß kotzen, um den Ton wieder rein zu machen.

Heiserkeit, auch wohl Tonlosigkeit (sie kann nicht laut, muß heimlich reden), nach geringer Verkältung. –

Stete, Jahre lange Heiserkeit und Tonlosigkeit; er kann kein lautes Wort sprechen.

Kehlkopf- und Luftröhr-Eiterung (Kehl-Luftröhr-Schwindsucht).A163

Heiserkeit und Katarrh sehr oft, oder fast stets; es liegt ihm immer auf der Brust.

Husten; oft reizt's und kriebelt's in der Kehle; der Husten quält ihn, bis Schweiß im Gesichte (und an den Händen) ausbricht.

Husten, der nicht nachläßt, bis Würgen und Erbrechen kommt – meist früh oder Abends.[84]

Husten, der sich jedesmal mit Niesen endigt.

Husten meist Abends nach dem Niederlegen und bei jedem Tiefliegen mit dem Kopfe.

Husten nach dem ersten kurzen Schlafe aufweckend.

Husten besonders die Nacht.

Husten früh nach dem Erwachen am ärgsten.

Husten nach dem Essen am meisten.

Husten sogleich bei jedem Tiefathmen.

Husten, welcher Wundheitsschmerz in der Brust oder zuweilen Stiche in der Brust- oder Bauchseite zuwege bringt.

Trockner Husten.

Husten mit gelbem eiterigen Auswurfe, mit oder ohne Blutauswurfe.A164

Husten mit ungemein viel Schleimauswurfe und sinkenden Kräften (Schleimschwindsucht).

Krampfhusten-Anfälle.A165

Heftige, zuweilen unerträgliche Stiche in der Brust bei jedem Athemzuge, Husten unmöglich vor Schmerz, ohne Entzündungs-Fieber (unächtes Seitenstechen).

Brustschmerz beim Gehen, als sollte die Brust bersten. –

Druckschmerz in der Brust beim Tiefathmen und Niesen.

Oft ein leicht beengender Schmerz auf der Brust, der, wenn er nicht bald vergeht, zum tiefsten Mißmuthe wird.A166

Brennschmerz in der Brust.

Oeftere Stiche in der Brust, mit oder ohne Husten.

Hitziges Seitenstechen; bei großer Hitze des Körpers fast[85] unmögliches Einathmen vor Stichen in der Brust, mit Bluthusten und Kopfschmerz; er liegt danieder.

Alp-Drücken; er erwacht die Nacht gewöhnlich aus einem beängstigenden Traume plötzlich, kann sich aber nicht regen, nicht rufen, nicht sprechen, und wenn er sich bestrebt, sich zu rühren, so fühlt er unerträgliche Schmerzen, als ob er zerreißen sollte.A167

Athemversetzung mit Stichschmerz in der Brust beim mindesten Gehen;A168 er kann keinen Schritt weiter (Brustbräune).

Engbrüstigkeit bloß bei Bewegung der Arme, nicht beim Gehen.

Erstickungsanfälle vorzüglich nach Mitternacht; der Kranke muß sich aufsetzen, muß auch wohl aus dem Bette, muß gebückt stehend sich mit den Händen aufstützen, die Fenster öffnen oder muß hinaus in die freie Luft u.s.w., das Herz klopft; es erfolgt dann Aufstoßen oder Gähnen und der Krampf löset sich mit oder ohne Husten und Auswurf.

Herzklopfen mit Angst, vorzüglich die Nächte.

Engbrüstigkeit; lautes, schweres, auch wohl pfeifendes Athmen.

Kurzäthmigkeit.

Engbrüstigkeit bei Bewegung, mit oder ohne Husten.

Engbrüstigkeit am meisten beim Sitzen.

Engbrüstigkeit, krampfhafte; wenn sie an die freie Luft kommt, so benimmt es ihr den Athem.

Engbrüstigkeit in Anfällen von mehren Wochen.

Verschwinden der Brüste, oder übermäßige Vergrößerung derselben, mit eingefallenen Brustwarzen.

Rothlauf an einer der Brüste (besonders beim Kindersäugen).

Eine harte, sich vergrößernde und verhärtende Drüse mit Stichschmerz in einer der Brüste.A169

Jückende, auch feuchtende und schorfige Ausschläge um die Brustwarzen.

Im Kreuze, im Rücken, im Genick ziehende (reißende), spannende Schmerzen.[86]

Stechend-schneidend schmerzhafte Steifheit des Genickes, des Kreuzes.

Drücken zwischen den Schulterblättern.

Schweredruck auf den Schultern.

In den Gliedmaßen ziehende (reißende), spannende Schmerzen, theils in den Muskeln, theils in den Gelenken (Rheumatism).

In der Beinhaut der Knochen hie und da, besonders der Knochenröhren drückende und drückend-ziehende Schmerzen.A170

Stechen in den Fingern, oder Zehen.A171

Stechen in den Fersen und Fußsohlen, beim Auftreten.

Brennen in den Fußsohlen.A172

In den Gelenken, eine Art Reißen, wie ein Schaben auf dem Knochen mit rother, heißer Geschwulst, die bei Berührung und gegen die Luft unleidlich empfindlich ist, mit unleidlich empfindlichem, ärgerlichen Gemüthe (Gicht, Podagra, Chiragra, Gonagra u.s.w.).A173

Die Fingergelenke geschwollen, drückenden Schmerzes, beim Befühlen und beim Biegen schmerzhaft.

Die Gelenke verdicken sich, bleiben hart geschwollen und schmerzen beim Biegen.

Gelenke wie steif, mit schmerzhafter, schwieriger Bewegung; die Gelenkbänder sind wie zu kurz.A174

Gelenke schmerzhaft bei Bewegung.A175

Die Gelenke knarren bei der Bewegung, oder knacken.

Die Gelenke verstauchen oder verknicken sich sehr leicht.A176[87]

Steigende Aufgelegtheit sich zu verheben und, wie man sagt, sich Schaden zu thun schon bei sehr geringer Anstrengung der Muskeln, bei kleinen Handarbeiten, beim über sich Reichen und Langen nach etwas Hohem, beim Aufheben nicht schwerer Dinge, schnellem Wenden des Körpers, Schieben u.s.w. Diese oft nur geringe Anspannung oder Ausdehnung der Muskeln bringt dann oft die schwersten Krankenlager zuwege, Ohnmachten, alle Grade hysterischer Beschwerden,A177 Fieber, Blutspeien u.s.w., da doch eine nicht psorische Person solche Lasten hebt, als ihre Muskelkräfte nur irgend vermögen, ohne die mindesten Nachbeschwerden.A178

Die Gelenke renken sich leicht aus, bei falscher Bewegung.A179

Im Gelenke des Unterfußes, beim Auftreten, Schmerz, als wollte es zerbrechen.

Erweichung der Knochen, Verkrümmung der Knochenröhren der Ober- oder Unterschenkel (englische Krankheit, Rhachitis).

Leichte Zerbrechlichkeit der Knochen.

Schmerzhafte Empfindlichkeit der Haut, der Muskeln und der Beinhaut bei mäßigem Drucke.A180[88]

UnerträglicherA181 Schmerz in der Haut (oder den Muskeln, oder der Beinhaut) eines Körpertheils, bei geringen Bewegungen desselben oder eines entferntern Theils, z.B. vom Schreiben – in der Achsel, oder der Halsseite u.s.w., während Sägen oder andre starke Arbeit mit derselben Hand keinen Schmerz erregt; – ähnlicher Schmerz in nahen Theilen vom Sprechen und Bewegung des Mundes; Lippen- und Backenschmerz bei leisem Berühren.

Taubheit der Haut oder der Muskeln einzelner Theile und Glieder.A182

Abgestorbenheit einzelner Finger, oder der Hände oder Unterfüße.A183

Kriebeln, auch wohl stichlichtes Kriebeln, wie von Eingeschlafenheit, in Armen, in Beinen und andern Theilen (selbst in den Fingerspitzen).

Kriebelnde oder wirbelnde, oder innerlich jückende Unruhe, besonders in den Untergliedmaßen (Abends im Bette oder früh beim Erwachen); alle Augenblicke müssen sie in eine andre Lage gebracht werden.

Kälte-Schmerz an einzelnen Theilen.

Brenn-Schmerz an einzelnen Theilen (oft ohne Veränderung der äußern gewöhnlichen Körperwärme).

Kälte, öftere oder stete, des ganzen Körpers oder der einen Körperseite; so auch, einzelner Theile – kalte Hände,[89] kalte Füße, die sich auch wohl die Nacht im Bette nicht erwärmen lassen.

Frostigkeit, stete, auch ohne äußerlich veränderte Körperwärme.

Oeftere fliegende Hitze, besonders im Gesichte, öfterer mit als ohne Röthe; schnelles, heftiges Heißwerden in der Ruhe oder bei geringer Bewegung, oft schon beim Sprechen, mit oder ohne ausbrechenden Schweiß.

Jede Wärme der Luft im Zimmer (oder in der Kirche) ist ihr höchst zuwider, macht ihr Unruhe, treibt sie hin und her (zuweilen mit Pressen im Kopfe über den Augen – was sich nicht selten durch Nasenbluten erleichtert).

Blutwallungen, auch wohl Gefühl von Klopfen in allen Adern (wobei er oft ganz blaß aussieht und Abspannung durch den ganzen Körper fühlt).

Blutdrang nach dem Kopfe.

Blutdrang nach der Brust.

Blutader-Geschwülste, Aderkröpfe, Wehadern (varices) an den Untergliedmaßen (Ader-Geschwülste an der Scham), auch an den Armen (selbst bei Männern), oft mit reißendem Schmerze darin (bei Sturmwetter), oder auch Jücken in denselben.A184

Rothlauf, theils im Gesichte (mit Fieber), theils an den Gliedmaßen, theils an der kindsäugenden Brust, besonders an einer verwundeten Stelle (mit Nadelstechen und Brennschmerz).

Fingerwurm, Nagelgeschwür (böser Finger von heiler Haut).

Frostbeulen (auch außer dem Winter) an den Zehen und Fingern, jückend-brennenden und stechenden Schmerzes.

Hüneraugen, welche auch ohne äußern Druck brennend-stechend schmerzen.

Blutschwäre (furunculi) von Zeit zu Zeit wiederkehrend, vorzüglich an den Hinterbacken, den Oberschenkeln, Ober-Armen und dem Rumpfe. – Betasten erregt feine Stiche darin.

Schenkel-Geschwüre, besonders an und über den Fußknöcheln und am Untertheile der Waden, mit kitzelnd-fressendem Jücken um die Ränder, und Beißen wie von Salz im Geschwürboden selbst, die Umgebungen von brauner und[90] bläulichter Farbe und Aderkröpfen in der Nähe, welche bei Sturm und Regen reißend schmerzen, besonders Nachts, oft mit Rothlauf vergesellschaftet, nach Aerger oder Schreck, oder mit Wadenklamm.

Auftreibung und Vereiterung der Röhrknochen des Oberarms, des Oberschenkels, des Schienbeins, auch der Finger und Zehen (Winddorn).

Verdickung und Versteifung der Gelenke.

Ausschläge, theils von Zeit zu Zeit entstehende und wieder vergehende, einzelne, wohllüstig-jückende Eiterbläschen, besonders an den Fingern oder andern Theilen, welche nach Kratzen brennen und mit dem ursprünglichen Krätz-Ausschlage größte Aehnlichkeit haben;

theils Nessel-Ausschlag, wie Quaddeln und Wasserblasen, meist brennenden Schmerzes;

theils Blüthen, ohne Schmerz im Gesichte, der Brust, dem Rücken, den Armen und Oberschenkeln;

theils Flechten und Schwinden in feinfrieseligen Körnern, dicht in runde, größere oder kleinere Flecke zusammengedrängt von meist röthlicher Farbe, theils trocken, theils nässend, von ähnlichem Jücken wie der Krätz-Ausschlag, und Brennen nach dem Reiben. Sie breiten sich mit Röthe in ihrem Umkreise immer weiter aus, während die Mitte frei von Ausschlage zu werden scheint, mit glatter, glänzender Haut (Ring-Flechte). (Die nässenden Flechten an den Unterschenkeln nennt man Salzflüsse);

theils Krusten, über der Haut erhaben, von runder Gestalt, hochrothen Umgebungen und unschmerzhaft, bei öftern heftigen Stichen auf den noch freien Hautstellen;

theils Abgänge, kleine, runde Hautstellen, mit kleienartigen, trocknen Schuppen besetzt, die sich oft abschälen und wieder erneuern, ohne Empfindung;

theils rothe Hautstellen, trocken anzufühlen, brennenden Schmerzes, etwas über die übrige Haut erhaben.

Sommersprossen, kleine und runde, braune oder bräunliche Flecke im Gesichte, den Händen und auf der Brust, ohne Empfindung.

Leberflecke, große bräunliche Flecke, die oft ganze Glieder, die Arme, den Hals, die Brust u.s.w. überziehen, ohne Empfindung oder mit Jücken.[91]

Gilbe der Haut, gelbe Flecke, gleicher Natur, um die Augen, den Mund, am Halse u.s.w., ohne Empfindung.A185

Warzen im Gesichte, an den Vorderarmen, Händen u.s.w.A186

Balg-Geschwülste in der Haut, dem Zellgewebe darunter, oder den Schleimbeuteln der Flechsen (Ueberbeine) von mancherlei Gestalt und Größe, kalt, ohne Empfindung.A187

Drüsen-Geschwülste um den Hals, im Schooße, in den Gelenkbiegungen, der Ellbogenbeuge, der Kniekehle, in den Achselgruben,A188 auch in den Brüsten.

Dürre der (Ober-) Haut theils am ganzen Körper mit Unfähigkeit, bei Bewegung und Hitze in Schweiß oder merkliche Ausdünstung zu kommen – theils einzelner Theile.A189

Widriges Trockenheits-Gefühl am ganzen Körper (auch im Gesichte, am und im Munde, im Halse oder in der Nase, obgleich der Athem frei durch sie hindurchgeht).

Allzuleichtes Schwitzen bei geringer Bewegung, ja anfallsweise selbst im Sitzen über und über, oder bloß an einzelnen Theilen, z.B. fast steter Hände- und Fuß-Schweiß,A190 so auch in den AchselgrubenA191 und um die Schamtheile starkes Schwitzen.[92]

Tägliche Frühschweiße, oft triefend stark, viele Jahre über, oft von saurem, oder beißigsaurem Geruche.A192

Einseitiger Schweiß, bloß auf der einen Körperseite, oder bloß am Oberkörper, oder bloß an den Untergliedmaßen.

Steigende Verkältlichkeit theils des ganzen Körpers (oft schon durch öfteres Benetzen der Hände mit bald warmem, bald kaltem Wasser, wie beim Waschen der Wäsche), bald bloß einzelner Theile, des Kopfs, des Halses, der Brust, des Unterleibes, der Füße u.s.w. in oft mäßigem oder geringem Luftzuge, oder nach geringer Befeuchtung dieser Theile;A193 selbst schon im kühlern Zimmer, bei Regenluft in der Atmosphäre oder niederm Barometerstande.

Sogenannter Kalender, die bei bevorstehender, großer Wetterveränderung in starke Kälte, Sturm, so wie bei Gewitterluft erneuerten, empfindlichen Schmerzen an ehedem beschädigten, verwundeten, zerbrochenen, obschon wieder vernarbten und geheilten Körpertheilen.

Wässerige Geschwulst theils der Füße allein, oder des einen Fußes, theils der Hände oder des Gesichtes, oder des Bauches oder Hodensacks u.s.w. allein, theils Haut-Geschwulst über den ganzen Körper (Wassersuchten).

Anfälle von jählinger Schwere der Arme oder Beine.

Anfälle von lähmiger Schwäche und Mattigkeits-Lähmung des einen Arms, der einen Hand, des einen Beins, ohne Schmerz, theils jähling entstehend und schnell überhin gehend, theils allmählig anfangend und anhaltend sich mehrend.

Knicken der Kniee.

Leichtes Fallen der Kinder ohne sichtbare Veranlassung. Auch[93] bei Erwachsenen dergleichen Schwäche-Anfälle in den Beinen, so daß beim Gehen der eine Fuß hiehin, der andre dorthin rutscht u.s.w.

Beim Gehen im Freien, jählinge Schwäche-Anfälle, besonders in den Beinen.A194

Im Sitzen fühlt sich die Person unerträglich müde, beim Gehen wird sie kräftiger.

Das leichte Verknicken oder Verstauchen der Gelenke bei einem Fehlgriff oder Fehltritt nimmt zu, zuweilen bis zur völligen Ausrenkung, z.B. des Unterfußgelenkes, des Schultergelenkes u.s.w.

Das Knarren und Knacken der Gelenke bei einiger Bewegung des Gliedes nimmt zu, mit unangenehmer Empfindung.

Die Eingeschlafenheit der Glieder nimmt zu und kommt auf geringe Veranlassung, z.B. Stützen des Kopfes mit dem Arme, Uebereinanderlegen der Beine beim Sitzen u.s.w.

Der schmerzhafte Klamm in mehren muskelichten Theilen nimmt zu und kommt ohne merkbare Veranlassung.

Langsames, krampfhaftes Anziehn der Beugemuskeln der Glieder.

Schnelles Zucken einzelner Muskeln und Glieder selbst beim Wachen, z.B. der Zunge, der Lippen, der Gesichtsmuskeln, der Schlundmuskeln, der Augen, der Kiefer, der Hände und Füße.

Tonische Verkürzung der Beugemuskeln (Starrkrämpfe).

Unwillkürliches Drehen und Wenden des Kopfes oder der Glieder bei voller Besinnung (Veits-Tanz).

Plötzliche Ohnmachts-Anfälle und Sinken der Kräfte mit Unbewußtseyn.

Anfälle von Zittern der Glieder, ohne Aengstlichkeit. Anhaltendes, stetes Zittern, auch wohl Schlagen mit den Händen, Armen, Beinen.

Anfälle von augenblicklicher oder minütlicher Bewußtlosigkeit mit seitwärts Neigen des Kopfes auf die eine Schulter, mit oder ohne Rucke des einen oder des andern Theils.

Fallsuchten verschiedner Art.

Fast beständiges Gähnen, Dehnen und Renken der Glieder.[94]

Tagesschläfrigkeit, oft gleich nach dem Niedersetzen, besonders nach dem Essen.

Schweres Einschlafen Abends im Liegen, wohl unter mehren Stunden nicht.

Er bringt die Nächte in bloßem Schlummer hin.

Schlaflosigkeit wegen ängstlicher Hitze jede Nacht – eine Aengstlichkeit, die oft so hoch steigt, daß er aus dem Bette fliehen und umhergehen muß.

Von früh 3 Uhr an, kein, oder doch kein fester Schlaf mehr.

Schon beim Zuthun der Augen, allerhand schwärmerische Bilder, Fratzen.

Beim Einschlafen beunruhigen sie wunderliche, ängstliche Phantasien; sie muß aufstehen und lange umhergehen.

Träume sehr lebhaft, wie im Wachen, oder traurige, schreckhafte, ängstliche, ärgerliche, geile Träume.

Lautreden, Lautschreien im Schlafe.

Nachtwandeln; er steht die Nacht im Schlafe mit verschlossenen Augen auf und verrichtet allerlei Geschäfte, auch gefährliche, mit Leichtigkeit, ohne nach dem Erwachen etwas davon zu wissen.

Erstickungsanfälle im Schlafe (Alp-Drücken).

Mancherlei unleidliche Schmerzen die Nacht, oder Nachtdurst, Trockenheit des Halses, des Mundes, oder öfteres Nachtharnen.

Früh beim Erwachen, düselig, träge, unausgeschlafen, unerquickt und müder als Abends, da er sich niederlegte; er braucht früh ganze Stunden, ehe er sich (und zwar erst nach dem Aufstehn) von dieser Mattigkeit erholen kann.

Nach einer sehr unruhigen Nacht hat er früh oft mehr Kräfte, als nach ruhigem, festen Schlafe.

Wechselfieber, wenn sonst keine beim Volke weder sporadisch, noch epidemisch,A195 noch auch endemisch herrschen, von sehr verschiednen Formen, Dauer und Typus, alltägige, drei-, vier-, fünf- und siebentägige.

Alle Abende Fieberfrost mit blauen Nägeln.

Alle Abende einzelne Schauder.[95]

Alle Abende Hitze mit Wallung nach dem Kopfe mit rothen Backen, auch wohl mit untermischtem Froste.

Wechselfieber von etlichen Wochen Dauer, worauf ein nässender, jückender Ausschlag einige Wochen lang folgt, aber beim Ausbruch einer gleichen Wechselfieber-Periode abheilt, und so abwechselnd Jahre lang fort.

Gemüths- und Geistesstörungen aller Art.A196

Melancholie allein, oder mit Wahnsinn, auch wohl mit Wuth und vernünftigen Stunden abwechselnd.

Beängstigungen früh nach dem Erwachen.

Beängstigungen Abends nach dem Niederlegen.A197

Bänglichkeit mehrmal des Tages (mit und ohne Schmerzen), oder zu gewissen Stunden des Tages oder der Nacht; gewöhnlich hat die Person dann nirgend Ruhe, muß da und dorthin laufen, geräth auch wohl in Schweiß.

Schwermuth, Herzklopfen und Beängstigung weckt sie die Nacht aus dem Schlafe (am meisten gleich vor Eintritt des Monatlichen).

Selbst-Entleibungs-WahnsinnA198 (Spleen?).[96]

Weinerliche Laune; sie weinen oft Stunden lang, ohne eine Ursache dazu zu wissen.A199

Anfälle von Furcht, z.B. vor Feuer, vor Alleinseyn, vor Schlagfluß, vor Irrewerden u.s.w.

Anfälle von wahnsinnartiger Zornmüthigkeit.

Schreckhaftigkeit oft bei der geringsten Kleinigkeit; sie gerathen davon oft in Schweiß und Zittern.

Arbeitsscheu bei den sonst thätigsten Personen; kein Trieb zu Geschäften, vielmehr entschiedener Widerwille.A200

Ueberempfindlichkeit.A201

Schwäche-Reizbarkeit.A202[97]

Schneller Launenwechsel; oft sehr lustig und überlustig, oft und plötzlich niedergeschlagen, z.B. über seine Krankheit oder andre, geringe Gegenstände. – Schneller Uebergang von Heiterkeit in Traurigkeit, oder Aergerlichkeit ohne Ursache.

Dieß sind einige der vorzüglicheren, von mir beobachteten Symptome, die, wenn sie sich oft wiederholen oder anhaltend werden, den Hervortritt der innern Psora aus ihrer Verborgenheit bezeichnen. Sie sind zugleich die Elemente, aus denen sich das (unter ungünstigen äußern Verhältnissen des Menschen) laut werdende Krätz-Siechthum zu der unübersehligen Zahl chronischer Krankheiten zusammensetzt und bei dem einen Menschen so, bei dem andern anders sich gestaltet, je nach eines Jeden Körper-Konstitution, Erziehungs-Fehlern, Angewöhnungen, Beschäftigung, äußern Verhältnissen, und so noch durch verschiedene psychische oder physische Eindrücke modificirt, zu mancherlei Krankheitsformen sich entfaltet, mit so vielen Abänderungen, daß sie durch die in der Pathologie der alten Schule aufgestellten Krankheits-Symptome (fälschlich von ihr für in sich abgeschlossene, ständige, eigne Krankheiten35 ausgegeben) bei weitem nicht erschöpfet werden.[98]

Es sind die charakteristischen, sekundären Symptome36 des zur offenen Erscheinung gelangenden miasmatischen Ur-Uebels, der Psora, jenes so lange verkannten, unglücksschwangern, tausendköpfigen Ungeheures.37

Fußnoten

1 Von dieser Art waren die Heilungen von Krankheit aus nicht vollkommen entwickelter Psora, die durch gute Behandlung von meinen Schülern mit Mitteln, die nicht zu den später für Haupt-Antipsorika sich erwiesenen Arzneien gehörten, behandelt worden, weil sie damals noch nicht bekannt waren, sondern nur mit solchen, welche die vorhandenen mäßigen Symptome homöopathisch bestens deckten und vor der Hand beseitigten, wodurch eine Art Heilung bewerkstelligt ward, welche die auftauchende Psora wieder in ihren latenten Zustand zurückbrachte und so eine Art Wohlbefinden vorzüglich bei jungen, kräftigen Personen erzielte, was jeder nicht genau forschende Beobachter für wahre Gesundheit halten mußte, oft von vieljähriger Dauer. Aber bei chronischen Krankheiten von schon völlig entwickelter Psora reichten die damals nur bekannten Arzneien zur vollständigen Heilung nie hin, so wenig als sie jetzt noch hinreichen.

2 Doch ließ ich von allen diesen unsäglichen Bemühungen nichts vor der Welt, nichts vor meinen Schülern verlauten, nicht etwa deßhalb, weil die häufig mir erwiesenen Undankbarkeiten mich davon abgehalten hätten – denn ich achte weder des Undanks, noch der Verfolgungen auf meinem mühsamen, aber wegen des erstrebten großen Ziels dennoch gar nicht freudelosen Lebenswege. – Nein, ich ließ überall nichts davon verlauten, weil es unschicklich, ja schädlich ist, von unreifen Dingen zu reden oder zu schreiben. Erst im Jahre 1827 habe ich zweien meiner, um die homöopathische Kunst am meisten sich verdient gemachten Schülern das Hauptsächlichste davon zu ihrem und ihrer Kranken Wohle mitgetheilt, um nicht die ganze Wissenschaft für die Welt verloren gehen zu lassen, wenn mich etwa vor Vollendung dieses Buches ein höherer Wink in die Ewigkeit abgerufen hätte, was in meinem 73sten Lebensjahre nicht unwahrscheinlich war.

3 Nicht selten gingen Lungeneiterung in Wahnsinn, vertrocknende Geschwüre in Wassersucht oder Schlagfluß, Wechselfieber in Asthma, Unterleibsbeschwerden in Gelenkschmerzen oder Lähmungen, Gliederreißen in Blutflüsse u.s.w. über, und es war nicht schwer einzusehen, daß die neuern Uebel ebenfalls in dem vorhandenen alten Siechthume gegründet seyn müßten und nur Theile eines weit größern Ganzen seyn könnten.

4 Auch in neueren Zeiten vorzüglich durch von Autenrieth (s. Tübinger Blätter für Naturwissenschaft und Arzneikunde, 2. B. 2. Heft.).

5 Im Typhus von 1813 waren Zaunrebe und Wurzelsumach die für alle Kranke specifischen Heilmittel.

6 S. Organon der Heilkunst, fünfte Auflage 1834. § 100 u.f.

7 Im dritten Buche, im 13ten Kapitel sowohl, als wo er (21. Kapitel V. 20.) von den Körperfehlern redet, die ein zu opfern bestimmter Priester nicht an sich haben dürfe, wird die bösartige Krätze in dem Worte ברג bezeichnet, was die alexandrinischen Übersetzer (70 Dolmetscher) ψώρα ἀγρία übersetzen, die Vulgate aber mit scabies jugis. Der talmudische Ausleger Jonathan erklärt es für trockne, über den Körper verbreitete Krätze, und den Ausdruck des Moses תפלי für Lichen, Schwinde, Flechte (M.s. Rosenmüller, Scholia in Levit. P. II. edit. sec. S. 124.). Auch die Ausleger im sogenannten englischen Bibelwerke stimmen damit überein, wo unter Andern Calmet sagt: »der Aussatz gleiche einer eingewurzelten Krätze mit heftigem Jücken.«

Auch gedenken die Alten des immerdar, wie jetzt, dem Krätz-Ausschlage eigenthümlichen, charakteristischen, wohllüstigen Jückens, worauf nach dem Kratzen das schmerzhafte Brennen folgt, unter Andern Plato, welcher die Krätze γλυκύπικρον nennt, so wie Cicero die dulcedo der scabies auszeichnet.

8 Nicht bloß durch böse Kunst der Aerzte und Afterärzte läßt sich der Krätz-Ausschlag äußerlich vertreiben; sondern er weicht zum Unglücke auch ohnedieß nicht selten von der Haut (wie weiter unten, z.B. in den Beobachtungen älterer Aerzte No. 9. 17. 26. 36. 50. 58. 61. 64. 65. zu ersehen ist). Vor der Krätzkrankheit haben daher die Syphilis und die Sycosis in dieser Hinsicht beide einen großen Vorzug, daß bei ersterer der Schanker (oder die Schooßbeule) und bei letzterer die Feigwarze nicht eher von den äußern Theilen weichen, bis sie entweder durch äußere Zerstörungsmittel böslich mit Gewalt vernichtet oder, vernünftiger Weise, durch die innere Heilung der ganzen Krankheit mitgeheilet werden. Es kann daher weder die Lustseuche ausbrechen, so lange der Schanker äußerlich nicht künstlich vernichtet wird, noch können die sekundären Uebel der Sycosis ausbrechen, so lange die Feigwarze nicht durch böse Kunst zerstört wird – denn diese für ihre innere Krankheit vikarirenden Lokal-Symptome bleiben für sich bis an's Ende des Lebens stehen, ohne die innere Krankheit ausbrechen zu lassen, wodurch es dann eben so leicht wird, sie in ihrem ganzen Umfange, das ist, gründlich durch ihre specifischen, innern Arzneien zu heilen, welche man in diesem Falle nur so lange fortzusetzen nöthig hat, bis diese ihrer Natur nach ohne äußere, künstliche Vertreibungsmittel unwandelbaren Lokal-Symptome (Schanker und Feigwarze) völlig geheilt sind, wo man dann ganz sicher ist, die innere Krankheit (die syphilis und die sycosis) aus dem Grunde geheilt zu haben.

Diese gute Seite hat die Psora in dem jetzigen, vom Aussatze bis zum Krätz-Ausschlage herab, in den letzten drei Jahrhunderten, mehr und mehr gemilderten Charakter ihres Hautsymptoms nicht mehr. Der Krätz-Ausschlag bleibt gar nicht so beharrlich auf der Haut, gar nicht so unwandelbar auf seiner Stelle feststehend, wie der Schanker oder die Feigwarze. Wenn auch der Krätz-Ausschlag nicht durch böse Kunst der Aerzte und Afterärzte (wie doch fast stets geschieht), durch austrocknende Waschwasser, Schwefelsalben, drastische Purganzen oder Schröpfen von der Haut vertrieben wird, so entweicht er dennoch auch oft, wie man zu sagen pflegt, von selbst, das ist, auf Veranlassungen, die man nicht achtet. Er entweichet, wie gedacht, nicht selten durch ein übles physisches oder psychisches Ereigniß, durch einen heftigen Schreck, durch stete Aergernis, tief eingreifenden Gram, durch eine große Verkältung oder Kälte (wie weiter unten, Beobachtung No. 67.), durch kalte, laue und warme Fluß- und Mineralbäder, durch ein, von irgend einer Ursache entstandenes Fieber, oder eine andersartige akute Krankheit (z.B. Menschenpocken, s. unten Beobachtung No. 39.), durch einen anhaltenden Durchfall, vielleicht auch zuweilen durch eine besondere Unthätigkeit der Haut, und dann sind die Folgen eben die schlimmen, wie wenn der Ausschlag durch unvernünftige Arztes-Kunst äußerlich vertrieben worden wäre. Die sekundären Uebel der innern Psora und irgend eine jener unzähligen chronischen Krankheiten diesen Ursprungs brechen dann bald oder spät aus.

Man glaube aber nicht, daß die jetzt in ihrem Lokal-Symptome, ihrem Hautausschlage so gemilderte Psora dadurch wesentlich vom alten Aussatze abweiche. Auch der Aussatz ließ sich in den älteren Zeiten, wenn er nicht veraltet war, nicht ganz selten durch kaltes Bad und oftmaliges Eintauchen in Flüsse und warme Mineralbäder (s. unten No. 35.) von der Haut vertreiben, aber auch damals achtete man die bösen Folgen davon ebenso wenig, als die neuern Aerzte die akuten Uebel und die schleichenden Siechthume bemerken, welche auf das Selbstentweichen oder die gewaltsame Vertreibung des jetzigen Krätz-Ausschlags bald oder spät aus der inwohnenden Psora sich hervorzuthun nicht unterlassen.

9 Daß der die Reizbarkeit der Muskelfaser, so wie die Ueberempfindlichkeit der Nerven so sehr mehrende, seit zweihundert Jahren so allgemein verbreitete warme Trank des Kaffee's und des chinesischen Thee's die Hinneigung des letztern Zeitalters zu einer Menge chronischer Leiden noch mehr befördert hat und der Psora behülflich gewesen ist, sich um desto mehr zu vervielfachen, kann am wenigsten ich in Abrede stellen, der ich in meinem Büchelchen über die Wirkungen des Kaffee's (Leipzig 1803) den Antheil, welchen dieses Getränk an den körperlichen und geistigen Leiden unsrer Menschen hat, sehr, vielleicht zu sehr hervorhob, weil ich damals die Hauptquelle der chronischen Uebel noch nicht in der Psora entdeckt hatte. In Gemeinschaft mit dem Schwelgen in Kaffee- und Thee-Trank nur, welche beide Palliative für mehre Psora-Symptome abgeben, konnte die Psora, was sie allein nicht in diesem Umfange vermochte, so unzählige, so hartnäckige chronische Leiden über die Menschheit verbreiten.

10 Dann habe – so träumen sich diese Herren in ihrem verkehrten Sinne, in welchem sie die Beschaffenheit dieser wichtigsten Krankheit nach Gutdünken und ohne die Natur zu befragen, sich ausgeklügelt haben – dann habe, versichern diese leichtfertigen Herren, der Krätzstoff auf der Haut noch nicht Zeit gehabt, in das Innere einzudringen und von den einsaugenden Gefäßen zur Verderbung der ganzen Säftmasse aufgenommen zu werden. Wie dann aber, ihr gewissenhaften Männer! wenn schon das erste, kleinste Krätzbläschen mit seinem unerträglich wohllüstigen, zum Kratzen unaufhaltbar zwingenden Jücken und dem Brennschmerze drauf, in allen Fällen und jederzeit die vorgängig im Innern des ganzen Organism schon ausgebildete, durchgängige Krätzkrankheit bewiese, wie wir weiter unten sehen werden? Wie dann, wenn hiernach jede äußere Vertreibung des Krätz-Ausschlags nicht nur gar nichts zur Minderung des innern allgemeinen Uebels thun könnte, sondern es vielmehr, wie Tausende von Thatsachen beweisen, nöthigte, in zahllos verschiedene, akute Leiden schnell, oder in chronische allmählich sich zu entfalten und hervorzubrechen, welche die Menschheit so hülflos und elend machen? Könnt ihr dann letztere heilen? Die Erfahrung sagt: Nein! Ihr könnt es nicht!

11 Bei einigen kräftigen Krätz-Kranken treibt die Lebenskraft, dem Naturgesetze, auf welchem sie beruht, zufolge (ihr Instinkt sich weiser zeigend als der Verstand ihrer Verderber) den anscheinend von der Haut mittels Krätzsalben und Purganzen vertilgten Ausschlag nach einigen Wochen wieder auf die Haut; der Kranke kehrt in das Spital zurück und man erneuert durch Salben oder Waschwasser von Zink- oder Blei-Auflösungen diese verderbliche Vernichtung des Ausschlags von der Haut, und so habe ich denselben dreimal hinter einander in Militär-Spitälern vergeblich binnen einigen Monaten unverständiger und grausamer Weise wegschmieren gesehen, während der Wegschmierer vorgab, der Mensch müsse indeß dreimal von neuem sich von Krätze haben anstecken lassen in dieser kurzen Zeit, was doch rein unmöglich ist.

12 Dieß schrieb ich vor 6 Jahren; aber noch diesen heutigen Tag verfahren und lehren die Aerzte alter Schule noch gleich verbrecherisch. Sie sind in dieser wichtigsten ärztlichen Angelegenheit bis auf den heutigen Tag nicht um ein Haar weder klüger noch menschlicher geworden.

13 Zufallsweise (denn sie selbst können nur einen erdichteten Grund von diesen Verfahren angeben) fanden sie empirisch den einsweilig die Kranken manchmal erleichternden Ausweg, wenn sie daheim mit ihren Recepten gegen das ungekannte Uebel nichts mehr ausrichten konnten, dieselben in dieß oder jenes der vielen schwefelichten Bäder zu schicken, wo die Kranken oft einen kleinen Theil ihrer Psora und so beim ersten Gebrauche ihre chronische Krankheit zum Theil auf einige Zeit los werden, nachmals aber in dasselbe oder ein verwandtes Uebel zurückfallen, wo dann die Wiederholung eines solchen Bades wenig oder nichts mehr fruchtet, weil zur Heilung entwickelter Psora eine weit angemessenere Behandlung als der stürmische Gebrauch solcher Bäder erforderlich ist.

14 Eine schwangere Jüdin hatte die Krätze auf den Händen und vertrieb dieselbe, um es bei ihrer Niederkunft nicht sehen zu lassen, im achten Monate ihrer Schwangerschaft. Drei Tage darauf kam sie nieder, die Lochien blieben aus und sie fiel in ein hitziges Fieber; seitdem waren es sieben Jahre, daß sie unfruchtbar blieb und am Scheideflusse litt. Dann verarmte sie und mußte einen weiten Weg barfuß gehen, worauf die Krätze wieder erschien und sie so den Scheidefluß und alle übrigen hysterischen Beschwerden verlor, auch wieder schwanger ward und glücklich gebar (Juncker ebend.).

15 Ich kannte bei Verfassung der ersten Ausgabe der chronischen Krankheiten noch nicht Autenrieth's Versuche für die prakt. Heilkunde aus den klinischen Anstalten von Tübingen von 1808. Doch, wie ich dann sah, ist, was er über die Krankheiten nach lokaler Vertreibung der Krätze sagt, nur eine Bestätigung dessen, was ich schon bei den hundert andern Schriftstellern gefunden. Auch er hat Fuß-Geschwüre, Lungenschwindsucht, hysterische Bleichsucht mit verschiednen Menstruations-Fehlern, weiße Knie-Geschwulst, Gelenk-Wassersucht, Epilepsie, Amaurose mit Verdunkelung der Hornhaut, Glaukom mit schwarzem Staare, Geistes-Verwirrung, Lähmungen, Schlagfluß, Hals-Krümmung u.s.w. von der äußern Vertreibung der Krätze erfolgen gesehn – was er (mit Unrecht) einzig den Salben beimißt. Aber sein eignes, langsames, lokales Vertreiben derselben mit Schwefelleber und Schmierseife ist um kein Haar besser, was er (vergeblich) Heilen nennt. Gleich, als wenn sein Verfahren nicht ebenfalls lokale Vertreibung des Krätz-Ausschlags von der Haut wäre! Von wahrer Hülfe weiß er eben so wenig als die übrigen Allöopathen, da er schreibt's »Freilich ist's lächerlich, eine Krätze (Raude) durch innerliche Mittel heilen zu wollen.« Nein! nicht nur lächerlich, sondern auch erbärmlich ist es, die durch keine Lokal-Vertreibung zu heilende innere Krätz-Krankheit nichts durch innere Mittel gründlich und gewiß heilen lernen zu wollen.

16 Ein Gegner aus der alten Schule hat es mir zum Vorwurf gemacht, daß ich nicht meine eignen Erfahrungen zum Erweise, daß die chronischen Uebel, wenn sie nicht syphilitischen oder sykosischen Ursprungs waren, von Krätz-Miasm entsprossen, beigebracht habe, die dann schlagend gewesen wären. Ei! wenn die hier von mir angeführten Beispiele aus ältern und neuern unhomöopathischen Schriften noch nicht genug schlagende Beweiskraft haben, so möchte ich wissen, welche andre (selbst die meinigen nicht ausgenommen), schlagender beweisend gedacht werden könnten? Wie oft (und ich möchte sagen, fast stets) haben nicht die Gegner aus der alten Schule Beobachtungen ehrsamer homöopathischer Aerzte allen Glauben abgesprochen, weil sie nicht vor ihren Augen angestellt, und die Namen der Kranken nur mit einem Buchstaben angedeutet waren, gleich als ob Privatkranke ihre Namen beizusetzen erlaubten! Warum sollte ich ein Gleiches erdulden? Und beweise ich durch die Erfahrungen so vieler anderer ehrlicher Praktiker etwa nicht am unzweifelhaftesten, partheilosesten?

17 Man kann mit Recht fragen: giebt es wohl irgend ein Miasm auf der Welt, was, nach geschehener Ansteckung von außen, nicht erst den ganzen Organism krank mache, ehe sich die Zeichen davon äußerlich hervorthun? Man kann nicht anders, als mit Nein antworten. Es giebt keins!

Dauert es nicht 3, 4, 5 Tage nach geschehener Einimpfung der Schutzpocke, ehe die Impfstelle sich entzündet? Erscheint nicht erst später eine Art Fieber – das Zeichen des durchgängigen Krankseyns – ehe die Schutzpocke sich den siebenten, achten Tag vollkommen entwickelt?

Dauert es nicht 10 bis 12 Tage nach geschehener Menschenpocken-Ansteckung, ehe das Entzündungsfieber und der Pockenausbruch auf der Haut erfolgt?

Was hat die Natur in den 10, 12 Tagen mit der ihr von außen zugekommenen Ansteckung gemacht? Mußte sie nicht die Krankheit erst dem ganzen Organism einverleiben, ehe sie in den Stand kam, das Fieber zu entzünden und den Ausschlag auf der Haut hervorzubringen?

Die Masern brauchen nach geschehener Ansteckung oder Einimpfung ebenfalls 10 bis 12 Tage, ehe dieser Ausschlag mit seinem Fieber erscheint. Nach Ansteckung mit Scharlach gehen gewöhnlich 7 Tage hin, ehe das Scharlachfieber mit seiner Hautröthe ausbricht.

Was hat da die Natur mit dem empfangenen Miasm während dieser Zwischentage im Organism gemacht? Was anders, als dem ganzen lebenden Organism die ganze Maser- und Scharlach-Krankheit einverleibt, ehe sie fertig war, das Maser- und Scharlachfieber mit ihren Ausschlägen hervorbringen zu können?

18 Vorzüglich sorgfältigen, englischen und amerikanischen Aerzten verdanken wir diese tröstlichen Erfahrungen – dem Hunter und Houlston (in London med. Journal, Vol V.), so wie dem Vaughan,Shadwell und Percival, deren Beobachtungen in Jam. Mease's, On the hydrophobia, Philadelph, 1793 aufgezeichnet sind.

19 Ein achtjähriges Mädchen in Glasgow ward im Jahre 1792 den 21sten März von einem tollen Hunde gebissen. Ein Wundarzt schnitt sogleich die Wunde ganz rein aus (erhielt sie in Eiterung und gab Quecksilber bis zum gelinden Speichelflusse, den er zwei Wochen unterhielt), und dessen ungeachtet brach die Wasserscheu den 27sten April aus und den 29sten April starb die Kranke. M.s. Duncan's Med. Comment. Dec. II. Vol. VII., Edinb. 1793 und The new London med. Journ. II.

20 Oder haben diese verschiednen, akuten halbgeistigen Miasmen die besondre Natur, daß sie, nachdem sie die Lebenskraft im ersten Augenblicke der Ansteckung durchdrungen und dieselbe, jede auf ihre eigne Weise, krank gemacht, dann in ihr auf Parasiten-Art schnell gewachsen und sich, meist durch ein eignes Fieber ausgebildet haben, nach Erzeugung ihrer Frucht (des reifen, ihr Miasm wieder mitzutheilen fähigen Haut-Ausschlages) von selbst ersterben und so den lebenden Organism davon wieder frei und der Wieder-Genesung überlassen?

Sind dagegen nicht die chronischen Miasmen mit dem Leben des von ihnen ergriffenen Menschen fortlebende, in dem von ihnen anfänglich hervorgebrachten Ausschlage (Krätzpustel, Schanker, Feigwarze – ihrer wieder ansteckenden Frucht) aber nicht, wie die akuten Miasmen von selbst wieder ersterbende, halbgeistige Krankheits-Parasiten, die nur durch eine Gegen-Ansteckung mit ganz ähnlicher, stärkerer Arznei-Krankheits-Potenz (durch die Antipsorika) aufgehoben und vernichtet werden können, so daß der Kranke frei von ihnen wird und geneset?

21 Nicht bloß mittels Wegbeizen durch Aetzmittel – wovon die nachgehende ausbrechende Lustseuche durch elende Erklärer als von einer dadurch erfolgten Zurücktreibung des Giftes aus dem Schanker in den (angeblich vorher noch gesunden) innern Körper hergeleitet wird – nein, selbst nach schneller Entfernung des Schankers ganz ohne angebrachtes Reizmittel bricht die Lustseuche aus, was dann ebenfalls (zum Ueberflusse) die Präexistenz der Syphilis im Innern, ohne Widerrede, bestätigt. »Petit schnitt einem Frauenzimmer einen Theil der kleinen Schamlefze ab, an welcher seit einem Paar Tagen venerische Schanker waren; die Wunde heilte zwar, aber die Lustseuche brach dennoch aus.« M.s. Fabre Lettres, supplément à son traité des maladies vénériennes, Paris, 1786. – Natürlich! da die venerische Krankheit schon vor dem Schankerausbruche im ganzen Innern des Körpers vorhanden war!

22 Car. Musitani Opera, de tumoribus, Cap. 20.

23 Wie Willis beobachtete, bei Turner, des maladies de la peau, traduit de l'anglois, à Paris, 1783. Tom. II. Cap. 3. S. 77.

24 Weit gefehlt, daß die nun erscheinenden Krätzpusteln ein bloß für sich bestehendes, bloß örtliches Hautübel wären, sind sie im Gegentheile bloß der zuverlässige Beweis der schon vorher geschehenen Vollendung der innern Psora und der Ausschlag, nur eine Ergänzung derselben; denn dieser besondere Ausschlag und diese besondere Art Jücken desselben gehören zum Wesen der ganzen Krankheit in ihrem natürlichen, wenigst gefährlichen Zustande.

25 Wie der unvertriebene Schanker für die inwohnende Syphilis beschwichtigend vikarirt und die Lustseuche nicht ausbrechen läßt, so lange er unangetastet auf seiner Stelle stehen bleibt. Ich beobachtete ein Frauenzimmer und fand sie frei von allen sekundären Symptomen der Lustseuche, bei welcher ein Schanker auf seiner Stelle zwei Jahre lang, unbehandelt, gestanden und nun die Größe von fast einem Zolle im Durchmesser allmählig erreicht hatte. Das innerlich eingenommene, beste Quecksilberpräparat heilte sie bald und vollkommen, das innere Uebel und zugleich den Schanker.

26 Man sehe oben die Beobachtung in der Anmerkung 86.

27 Denn auch in diesem hochgestiegnen Grade der Krätzkrankheit ist noch der Ausschlag sammt dem innern Siechthume, mit einem Worte, die ganze Psora, obwohl beschwerlicher, als Anfangs gleich nach ihrer ersten Entstehung, doch ungleich leichter und gewisser durch die innern specifisch-homöopathischen Arzneien zu heilen, als nach völliger, bloß äußerer Vertreibung des Krätz-Ausschlags die innere Psora zu heilen ist, wenn sie ihre sekundären Symptome zum Ausbruche bringt und in namenlose, chronische Krankheiten entfaltet. Die Krätzkrankheit läßt sich in jenem, obgleich weit gediehenen, doch noch ganzen Zustande immer noch ungleich leichter und gewisser durch die ihr angemessenen, innern Arzneien gründlich, sammt dem Ausschlage, ohne Zuthun des mindesten Lokalmittels heilen, so wie die venerische Schanker-Krankheit am gewissesten und leichtesten, oft durch eine einzige der kleinsten Gaben des besten Quecksilber-Präparats, innerlich gegeben, gründlich geheilt wird – wobei der Schanker, ohne das mindeste äußere Mittel zu Hülfe zu nehmen, schnell zum gutartigen Geschwüre wird und in wenigen Tagen von selbst heilt, so daß nie eine Spur von sekundären Zufällen (Lustseuche) darauf je erscheint oder erscheinen kann, weil das innere Uebel mit dem äußern Lokal-Symptome zugleich geheilt worden, wie ich seit vielen Jahren mündlich und schriftlich gelehrt und durch meine Heilungen dieser Art bewiesen habe.

Wodurch könnte es nun wohl entschuldigt werden, daß das ganze Heer der bisherigen Aerzte nach mehr als dreihundertjähriger Behandlung der allgemein verbreiteten venerischen Krankheit dennoch so unwissend in Erkennung der Natur derselben blieben, daß sie bei Erblickung eines Schankers noch bis diesen Tag an dem Angesteckten nichts Krankhaftes als bloß diesen Schanker annahmen, hingegen die schon vorher im Innern verhandene und bereits vor Ausbruch des Schankers im ganzen Organism ausgebildete, immer noch vorhandene Syphilis nicht gewahrten und so blindhin nur den Schanker für das einzig zu vertilgende, venerische Uebel hielten, was sie bloß äußerlich zu zerstören hätten, um den Menschen für geheilt ausgeben zu können – ohne durch die vielen tausend Erfahrungen belehrt zu werden, daß sie durch die örtliche Vernichtung des Schankers nie etwas anderes als bloß Schaden angerichtet, der im Innern präexistirenden Syphilis bloß ihr ableitendes Lokal-Symptom geraubt und das innere Uebel dadurch genöthigt hatten, nur desto gewisser und furchtbarer (und weit schwerer heilbar) als Lustseuche auszubrechen! Wodurch könnte man wohl eine so allgemeine, verderbliche Fehlsicht entschuldigen?

Oder warum dachten die Aerzte nie über die Entstehung der Feigwarzen nach? Warum verkannten sie stets dabei das innere, allgemeine Uebel, was diesen Auswüchsen zum Grunde liegt, um jenes im Innern präexistirende Siechthum mit seinen homöopathischen Mitteln gründlich zu heilen, wovon die Feigwarzen dann, ohne Hülfe eines äußern Zerstörungsmittels, von selbst verschwinden?

Doch, ließe sich auch nur ein Schatten von Entschuldigung für diese traurige Nachlässigkeit und Ignoranz vorbringen, und wollte man auch etwa anführen, daß die Aerzte nur erst 31/4 Jahrhundert Zeit gehabt hätten, über die wahre Natur der Syphilis in's Klare zu kommen, und daß sie vielleicht wohl nach einer noch längern Praxis diese Wahrheit würden haben einsehen lernen (– doch hatte ich sie schon vor mehren Jahren und so von Zeit zu Zeit dieses Irrthums, wiewohl vergeblich, zu überführen gesucht –), so bleibt dennoch jene allgemeine Fahrlässigkeit der bisherigen Aerzte, und, ich kann wohl sagen, Verblendung ganz ohne Entschuldigung, daß sie bei der seit vielen Jahrtausenden die Menschen ansteckende Krätzkrankheit die dem Ausschlage zu Grunde liegende, präexistirende innere Krankheit, die Psora, nicht erkannten, und alle darauf hinweisende Thatsachen mit stolzem Leichtsinn zu ignoriren sich beflissen, um die Täuschung fortsetzen und die Welt bei dem verderblichen Wahne lassen zu können: die unerträglich jückendem Pusteln wären nur ein bloß oberflächliches Hautübel, und durch ihre örtliche Vernichtung sey der Mensch frei von allem Uebel geworden und rein genesen.

Nicht etwa nur medicinische Alltags-Scribenten; nein! die größten und berühmtesten Aerzte der neuern und neuesten Zeit haben sich dieses schweren Irrthums (oder, soll ich sagen, geflissentlichen Verbrechens?) schuldig gemacht, von van Helmont an bis auf die neuesten Wortführer in der allöopathisch-medicinischen Praxis. –

Durch Anwendung oben angeführter Mittel erreichten sie freilich meist ihren Zweck, Ausschlag und Jücken von der Haut zu vertilgen, und wähnten in ihrer Geistes-Trunkenheit (oder gaben wenigstens vor), die Krankheit selbst und zwar völlig vernichtet zu haben, und verabschiedeten die so mißhandelten Kranken mit der Versicherung, sie wären gesund.

Alle die Leiden, welche auf jene einseitige Vernichtung des zur naturgemäßen Gestalt der Psora gehörenden Hautausschlags hinterdrein erfolgten, gaben sie für neu entstandene Krankheiten ganz andern Ursprungs aus. Sie achteten in ihrer Geistesbefangenheit nicht jene unzähligen, so laut sprechenden Zeugnisse redlicher Beobachter älterer Zeit, welche die traurigen Folgen örtlicher Vertreibung des Krätz-Ausschlags berichten, die oft so schnell darauf folgten, daß man seinen Verstand verleugnen müßte, wenn man sie nicht für unmittelbare Erzeugnisse der inwohnenden, großen Krankheit (der Psora) anerkennen wollte, welcher das zur Beschwichtigung des innern Uebels von der Natur bestimmte Lokal-Symptom (der Hautausschlag) geraubt worden, wodurch das ungeheilte, innere Siechthum zum lauten Ausbruche seiner sekundären Symptome gezwungen ward.

28 Mir ward es möglicher, als vielen Hundert Andern, die Zeichen sowohl der noch im Innern schlummernden und latenten, als der zu ansehnlichen, chronischen Uebeln aus dem Innern erwachten Psora zu finden und zu erkennen durch genaue Vergleichung des Befindens aller der so Behafteten mit mir, der ich, was selten ist, nie psorisch war und daher von allen diesen hier und weiter unten angeführten Beschwerden (kleinern und größern) von meiner Geburt an bis in mein jetziges achtzigstes Lebensjahr gänzlich frei blieb, obwohl übrigens sehr empfänglich für akute, epidemische Krankheiten, und obwohl unter vielen Geistes-Anstrengungen und tausendfachen Gemüths-Kränkungen.

29 Die Allöopathie hatte im kranken Menschen ebenfalls verborgne (latente Krankheits-Zustände angenommen, um ihr oft blindes Eingreifen mit heftigen Arzneien, Blutvergießen, Schmerzmitteln u.s.w. zu motiviren oder wenigstens zu entschuldigen. Diese sogenannten qualitates occultae Fernelii sind aber rein aus der Luft gegriffen und erdichtet, da (nach dieser Aerzte eigner Angabe) dieselben sich durch keine Aeußerungen und Symptome zu erkennen geben sollen. Was aber durch keine Zeichen sein verborgnes, angebliches Daseyn zu verstehen giebt, existirt nicht für uns Menschen, die wir auf Erkenntnis der Dinge einzig durch Beobachtung vom Schöpfer angewiesen sind – ist folglich ein Phantom verirrter Phantasie. Ganz anders ist es mit mehren in der Natur schlummernden (latenten) Kräften; sie zeigen sich, ungeachtet ihrer gewöhnlichen Verborgenheit, dennoch unter den gehörigen Umständen und Bedingungen, z.B. der latente Hitz-Stoff in den selbst kalt anzufühlenden Metallen, bei ihrer Reibung, so wie die latente Psora z.B. als Zieh-Schmerz in den Muskel-Scheiden zur Erscheinung kömmt, wenn der mit latenter Psora Behaftete sich der Zugluft ausgesetzt hatte, u.s.w.

30 Hieher gehören nicht die epidemischen, fast jeden, auch den gesündesten Menschen ergreifenden Schnupfenfieber und Katarrhe (z.B. die Grippe, Influenza).

31 Personen, die nicht psorisch sind, leiden von Zugluft oder feuchter Kälte, wenn sie ihnen auch nicht angenehm ist, keine Verkältung, keine Nachbeschwerden.

32 Zu Ende der akuten Fieber kommt nicht selten, gleichsam als durch Anregung von einem solchen Fieber, ein Ausbruch älterer, im Körper wohnender Psora, als Krätz-Ausschlag wieder zum Vorschein, den die Aerzte für eine neue Erzeugung von Krätze in diesem von bösen Säften (scilicet) angefüllten individuellen Körper erklären, weil sie von einer langwierig oft im Menschen schlummernden Psora nichts wissen. Aber Krätzkrankheit kann sich jetzt bei keinem einzelnen Menschen neuerdings von selbst erzeugen, von selbst entstehen oder erschaffen werden, so wie keine Menschenblattern oder Kuhpocken, keine Masern, keine venerische Schankerkrankheit u.s.w. bei irgend einem Menschen jetzt noch jemals ohne vorgängige Ansteckung zum Vorschein kommen kann.

33 Diese oder jene – je nachdem die ursprüngliche Körper-Konstitution, die angenommene, besondre Lebensweise, die besondre, oft durch individuelle Erziehung erlangte Gemüths-Anlage, oder ein oder der andre am meisten empfängliche oder geschwächte Theil des Körpers die Richtung giebt und so das Krätz-Siechthum mehr zur Entstehung dieses als jenes Uebels leitet, damit es vorzugsweise in dieser Seite des Befindens und gerade so modificirt sich entfalte. Eine zornige, grämliche Gemüthsart befördert den Ausbruch der Psora ungemein, so wie vorausgegangene Erschöpfungen durch häufige Schwangerschaften, übertriebenes Kindersäugen, übermäßige Strapatzen, angreifende ärztliche Fehl-Kuren, Schwelgerei und lüderliche Lebensart. Das innere Krätz-Siechthum ist, wie gesagt, von so sonderbarer Natur, daß es unter sehr günstigen, äußern Umständen lange Zeit gleichsam gebunden und verdeckt bleiben kann, so daß der Mensch dem oberflächlichen Beobachter als gesund erscheint, Jahre, oft viele Jahre lang, bis ungünstige Umstände für Geist und Körper oder für beide sich einmal ereignen, welche gleichsam als feindlicher Anstoß das innen ruhende Uebel zum Erwachen und seine Keime zur Entwickelung bringen. Da können die Bekannten, da kann der Arzt, ja selbst der Patient kann dann nicht begreifen, wie er auf einmal mit seiner Gesundheit so sehr in Verfall gerathen konnte. Da entwickeln sich – um einige Beispiele zur Erläuterung aus meiner Erfahrung beizubringen – z.B. nach einem einfachen Beinbruche auf einem fünf- sechswöchentlichen Lager Krankheits-Zustände andrer Art, deren Quelle man nicht errathen kann, Krankheitszustände, die nach erträglicher Beseitigung dennoch wiederkehren und, selbst bei nicht fehlerhafter Diät, bei erneuerter Wiederkehr in verstärktem Grade erscheinen, am meisten in den Jahreszeiten des Herbstes (Winters) und Frühlings, und zu einem von Jahre zu Jahre wachsenden, langwierigen Leiden werden, dessen dauernde Abhülfe, ohne daß durch die allöopathische Kur ein andres, noch beschwerlicheres Uebel an seine Stelle trete, man vergebens im Rathe der bisherigen Aerzte, und eben so oft vergeblich im Gebrauche der mineralischen Bäder sucht. Solcher Anstöße im Leben, solcher ungünstigen Begegnisse, welche die bis dahin (vielleicht lange schon) schlummernde Psora (inneres Krätz-Siechthum) zum Erwachen und ihre Keime zum Emporwachsen zu bringen pflegen, giebt es unzählige; sie sind oft so geartet, daß die großen Uebel, welche auf sie nach und nach folgen, mit jenen Begegnissen in keinem Verhältnisse stehen, so daß kein verständiger Mann jene Anlässe als hinreichenden Grund dieser nachfolgenden, oft ungeheuern, chronischen Krankheiten ansehen kann, sondern gezwungen ist, eine tiefer gelegene, jetzt bloß zur Entwickelung gelangte, feindliche Ursache dieser Erscheinungen anzuerkennen.

Z.B. eine, obenhin und nach gewöhnlichem Maßstabe betrachtet, gesunde, junge Frau (in ihrer Kindheit mit Psora angesteckt) hat das Unglück, im dritten Monate ihrer Schwangerschaft mit dem Wagen umzuwerfen, wovon sie, außer einer geringen Beschädigung und dem gehabten Schrecke, eine unzeitige Niederkunft erleidet, wovon der starke Blutverlust sie ziemlich zurücksetzt. In einigen Wochen hat sich jedoch die junge Natur meist wieder erholt und man könnte ihr nahe, dauerhafte Gesundheit verkündigen, als die Botschaft von einer lebensgefährlichen Krankheit ihrer geliebten, entfernten Schwester sie wieder in ihrem Befinden zurückwirft und ihre vorige, noch nicht ganz besiegte Kränklichkeit mit einer Menge Nervenübeln und Krämpfen vermehrt, welche sie zu einer ernstlich Kranken machen. Es kommt zwar bessere Nachricht von ihrer Schwester, endlich gute. Zuletzt besucht die völlig wieder genesene Schwester sie sogar selbst. Aber die kranke, junge Frau bleibt dennoch krank, und wenn sie sich auch auf 8 oder 14 Tage wieder zu erholen scheint, so kehren die Leiden dennoch ohne sichtliche Veranlassung wieder; jedes folgende, selbst glückliche Wochenbett, jeder stürmische Winter fügt neue zu den alten Uebeln, oder die ehemaligen scheinen mit andersartigen, aber noch beschwerlichern abzuwechseln, so daß wie eine chronische, bedeutende Kranke erhalten, ohne daß abzusehen ist, wie die Vollkräftigkeit der Jugend, mit glücklichen äußern Verhältnissen begleitet, nicht die Folgen jener einzelnen unzeitigen Niederkunft bald hätte auslöschen können, und noch weniger, wie der üble Eindruck von jener traurigen Nachricht nicht alsbald hätte verschwinden müssen auf die Botschaft von der Genesung ihrer Schwester, oder doch wenigstens durch die wirkliche Gegenwart ihrer völlig wieder hergestellten Schwester.

Wenn jederzeit die Ursache ihrer Wirkung, der Grund seiner Folge angemessen und gleich seyn muß, wie stets in der Natur, so sieht niemand ein, wie hier, nach Hebung jener äußern Anfälle auf ihre Gesundheit, die nachgängigen Uebel nicht nur fortdauern konnten, sondern sich sogar von Jahre zu Jahre noch erhöhen sollten, wenn nicht der Grund in etwas Anderm, Höherm läge – so daß jene widrigen Ereignisse (die unzeitige Niederkunft und die traurige Nachricht), da beide von selbst verschwanden, und also unmöglich den hinreichenden Grund zu der nachfolgenden, chronischen Krankheit darreichen konnten, bloß als Anstöße und Anlässe zur Entwickelung einer schon im Innern vorhanden gewesenen, nur bis dahin im Innern wie im Schlummer gelegenen, feindlichen Potenz von höherer Wichtigkeit, zu betrachten sind.

So sieht man einen robusten, trotz einiger, bloß dem Kenner merkbaren Spuren innerer Psora, gesund scheinenden Kaufmann durch mehre unglückliche Handels-Ereignisse allmählig in Verfall seiner Vermögens-Umstände bis zum nahen Bankerote und so nach und nach zugleich in allerlei Kränklichkeit, endlich in bedeutende Krankheit gerathen. Jedoch der Tod eines reichen Verwandten und der Gewinn eines großen Looses in der Lotterie ersetzt seine Handels-Verluste überflüssig; er wird zum wohlhabenden Manne – aber seine Krankheit dauert dessen ungeachtet nicht nur fort, sondern erhöhet sich von Jahr zu Jahre, trotz aller ärztlichen Recepte, trotz aller Besuche der berühmtesten Bäder, (oder vielmehr unter Mithülfe beider letztern).

Ein wohlgesittetes, Zeichen von innerer Psora abgerechnet, für ganz gesund gehaltenes Mädchen wird zu einer Heirath gezwungen, welche sie an der Seele unglücklich macht, und in gleichem Maße geräth auch ihre körperliche Gesundheit in Verfall, ohne Spur einer venerischen Ansteckung. Keine allöopathische Arznei lindert ihre traurigen Uebel, die immer bedenklicher werden. Aber mitten in der Verschlimmerung, nach einem Jahre voll Leiden, wird plötzlich ihr Unglückbringer, der ihr verhaßte Gatte, durch den Tod von ihr genommen, und sie scheint wieder aufzuleben in der Ueberzeugung, nun von allem Anlasse zu Gemüths- und Körperleiden befreit zu seyn, und hofft auf baldige Genesung; und dieß hoffen alle ihre Freunde mit ihr, da die Erregungs-Ursache ihrer Krankheit im Grabe liegt. Sie bessert sich auch schnell; aber, was man nicht befürchtet hätte, sie bleibt doch kränklich, trotz der Kraft ihrer Jugend – ja ihre Zufälle verlassen sie nur selten, um sich von Zeit zu Zeit ohne äußere Veranlassung zu erneuern und selbst von Jahre zu Jahre (in den rauhen Monaten) mehr und mehr zu verschlimmern.

Eine unschuldig in Verdacht gekommene und in einen schweren Criminal-Prozeß verwickelte Person, welche vordem, jene Zeichen latenter Psora abgerechnet, gesund schien, geräth während dieser peinlichen Monate in mancherlei Krankheits-Zustände. Aber endlich wird ihre Unschuld erkannt und sie mit allen Ehren freigesprochen. Man sollte glauben, dieß glückliche, befriedigende Ereigniß würde und müßte ihr neues Leben geben und alle ihre Körperbeschwerden heben. Es geschiehet aber nicht; sie leidet immer noch abwechselnd an ihrer Krankheit, ja diese erneuert sich, nach längern und kürzern Unterbrechungen, und erhöhet sich mit den Jahren immer mehr, besonders in den winterlichen Jahreszeiten.

Wie? wenn jenes widrige Ereigniß der Grund, der hinreichende Grund dieser Krankheits-Zufälle gewesen wäre; sollte und müßte da, nach Hinwegräumung dieser Ursache, die Wirkung, die Krankheit nicht gänzlich aufgehört haben? Die Uebel hören aber nicht auf; sie erneuen, sie erhöhen sich sogar allmählig mit der Zeit, und es wird offenbar, daß jene widrigen Begegnisse der hinreichende Grund der nun vorhandnen Uebel und Beschwerden nicht seyn konnten – es wird begreiflich, daß sie bloß einen Anstoß und Anlaß zur Entwickelung eines im Innern bis dahin nur schlummernd gelegenen Siechthums abgaben.

Die Erkenntniß dieses alten, so häufigen, innern Feindes und die Wissenschaft, ihn besiegen zu können, bringt es an den Tag, daß meist ein inwohnendes Krätz-Siechthum (Psora) der Grund aller dieser, selbst durch die Kraft der besten Natur nicht zu beschwichtigenden, nur durch die Kunst zu besiegenden Leiden war.

34 Diese oder jene – je nachdem die ursprüngliche Körper-Konstitution, die angenommene, besondere Lebensweise, die besondre Gemüthsanlage, oder ein oder der andre, am meisten empfängliche oder geschwächte Theil des Körpers die Richtung giebt und Krätz-Siechthum mehr zur Entstehung dieses als jenes Uebels leitet, damit es vorzugsweise in dieser Seite des Befindens und gerade so modificirt sich entfalte. Eine zornige, grämliche Gemüthsart befördert den Ausbruch der Psora ungemein, so wie vorausgegangene Erschöpfungen durch häufige Schwangerschaften, übertriebnes Kindersäugen, übermäßige Strapatzen, angreifende ärztliche Kuren, Schwelgerei und lüderliche Lebensart.

35 Mit den Namen: Skropheln, Rhachitis, Winddorn, Atrophie, Marasmus, Schwindsucht, Lungensucht, Asthma, Schleimschwindsucht, Luftröhrenschwindsucht, chronischer Katarrh, steter Schnupfen, schweres Zahnen, Wurmkrankheiten, Dyspepsie, Unterleibskrämpfe, Hypochondrie, Hysterie, Hautwassersucht, Bauchwassersucht, Wassersucht der Eierstöcke, der Bährmutter, Wasserbrüche, Kopfwassersucht, Amenorrhöe und Dismenorrhöe, Mutterblutflüsse, Bluterbrechen, Bluthusten und andre Blutflüsse, Scheideflüsse, Dysurie, Ischurie, Enuresis, Diabetes, Blasenkatarrh, Blasenhämorrhoiden, Nephralgie und Nierengries, Verengerung der Harnröhre, Verengerung der Gedärme, blinde und flüssige Hämorrhoiden, Mastdarmfistel, Hartleibigkeit, Leibverstopfung, chronischer Durchfall, Leberverhärtung, Gelbsucht, Blaukrankheit, Herzkrankheiten, Herzklopfen, Brustkrämpfe, Brustwassersucht, Abortiren, Unfruchtbarkeit, Mutterwuth, Impotenz, Hodenverhärtung, Hodenverzehrung, Bährmuttervorfälle, Umbeugung der Bährmutter, Leisten-, Schenkel- und Nabelbrüche, Gelenk-Ausrenkungen aus innerer Ursache, Rückgrats-Verkrüppelungen, langwierige Augen-Entzündungen, Thränenfistel, Kurz- und Langsichtigkeit, Tages- und Nachtblindheit, Verdunkelung der Hornhaut, Katarakten, Glaukome, Amaurosen, Taubheit, Mangel an Geruch oder Geschmack, chronisches, halbseitiges Kopfweh (Kopfgicht), Gesichtsschmerz, Kopfgrind, Ansprung, Milchkruste, Flechten (Schwinden), Hitzblüthen, Nesselsuchten, Balg-Geschwülste, Kropf, varix, aneurysma, Rothlauf, Fleischgeschwüre, Knochengeschwüre, Skirrhen, Lippen-, Wangen-Krebs, Brustkrebs, Mutterkrebs, Blutschwamm, Rheumatismen, Hüftgicht, Knotengicht, Podagra, Schlagfluß-Anfälle. Ohnmachten, Schwindel, Lähmungen, Kontrakturen, Starrkrämpfe, Zuckungen, Epilepsieen, Veitstanz, Melancholie, Wahnsinn, Blödsinn, Nervenschwäche u.s.w.

36 Der sich ungern der Homöopathie und nur halb und halb nähernde Allöopath, Ober-Hofrath Kopp, will chronische Krankheiten von selbst haben vergehen sehen – einzelne Symptome kann er vergehn gesehen haben, die die alte Schule mit ihm, kurzsichtig genug, für eben so viele ganze Krankheiten ausgiebt!

37 Ich gebe zu, daß die Lehre: »alle langwierigen (unvenerischen), weder bei geregelter Lebensordnung, noch bei äußern günstigen Umständen von der Lebenskraft vertilgbaren, mit den Jahren sogar zunehmenden, chronischen Krankheiten sind psorischen Ursprungs«, für alle, welche meine Gründe nicht reiflich erwogen, so wie für eingeschränkte Köpfe allzu groß, ja übermannend ist. Aber darum ist sie nicht weniger wahr. Oder soll etwa eine solche chronische Krankheit nur deßhalb nicht für psorisch gehalten werden, weil der Kranke bis zu seiner Geburt zurück, einige oder mehre (unerträglich wohllüstig) jückende Haut-(Krätz-) Bläschen hie oder da gehabt zu haben, sich nicht erinnern konnte, oder (weil Krätze für etwas Schimpfliches gehalten wird) nicht gestehen wollte? Sein Nicht-Geständniß beweist hier gar nichts dagegen.

So lange mir also – während zu allen Zeiten alle die unzählbaren, langwierigen Krankheiten nach geständig vorausgegangener Krätze, (wenn sich nicht geheilt werden) unvertilgbar durch die Lebenskraft, gleichen Gang als psorische Uebel vorwärts gehen und sich mehr und mehr verschlimmern – die Bezweifler des Psora-Lehrsatzes keine, wenigstens eben so wahrscheinliche andre Quelle für ein (unvenerisches) bei günstigen, äußern Verhältnissen, tadelloser Diät, guter Moralität und kräftiger Körper-Konstitution dennoch alljährig für sich zunehmendes Leiden, ohne erinnerlich vorgängige Krätz-Ansteckung, nachweisen können, so lange habe ich eine überwiegende, analoge Wahrscheinlichkeit, wie 100 gegen 1 auf meiner Seite, daß auch die einzelnen Fälle von chronischer Krankheit gleichen Hergangs, obschon der Kranke sich einer ehemaligen Ansteckung nicht erinnern kann oder nicht will, ebenfalls psorischer Natur seyn werde und müsse.

Zweifeln an Dingen, die nicht materiell vor Augen gelegt werden können, ist eine leichte Sache, beweist aber an sich gar nichts, denn, negantis est probare, nach der alten Rechts-Regel.

So bedürfen wir auch zum Erweise der psorischen Natur dieser chronischen Krankheiten, ohne geständige Ansteckung, nicht einmal der Hülfreichheit der antipsorischen Arzneien bei denselben; diese dient uns bloß, wie die Probe auf ein schon gut verfertigtes Rechnungs-Exempel.

Da nun, zudem, die übrigen, obgleich ebenfalls nach Symptomen-Aehnlichkeit gewählten Arzneien lange nicht so dauerhafte und gründliche Heilung in sogearteten chronischen Krankheiten gewähren, als die für antipsorische anerkannten und eben so homöopathisch gewählten, weil diese für den ganzen Umfang der unendlichen Zahl von Symptomen der großen Psora-Krankheit mehr als jene geeignet sind; so sehe ich nicht ein, warum man letzteren (wie es scheint, bloß aus Rechthaberei) die Benennung der vorzugsweise antipsorischen verweigern will.

Und eben so wenig kann man mit Grunde widersprechen, wenn ich die von Zeit zu Zeit wiederkehrenden akuten Krankheiten, z.B. Hals-Entzündungen, Brust-Entzündungen u.s.w., für aus latenter Psora auflodernde, (Organon, § 73) erkläre, und zwar unter dem Vorwande widersprechen, weil der Entzündungs-Zustand derselben meist mit den nicht antipsorischen, antiphlogistischen Arzneien (Akonit, Belladonna, Quecksilber u. dergl.) zu bekämpfen sey. Sie haben aber gleichwohl ihre Quelle in latenter Psora, weil ihre gewohnte Rückkehr durch nichts als durch eine Nachkur mit antipsorischen Arzneien verhindert werden kann.

Anmerkungen

A1 Ein Mann von 30 bis 40 Jahren hatte vor langer Zeit die Krätze gehabt, die ihm durch Schmieren vertrieben ward; von welcher Zeit an er nach und nach engbrüstig und engbrüstiger geworden. Das Athmen ward ihm endlich, auch wenn er sich nicht bewegte, sehr kurz und höchst mühsam, wobei ein beständig pfeifender Ton war, doch wenig Husten. Man verordnete ihm ein Klystier von einem Quentchen Squille und innerlich 8 Gran Squille in Pulver zu nehmen. Aber man verwechselte es und er nahm das Quentchen Squille durch den Mund ein. Er gerieth in Lebensgefahr mit unbeschreiblichen Uebelkeiten und Brechwürgen. Bald darauf aber erschien die Krätze wieder an den Händen, Füßen und am ganzen Leibe in Menge, wodurch die Engbrüstigkeit auf einmal gehoben war.

A2 Zu dem heftigen Asthma gesellte sich allgemeine Geschwulst und Fieber.

A3 Einem 32jährigen Manne ward die Krätze mit einer Schwefelsalbe vertrieben und er litt elf Monate lang die heftigste Engbrüstigkeit davon, bis ihm durch getrunkenen Birkensaft der Ausschlag wieder hergestellt ward am 23sten Tage.

A4 Ein Student bekam die Krätze eben als er auf ein Tanzfest gehen sollte, zu welcher Absicht er sie sich von einem Arzte mit einer Schwefelsalbe möglichst schnell vertreiben ließ. Aber bald darauf bekam er eine solche Engbrüstigkeit, daß er nur mit aufgehobenem Haupte Athem schöpfen konnte und bei den Anfällen fast gänzlich erstickte. Wenn er nun auf solche Art eine Stunde mit dem Tode gerungen hatte, warf er mit Husten kleine knorpelartige Stückchen aus, was ihn auf sehr kurze Zeit erleichterte. Zu Hause, nach Osterode, zurückgekehrt litt er zwei Jahre unausgesetzt an diesem Uebel täglich wohl zehn Mal, was durch Hülfe seines Arztes Beireis nicht einmal geändert werden konnte.

A5 Ein 13jähriger Knabe, von Kindheit an mit Kopfgrinde beladen, ließ sich ihn von seiner Mutter vertreiben, worauf er binnen 8, 10 Tagen an Engbrüstigkeit, heftigen Glieder-, Rücken- und Knieschmerzen sehr krank ward und nicht eher genas, als bis nach einem Monate der Krätz-Ausschlag über den ganzen Körper ausbrach.

A6 Durch Purganzen und andre innere Arzneien ward ein Grindkopf bei einem kleinen Mädchen vertrieben; aber das Kind bekam Beängstigungen auf der Brust, Husten und große Mattigkeit. Bloß als nach Aussetzung der Arzneien der Grindkopf wieder ausbrach, ward das Kind, und zwar schnell, wieder munter.

A7 Ein fünfjähriger Knabe litt lange Zeit an Krätze, die, durch eine Salbe vertrieben, eine heftige Schwermüthigkeit mit Husten zurückließ.

A8 Von mit aufgestrichenem Mandelöle vertriebenem Kopfgrinde entstanden ungemeine Schlaffheit aller Glieder, einseitiges Kopfweh, mangelnde Eßlust, Engbrüstigkeit, Erwachen von Erstickungskatarrh die Nächte, mit starkem Röcheln und Pfeifen auf der Brust, und convulsiven Verdrehungen der Glieder, als wenn er eben sterben sollte, und Blutharnen. Durch Wiederausbruch des Kopfgrindes genas er von diesen Leiden.

Ein dreijähriges Mädchen hatte einige Wochen lang die Krätze, die durch Salbe vertrieben ward, worauf Tags darauf das Kind von einem Stickflusse ergriffen ward mit Schnarchen, Stummheit und Kälte des ganzen Körpers, wovon sie nicht eher genas, als bis die Krätze wieder zum Vorscheine kam.

A9 Einem Mädchen von 12 Jahren ward ihre häufige Krätze durch eine Salbe von der Haut vertrieben, worauf sie in ein hitziges Fieber verfiel mit Stickhusten, Engbrüstigkeit und Geschwulst, nachgehends auch Seitenstechen. Sechs Tage hernach kam auf eine innere Arznei, welche Schwefel enthielt, die Krätze wieder zum Vorscheine und die Uebel (die Geschwulst ausgenommen) verschwanden; aber nach 24 Tagen vertrocknete die Krätze abermals unter Entstehung einer neuen Brustentzündung mit Seitenstechen und Erbrechen.

A10 Die Brustbeklemmung eines 20jährigen Jünglings von vertriebner Krätze war so groß, daß er keinen Athem schöpfen konnte und man den Puls kaum bemerkte, worauf er erstickte.

A11 Eine feuchtende Flechte am linken Oberarme eines 19jährigen Jünglings ward mit vielen äußerlichen Mitteln endlich örtlich vertrieben. Aber bald darauf entstand eine periodische Engbrüstigkeit, die durch eine starke Fußreise in Sommerhitze jähling bis zur Erstickung zunahm mit aufgetriebnem, blaurothe Gesichte und schnellem, schwache, ungleichen Pulse.

A12 Die Brustbeklemmung von vertriebener Krätze kam ganz jähling und der Kranke erstickte.

A13 Ein fünfjähriges Mädchen hatte, einige Zeit über, große Krätzblüthen an den Händen gehabt, die von sich selbst trocken geworden waren. Kurz darauf wird sie schläfrig und matt und bekommt kurzen Athem; den folgenden Tag hielt die Engbrüstigkeit an und der Bauch schwoll ihr auf.

A14 Einen 50jährigen Landmann, der lange Zeit mit der Krätze geplagt worden, befiel, während er sie durch ein äußeres Mittel vertrieb, eine Schweräthmigkeit, Mangel an Appetit und Geschwulst des ganzen Körpers.

A15 Ein Mädchen zu Bologna vertrieb sich die Krätze mit einer Salbe und verfiel in die höchste Engbrüstigkeit, ohne Fieber; nach zweimaligem Aderlaß sanken ihre Kräfte dermaßen und die Engbrüstigkeit nahm so zu, daß sie Tags darauf starb. Die ganze Brust strotzte voll bläulichten Wassers, so wie auch der Herzbeutel.

A16 Bei einem neunjährigen Mädchen, welchem der Grindkopf vertrieben ward, entstand langwieriges Fieber, allgemeine Geschwulst und schwieriger Athem; es genas aber, als der vorige Kopfgrind wieder kam.

A17 Ein 46jähriger Mann vertrieb mit einer Schwefelsalbe die bisher gehabte Krätze. Darauf bekam er Brustfellentzündung mit blutigem Auswurfe, kurze Athem und große Bangigkeit. Den Tag darauf wurden Hitze und Angst fast unerträglich und die Brustschmerzen am dritten Tage vermehrt. Dann stellte sich ein Schweiß ein. Nach 14 Tagen war die Krätze wieder ausgeschlagen und er befand sich besser. Indeß bekam er einen Rückfall, die Krätze trocknete wieder ein und er starb den dreizehnten Tag nach diesem Rückfalle.

A18 Ein hagerer Mann starb nach vertriebener Krätze an Brustentzündung und andern Uebeln den zwanzigsten Tag.

A19 Ein siebenjähriger Knabe, dem Grindkopf und Krätze von der Haut trocknete, starb binnen 4 Tagen an einem hitzigen Fieber mit feuchter Engbrüstigkeit.

A20 Ein Jüngling, der sich die Krätze mit Bleisalbe vertrieb, starb 4 Tage darauf an einer Brustkrankheit.

A21 Allgemeine Wassersucht ward schnell durch wieder ausbrechende Krätze gehoben; als diese aber durch eine starke Verkältung unterdrückt ward, erfolgte unter Seitenstechen binnen drei Tagen der Tod.

A22 Bei einem Bauerburschen (hitziges Fieber mit Seitenstechen, Brustbeklemmung u.s.w.) nach einer vor 6 Tagen durch eingeriebene Schwefelsalbe vertriebenen Krätze.

A23 Einem Schüler von 13 Jahren trocknete die Krätze ab, er bekam aber Husten und Stechen in der Brust. – Uebel, welche vergingen, als die Krätze wieder aufblühete.

A24 Einem 36jährigen Manne war die Krätze vor 16 Monaten durch eine Blei- und Quecksilber-Salbe vertrieben worden und er litt seitdem an einem mit großer Aengstlichkeit verbundenen, heftigen Krampfhusten.

A25 Ein Jüngling von 18 Jahren hatte die Krätze, die er endlich durch ein schwärzlichtes Waschwasser vertrieb. Einige Tage darauf bekam er Frost und Hitze, Mattigkeit, Herzensangst, Kopfweh, Uebelkeit, heftigen Durst, Husten, beschwerliches Athemholen; er hustete Blut aus, fing an irre zu reden, das Gesicht ward todtenfarbig und eingefallen, der Urin hochroth, ohne Satz.

A26 Von Krätz-Ausschlage bei einem achtzehnjährigen Jünglinge, durch ein Merkurialpflaster vertrieben.

A27 Von selbst von der Haut vergangene Krätze hatte schleichendes Fieber und tödtlichen Eiterauswurf zur Folge; in der Leiche fand man die linke Lunge voll Eiter.

A28 Ein robust scheinender Candidat, der die nächsten Tage predigen sollte und sich deßhalb von seiner alten Krätze befreien wollte, bestrich sich den einen Morgen mit Krätzsalbe und binnen wenigen Stunden war er unter Aengstlichkeiten, kurzem Athem und Stuhlzwang gleich nach der Mittagszeit verschieden; die Leichenöffnung zeigte, daß die ganze Lunge von flüssigem Eiter angefüllt war.

A29 Ein Empyem von einer, einige Jahre zuvor, besonders im März und April hervorgekommenen und durch äußere Mittel vertriebnen Krätze.

A30 Ein junger Mann, den der (brave Arzt und) Prof. Krause beim Wiederausbruche der Krätze vom Gebrauche der Schwefelsalbe abmahnte, folgte nicht, sondern schmierte sich ein, worauf er an Leibesverstopfung starb. In seiner Leiche fand man mehre Eiterbälge im Gekröse.

A31 Auch der Zwergmuskel und die Leber waren verdorben.

A32 Ein kleiner Prinz von 2 Jahren hatte, da ihm der Kopfgrind vertrieben war, nach seinem Tode viel blutiges Wasser unter der Hirnschale.

A33 Bei einer Frau, die sich durch ein Waschwasser den Kopfgrind vertrieben hatte, fand man nach dem Tode die eine Gehirnhälfte faulig und mit gelber Jauche angefüllt.

A34 Ein vornehmer, cholerisch-sanguinischer Mann mittlern Alters war mit podagrischen Leibschmerzen und Steinschmerzen geplagt. Nach Vertreibung des Podagra mit mancherlei Mitteln brach die Krätze aus, die der durch ein austrocknendes Bad von Gerberlohe vertrieb, worauf ein Geschwür am Magen entstand und seinen Tod beschleunigte, wie die Oeffnung seines Leichnams lehrte.

A35 Ein Knabe von 7 Wochen und ein Jüngling von 18 Jahren starben von mit Schwefelsalbe vertriebner Krätze sehr plötzlich. Im Leichname des Erstern fand man den obern Theil des Magens, gleich unter dem Magenmunde, bei Letzterm aber den Theil des Zwölffingerdarms, worein sich der Gallengang und der Magendrüsengang öffnet, von kaltem Brande zerstört. – Eine ähnliche tödtliche Magenentzündung von vertriebner Krätze bei einem Tagelöhner s. Morgagni a.a.O. LV. art. 11.

A36 Hiervon finden sich unzählige Fälle bei einer Menge von Schriftstellern, wovon ich nur des einzigen bei J.D. Fick, Exercitatio med. de scabie retropulsa, Hal. 1710. § 6 gedenken will, wo eine Krätze, mit Quecksilbermitteln vertrieben, allgemeine Wassersucht hinterließ, die nur durch Wiedererscheinung des Ausschlags gemindert ward.

Zuerst hat der Verfasser des unter dem Namen des Hippokrates erschienenen Buchs, Epidemion, lib. 5. No. 4. des traurigen Ausgangs dieser Art erwähnt, wo ein Athenienser von einem heftigen, über den ganzen Körper und vorzüglich an den Geschlechtstheilen verbreiteten, jückenden Ausschlage, dem Aussatze nicht unähnlich, ergriffen, ihn durch den Gebrauch der warmen Bäder auf der Insel Melos vertrieb, aber an der darauf folgenden Wassersucht sterben mußte.

A37 Ein Knabe von 8 bis 9 Jahren, bei dem kürzlich ein böser Kopf abgeheilet war, zeigte viele Drüsengeschwülste am Halse, wovon ihm der Hals krumm und steif gezogen ward.

A38 Ein 14jähriger Jüngling hatte die Krätze im Juni 1761. Er rieb sich eine graue Salbe ein und davon verging die Krätze. Darauf bekam er geschwollene Drüsen hinter beiden Ohren, wovon die linke von selbst verging, die rechte aber in 5 Monaten ungeheuer groß ward und gegen den August zu schmerzen anfing. Alle Halsdrüsen waren geschwollen. Von außen war die große hartknotig und unempfindlich, inwendig aber war ein stumpfer Schmerz, besonders Nachts; dabei litt er an Schweräthmigkeit und verhindertem Schlingen. Alle Mittel, sie in Eiterung zu setzen, waren vergeblich; sie ward so groß, daß der Kranke im Jänner 1762 daran erstickte.

A39 Ein 13jähriges Mädchen befiel Krätze besonders an den Gliedmaßen, im Gesichte und den Schamtheilen, welche endlich durch Zink- und Schwefelsalben vertrieben ward, worauf sie allmählich schwachsichtig wurde. Es schwebten ihr dunkle Körperchen vor dem Gesichte, die man auch von außen in der wässerigen Feuchtigkeit der vordern Augenkammer schwimmen sah. Zugleich konnte sie kleine Gegenstände, außer mit der Brille nicht erkennen. Die Pupillen waren erweitert.

A40 Ein Mädchen hatte einen starken Krätz-Ausschlag an den Beinen mit großen Geschwüren in der Kniekehle. Die hinzugekommenen Menschenpocken unterdrückten ihn. Darauf entstand eine zweijährige, feuchte Entzündung des Augenweißes und der Augenlider mit Jücken und Verschwärung derselben und der Empfindung dunkler, vor den Augen schwebender Körper. Sie zog darauf drei Tage lang wollene Strümpfe von einem krätzigen Kinde an. Am letzten Tage brach ein Fieber aus, mit trockenem Husten und Spannung in der Brust mit Brecherlichkeit. Tags darauf nahm das Fieber und die Brustbeschwerde ab unter Entstehung von Schweiß, bei dessen Zunahme ein Rothlauf an beiden Unterschenkeln entstand, der den Tag darauf in wirkliche Krätze überging. Die Augen wurden besser.

A41 Ein Mann, dem die Krätze von der Haut vertrieben worden, übrigens aber von kräftigem Körper war, bekam den grauen Staar.

A42 Von äußerlich vertriebner Krätze entstand Amaurose, die, als der Ausschlag wieder auf der Haut erschien, verging.

A43 Ein kräftiger Mann, dem die Krätze von der Haut vertrieben worden, bekam den schwarzen Staar und blieb blind bis in sein hohes Alter.

A44 Schwarzer Staar aus gleicher Ursache, mit ungeheuern Kopfschmerzen.

A45 Der Mastdarm-Blutfluß kam alle Monate wieder.

A46 Es entstand auf äußerliche Vertreibung der Krätze Blutgang auf 8 Pfund binnen einigen Stunden, Bauchweh, Fieber u.s.w.

A47 Es entstand von vertriebner Krätze das heftigste Bauchweh, Schmerz in der linken Unterribbengegend, Unruhe, Schleichfieber, Beängstigung und hartnäckig verschlossener Leib.

A48 Ein junger Bauer hatte sich mit einer Salbe die Krätze vertrieben und kurz darauf litt er an Harnunterdrückung, Erbrechen und zuweilen an einem Schmerze der linken Lende. Doch ließ er nachgehends einige Mal Urin, aber wenig, sehr dunkelfarbigen und mit Schmerzen. Ihn durch den Katheter auszuleeren bemühte man sich vergeblich. Zuletzt schwoll ihm der ganze Körper; es trat schwieriges, langsames Athmen hinzu und er starb gegen den 21sten Tag nach Unterdrückung der Krätze. Die Harnblase enthielt zwei Pfund eben so dunklen Harn, die Bauchhöhle aber Wasser, was, einige Zeit über dem Feuer gehalten, zu einer Art Eiweiß sich verdickte.

A49 Ein Mann rieb sich gegen seine Krätze eine Merkurialsalbe ein, worauf er eine rothlaufartige Entzündung am Nacken bekam, woran er nach 5 Wochen sterben mußte.

A50 Eine Frau bekam, nach Gebrauch einer Merkurialsalbe gegen die Krätze, einen faulenden Aussatz über den ganzen Leib, so daß ihr ganze Stücken Fleisch ausfaulten; sie starb nach wenigen Tagen unter den größten Schmerzen.

A51 Ein 16jähriger Jüngling hatte eine Zeit lang die Krätze; diese verlor sich und es entstanden dafür Geschwüre an den Unterschenkeln.

A52 Auf Einschmieren der Krätze folgten bei einem 50jährigen Manne fünfwöchentliche reißende Schmerzen in der linken Achsel, da dann in der Achselgrube mehre Geschwüre entstanden.

A53 Ein Quacksalber gab einem Studenten eine Salbe gegen die Krätze, wovon sie wohl verschwand, aber dagegen ein Geschwür im Munde entstand, was nicht geheilt werden konnte.

A54 Ein Student, lange Zeit mit der Krätze geplagt, vertrieb sie durch eine Salbe und bekam dafür Geschwüre an den Armen und Beinen mit Drüsengeschwülsten in den Achselgruben. Die Geschwüre wurden endlich durch äußere Mittel geheilt, worauf er erst in Engbrüstigkeit, dann in Wassersucht verfiel, woran er starb.

A55 Man findet da viele Beobachtungen, wo die Krätze, durch Salben vertrieben, Fieber zur Folge hatte und schwärzlichen Harn und wo, wenn die Krätze wieder auf die Haut gebracht ward, das Fieber verschwand und der Harn dem gesunden gleich ward.

A56 Ein Mann und eine Frau hatten einen vieljährigen Krätz-Ausschlag auf der Hand, auf dessen Abtrocknung jedesmal Fieber erfolgte, welches, sobald es zu Ende ging, den wieder erscheinenden Krätz-Ausschlag zur Folge hatte – und doch war der Krätz-Ausschlag nur auf einem kleinen Theile des Körpers und ward von beiden nicht durch äußere Mittel vertrieben.

A57 Scabies a febre suborta supprimitur, remota febre redit.

A58 Einem neunjährigen Knaben hatte die Mutter den Grindkopf eingeschmiert; er verging, aber es folgte ein heftiges Fieber.

A59 Ein einjähriges Kind hatte einige Zeit Kopfgrind und Gesichts-Ausschlag gehabt, welches beides vor Kurzem eingetrocknet war; es bekam darauf Hitze, Husten und Durchfall. Der wieder ausschlagende Kopf brachte es wieder in Besserung.

A60 Eine 43jährige Frau, lange mit dürrer Krätze geplagt, schmierte sich die Gelenke mit einer Salbe aus Schwefel und Quecksilber und vertrieb sie so, worauf die Schmerzen unter den rechten Ribben, Ermattung in allen Gliedern und Hitze und Fieberbewegungen bekam. Nach sechstägigem Gebrauche einiger Schweißtreibenden Mittel brachen über den ganzen Körper große Krätzpusteln aus.

A61 Zwei Jünglinge, Brüder vertrieben sich die Krätze mit einem und demselben Mittel, aber sie verloren allen Appetit, bekamen trocknen Husten und schleichendes Fieber, magerten ab und verfielen in Schlummerbetäubung, so daß sie hätten sterben müssen, wenn nicht glücklicher Weise der Ausschlag wieder auf der Haut zum Vorscheine gekommen wäre.

A62 Bei einem dreijährigen Kinde entstand von einem von selbst verschwundenen Kopfgrinde ein starkes Brustfieber, Husten und Mattigkeit, und es genas erst dann davon, als der Ausschlag wieder auf dem Kopfe erschien.

A63 Ein Beutlergesell, welcher gestickte Arbeit verfertigen sollte, vertrieb sich seine häufige Krätze mit Bleisalbe. Kaum war davon die Krätze im Abtrocknen, als ihn Frost, Hitze, Engbrüstigkeit und rasselnder Husten befiel, woran er den vierten Tag erstickte.

A64 Ein dreißigjähriger, kräftiger, gesunder Mann bekam die Krätze und ließ den Ausschlag von der Haut vertreiben, ward aber darauf von einem Katarrhalfieber mit unbändigem Schweiße befallen, aber langsam wieder etwas hergestellt, als er auf einmal wieder von einem andern Fieber ohne weitere Veranlassung ergriffen ward. Die Anfälle fingen mit Bangigkeit und Kopfweh an, stiegen mit Hitze und schnellem Pulse und Morgenschweiße. Es kam dazu ungemeines Sinken der Kräfte und Irrereden, ängstliches Umherwerfen und seufzerartiges Athmen mit Erstickungen – eine Krankheit, die sich aller Arzneien ungeachtet mit dem Tod endigte.

A65 Bei einem Knaben verging die Krätze von selbst; es folgte Fieber darauf. Die Krätze erschien nun heftiger wieder und das Fieber verging, aber das Kind magerte ab und als die Krätze wieder vertrocknete, erfolgten Durchfall und Zuckungen und bald darauf der Tod.

A66 Krätze verging von selbst von der Haut, worauf schleichendes Fieber, Eiterauswurf und endlich der Tod folgte. In der Leiche fand man die linke Lunge voll Eiter.

A67 Eine 30jährige Frau hatte lange Zeit Gliederschmerzen und großen Krätz-Ausschlag, den sie sich mit Salbe vertrieb, worauf ein Fieber entstand mit heftiger Hitze, Durst und wüthendem Kopfschmerz, wozu Irrereden, unbändige Engbrüstigkeit, Aufgedunsenheit des Körpers und hoch aufgetriebener Unterleib sich gesellte. Am sechsten Tage des Fiebers war sie todt. Der Unterleib enthielt bloß viel Luft und besonders der von Luft strotzende Magen füllte die Hälfte des Unterleibes an.

A68 Ein Mann, dem der Kopfgrind von heftiger Kälte vergangen war, ward nach 8 Tagen von einem bösartigen Fieber mit Erbrechen ergriffen, zuletzt mit Schlucksen begleitet; er starb daran am neunten Tage.

Und in demselben Artikel führt Morgagni den Fall an, wo ein Mann, mit Krätzschorf an den Armen und andern Theilen behaftet, sich fast den ganzen Ausschlag mit einem ausgeschwefelten Hemde vertrieb, aber sogleich mit ziehenden Schmerzen am ganzen Körper, mit einem Fieber verbunden, ergriffen ward, so daß er weder die Nacht ruhen, noch sich auch am Tage von der Stelle rühren konnte; auch die Zunge und der Schlund wurden von dem Uebel befallen. Mit vieler Mühe ward der Ausschlag wieder auf die Haut gebracht und so seine Gesundheit wieder hergestellt.

A69 Von vertriebener Krätze, ein bösartiges Fieber mit Opisthotonus.

A70 Ein junger Kaufmann hatte sich die Krätze mit Salbe vertrieben, worauf ihn plötzlich eine solche Heiserkeit befiel, daß er kein lautes Wort sprechen konnte; darauf folgte eine trockne Engbrüstigkeit, Ekel gegen alle Speisen, heftiger, besonders Nachts beschwerlicher Husten, der den Schlaf raubte, heftige, übelriechende Nachtschweiße und, aller medicinischen Bemühung ungeachtet, der Tod.

A71 Ein 60jähriger Bürgermeister ward von der Krätze angesteckt und litt unsäglich viel davon die Nächte über, brauchte sehr viel Arzneien vergeblich und ließ sich zuletzt von einem Bettler ein angeblich probates Mittel lehren aus Looröl, Schwefelblumen und Schweinefett, womit er einige Mal bestrichen vom Ausschlage frei, aber bald darauf von einem heftigen Fieberfroste ergriffen ward mit nachfolgender, ungeheurer Hitze des ganzen Körpers, gewaltigem Durste, keuchender Kurzäthmigkeit, Schlaflosigkeit, starkem Zittern am ganzen Körper und großer Mattigkeit, so daß er den vierten Tag seinen Geist aufgab.

A72 Aus gleicher Ursache ein mit Wahnsinn zum Tode eilendes Fieber.

A73 »Nach vertriebner Krätze entstehen am häufigsten hitzige Fieber mit großem Sinken der Kräfte. In einem solchen Falle hatte das Fieber sieben Tage angehalten, worauf der Krätz-Ausschlag wieder auf die Haut kam und das Fieber aufhob.«

A74 Bei einem 15jährigen Knaben, der lange Zeit Kopfgrind gehabt und von Pelargus ein starkes Purgiermittel dagegen bekommen hatte, entstand bald Rückenschmerz und Schneiden beim Harnen, worauf ein dreitägiges Wechselfieber erfolgte.

A75 »Alte Leute haben vorzüglich dürre Krätze, und wird diese durch äußere Mittel vertrieben, so entstehet gewöhnlich viertägiges Fieber, welches sogleich weicht, sobald die Krätze wieder auf die Haut tritt.«

A76 Ein 57jähriger Graf hatte drei Jahre an der trockenen Krätze gelitten. Sie ward vertrieben und er genoß zwei Jahre lang einer anscheinend guten Gesundheit; nur hatte er indeß zwei Schwindelanfälle, die allmählig sich so erhöheten, daß er einsmals nach geendigter Mahlzeit von einem solchen Schwindel befallen ward, daß er zu Boden gestürzt wäre, hätte man ihn nicht ergriffen. Er war mit eiskaltem Schweiße bedeckt, seine Glieder zitterten, alle Theile waren wie abgestorben, er bekam öfters saures Erbrechen. Ein gleicher Anfall kam 6 Wochen darauf, dann alle Monate einer, drei Monate lang. Es blieb dabei wohl Besinnung, aber es folgte darauf jedesmal Schwere des Kopfs und trunkene Betäubung. Zuletzt kam der Anfall täglich, obwohl gelinder. Er durfte nichts lesen, nicht nachdenken, sich nicht schnell umdrehen und sich nicht bücken; dabei Traurigkeit, kummervolle, ängstliche Gedanken und Seufzen.

A77 Bei einer 36jährigen Frau, die sich vor einigen Jahren die Krätze mit Quecksilbermitteln hatte von der Haut vertreiben lassen, war die Monatszeit lange ungeregelt und fehlte oft 10 bis 15 Wochen; dabei war sie immer hartleibig. Vor 4 Jahren ward sie in der Schwangerschaft von Schwindel befallen, sie fiel beim Stehen und Gehen plötzlich um. Sitzend blieb sie im Schwindel bei Besinnung und konnte sprechen, essen und trinken. Beim anfänglichen Anfalle kam's ihr zuerst in den linken Fuß wie ein Kriebeln und Ameisenkriechen, was dann in heftiges Auf- und Niederschlagen des Fußes ausartete. Mit der Zeit benahmen die Anfälle auch die Besinnung und darauf bei einer Reise zu Wagen befiel sie eine wahre Fallsucht, die den Winter darauf dreimal wiederkehrte. Dabei konnte sie nicht reden; sie schlug zwar die Daumen nicht ein, aber es trat doch Schaum vor den Mund. Die Empfindung des Ameisenkriechens im linken Fuße verkündigte den Anfall, welches, bis in die Herzgrube gelangt, plötzlich den Ausbruch bewirkte. Diese Fallsucht ward von einer Frau mit 5 Pulvern vertrieben, aber dagegen kam der Schwindel wieder zum Vorscheine, jedoch in einem weit heftigern Grade als zuvor. Er fing auch mit Kriebeln im linken Fuße an, welches bis zum Herzen stieg; dabei war eine große Aengstlichkeit und Furcht, als fiele sie von oben herab und indem so gefallen zu seyn wähnt, verliert sie ebenfalls die Besinnung und Sprache; dabei werden die Glieder krampfhaft bewegt. Aber auch außer den Anfällen erregt die mindeste Berührung der Füße ihr einen höchst empfindlichen Schmerz wie Blutschwär. Dabei sind heftige Schmerzen und Hitze im Kopfe und Gedächtnis-Verlust.

A78 Es erfolgte die tiefste Ohnmacht und bald darauf die schrecklichsten Konvulsionen und Tod nach mit Salbe vertriebener Krätze bei einem Mädchen.

A79 Ein 17jähriges Mädchen bekam nach einem von selbst zurückgetretenen Kopfgrinde beständige Hitze im Kopfe und anfallsweise Kopfschmerzen; sie fuhr zuweilen plötzlich wie von einem Schreck zusammen, bekam wachend krampfhafte Gliederbewegungen, besonders der Arme und Hände, so auch Bangigkeiten in der Herzgrube, wie von Brustzusammenschnürung, mit Winseln, darauf zuckten die Glieder und sie fuhr zusammen.

A80 Einem erwachsenen Manne, welcher schon einige Jahre Zittern an den Händen gehabt, trocknete der Grindkopf ein. Er verfiel darauf in eine große Mattigkeit und bekam rothe Flecken am Körper, ohne Hitze; das Zittern ging in konvulsives Schütteln über, es ging blutige Materie aus der Nase, den Ohren und aus der Brust durch Husten von ihm und er starb den 23sten Tag unter Konvulsionen.

A81 Ein Mann, der einen oft wiederkehrenden Krätz-Ausschlag mit einer Salbe vertrieben hatte, fiel in epileptische Zuckungen, welche nach Zurückkehrung des Ausschlags auf die Haut wieder vergingen.

A82 Ein 18jähriger Jüngling vertrieb sich die Krätze mit einer Quecksilbersalbe, und zwei Monate darauf ward er unvermuthet von Krämpfen überfallen, die alle Glieder des Körpers, bald dieses, bald jenes, befielen mit schmerzhafter Zuschnürung der Brust und des Halses, Kälte der Gliedmaßen und großer Schwäche. Den vierten Tag darauf entstand Fallsucht mit Schaum vor dem Munde, wobei die Glieder wunderbar verdrehet wurden. Die Fallsucht wich erst dann, als die Krätze wieder erschien.

A83 Bei einem Knaben, dem der Kopfgrind mit eingeschmiertem Mandelöle vertrieben worden.

A84 Bei Kindern, mit Stickfluß verbunden.

A85 Nach zweimaligem Einschmieren der Krätze bei einer Magd erschien Fallsucht.

A86 Ein 18jähriger Jüngling, der sich mit Merkurialmitteln die Krätze vertrieben hatte, bekam einige Wochen darauf die Epilepsie, welche nach 4 Wochen zum Neumonde wiederkehrte.

A87 Ein Knabe, 7 Monate alt, bekam die Fallsucht, ohne daß die Eltern von einem vertriebnen Ausschlage etwas wissen wollten. Bei genauerer Forschung des Arztes aber gestand die Mutter, daß der Knabe nur einige Krätzblüthen an den Fußsohlen gehabt habe, welche durch eine Bleiweißsalbe bald vergangen waren; sonst habe das Kind keine Spur von Krätze am ganzen Körper gehabt. Der Arzt erkannte dieß, wie billig, für die alleinige Ursache der Fallsucht.

A88 Zwei Kinder wurden durch Ausbruch nässenden Grindkopfs von der Fallsucht befreit, welche jedoch heftig wiederkam, als man den Grindkopf unvorsichtiger Weise vertrieben hatte.

A89 Fünfjährige Krätze verging von der Haut und brachte nach mehren Jahren Fallsucht hervor.

A90 Einem 20jährigen Jünglinge ward die Krätze durch eine Purganz, welche ihn einige Tage lang heftig abführte, vertrieben, worauf er zwei Jahre über täglich die heftigsten Konvulsionen erlitt, bis die Krätze durch Birkensaft wieder auf die Haut gebracht ward.

A91 Ein junger Mensch von 17 Jahren, von kräftigem Körper und gutem Verstande, verfiel vor 3 Jahren, nach einer vertriebnen Krätze, erst in Bluthusten, dann in Epilepsie, welche durch Arzneien sich verschlimmerte, so daß er sie in jeder Stunde zweimal bekam. Ein andrer Chirurg brachte ihn durch häufiges Blutlassen und viele Arzneien dahin, daß er 4 Wochen von der Fallsucht frei blieb, aber bald darauf kam die Fallsucht in einem Mittagsschlafe wieder und der Kranke erlitt die Nächte über zwei bis drei Anfälle; dabei bekam er einen außerordentlichen Husten und Stickfluß, vorzüglich die Nächte, wobei er sehr stinkende Flüssigkeit auswarf. Er ward bettlägerig. Zuletzt nach vieler Arznei stieg das Uebel so hoch, daß er die Nacht zehnmal und am Tage achtmal Anfälle erlitt. Dennoch schlug er bei den Anfällen niemals die Daumen ein und es trat kein Schaum vor den Mund. Sein Gedächtnis ist geschwächt. Die Anfälle kommen bei Annäherung der Eßzeit, doch öfterer nach dem Essen. Während der nächtlichen Anfälle blieb er im tiefsten Schlafe, ohne zu erwachen, ist dann aber früh wie zerprügelt. Kein Vorzeichen giebt er von sich, außer daß er sich vorher die Nase reibt und den linken Fuß heranzieht, dann aber plötzlich hinfällt.

A92 Eine Frau bekam nach äußerlich vertriebner Krätze Lähmung des einen Beins und blieb lahm.

A93 Nach Vertreibung der Krätze mit Schwefelsalbe bei einem Manne von 53 Jahren erfolgte eine halbseitige Lähmung.

A94 Ein Geistlicher, welcher lange Zeit vergeblich innere Arzneien gegen die Krätze gebraucht hatte, ward es endlich überdrüßig und vertrieb sie mit Einschmieren, worauf er nach einiger Zeit eine Art Lähmung der obern Gliedmaßen bekam und harte, dicke Haut in den Handtellern voll blutiger Schrunden und unerträglichem Jücken.

An demselben Ort gedenkt der Verfasser noch einer Frau, welche gleichfalls von äußerlich vertriebner Krätze kontrakte Finger bekam, woran sie lange litt.

A95 Eine blödsinnige Melancholie sah er von unterdrückter Krätze entstehen; wie die Krätze wieder ausbrach, verschwand die Melancholie.

A96 Ein zwanzigjähriger Student bekam die feuchte Krätze, welche die Hände so einnahm, daß er zu seinen Geschäften untauglich ward. Eine Schwefelsalbe vertrieb sie ihm. Aber kurz nachher zeigte sich, wie sehr seine ganze Gesundheit dadurch gelitten hatte. Er ward verrückt, sang oder lachte, wo es sich nicht geziemte, und lief bis er aus Müdigkeit zu Boden sank. Von Tage zu Tage ward er an Seele und Körper kränker, bis ihn zuletzt der Halbschlag rührte und tödtete. Man fand die Eingeweide des Unterleibes alle unter einander zu einer festen Masse verwachsen, die mit kleinen Geschwüren besetzt war, voll Knoten zum Theil in der Größe der Wallnüsse, worin sich eine zähe, gypsartige Materie befand.

A97 Dieselbe Geschichte.

A98 Ein fünfzigjähriger Mann, bei welchem nach Vertreibung der Krätze durch Salben, allgemeine Wassersucht entstand, verfiel, als die Krätze wieder erschienen und so die Geschwulst verschwunden war, auf nochmaliges Krätze-Vertreiben durch Einschmieren plötzlich in eine völlig tobende Raserei, wobei Kopf und Hals bis zum Ersticken aufgetrieben ward; zuletzt kam noch Blindheit und gänzliche Harnverhaltung hinzu. Auf künstliche Hautreize und ein starkes Brechmittel erschien der Krätz-Ausschlag wieder und die Zufälle verschwanden alle, nachdem sich der Ausschlag über den ganzen Körper verbreitet hatte.

A99 Wobei oft das Gemüth verstimmt wird, mit Bänglichkeit und Arbeits-Scheu.

A100 Nicht selten mit Kälte der Hände und Füße.

A101 Gewöhnlich mit Aengstlichkeit.

A102 Dabei oft eine große, innere Unruhe und Aengstlichkeit, besonders im Unterleibe, Mangel an Stuhl, oder öftere, kleine, ängstliche Stuhlgänge, Schwere in den Gliedern. Beben im ganzen Körper, Spannung aller Nerven mit großer Reizbarkeit und Empfindlichkeit; das Auge verträgt kein Licht, es thränt, schwillt auch wohl; die Füße sind kalt; zuweilen dabei Stockschnupfen, oft Frost, bald auch fliegende Hitze; dabei stete Uebelkeit, auch wohl Würgen und Erbrechen; sie liegt entweder wie betäubt da, oder wirft sich angstvoll herum – in Anfällen von 12, 24 und mehren Stunden. Nach dem Anfalle entweder große Ermattung mit Traurigkeit, oder Gefühl von Gespanntheit im ganzen Körper. Vor dem Ausbruche oft Glieder-Rucke im Schlafe und Aufschrecken, ängstliche Träume, Zähneknirschen im Schlafe und große Schreckhaftigkeit bei jählingem Geräusche.

A103 Die auch wohl anschwellen, mit Thränen des einen Auges.

A104 In einigen Fällen ein ziehender Schmerz aus dem Genicke äußerlich zum Hinterhaupte heran, auch wohl über den ganzen Kopf und das Gesicht, welches davon oft aufgedunsen wird und wobei der Kopf bei Berührung schmerzt, nicht selten mit Uebelkeit.

A105 Gewöhnlich beim Gehen, besonders beim Gehen und Bewegen nach dem Essen.

A106 Dabei wird es ihr oft ganz schwarz vor den Augen.

A107 Die wohl auch, in seltnen Fällen, in Eiterung übergehen.

A108 Er wird auch wohl ganz schwach und matt dabei, oder ängstlich und schwitzt über den Oberleib; zuweilen werden dabei die Augen trübe, es wird ihm schwarz vor den Augen, das Gemüth traurig; dabei deuchtet auch wohl der Kopf wie zu voll, mit Brennen in den Schläfen.

A109 In einigen Fällen mit vielem Fieber, auch wohl mit brennend-jückend stechenden Wasserblasen im Gesichte, die zu Schorfen werden (Blatterrose).

A110 Gewöhnlich mit mehr oder weniger Entzündung.

A111 Wohl nie hat die Thränenfistel einen andern Ursprung als Krätz-Siechthum.

A112 Oder graue Farbe desselben.

A113 Selbst ohne vorher eine Augen-Entzündung gehabt zu haben.

A114 Oefter ohne undurchsichtige Krystal-Linse als zugleich mit derselben.

A115 Beim Kauen oder Sprechen auch wohl ein ähnliches Zucken an den Seitentheilen des Kopfs, wo dann oft Hervorragungen, wie schmerzhafte Beulen entstehen. Ist der Schmerz noch unerträglicher, auch wohl mit Brennschmerz verbunden, dann führt er den Namen: Fothergilscher Gesichts-Schmerz.

A116 Vorzüglich beim Gehen im Freien.

A117 Wie Klingen, Rauschen, Sieden, Brausen, Summen, Zirpen, Läuten, Trommeln, Donnern, Fauchen, Flattern, Murmeln u.s.w.

A118 Oft mit stechenden Schmerzen darin.

A119 Entweder das eine oder beide, oder abwechselnd das eine und das andre; oft ist nur das Gefühl von Verstopftheit, während er doch gute Luft hindurch ziehen kann.

A120 Z.B. Mistgeruch oder andrer, besondrer in der Nase.

A121 Auch zuweilen Ausfluß scharfen Schleims aus der Nase.

A122 Zuweilen mit brennend beißendem Schmerze.

A123 Oft sehr schmerzhaft – kommend und vergehend.

A124 Milch-Schorf, Blüthen, Finnen, Kupfer, Flechten und Geschwüre bis zum Nasen-, Lippen- und Gesichts-Freß-Geschwüre (auch Krebs genannt) mit brennendem und stechendem Schmerze.

A125 Am meisten beim Erwachen in der Nacht und früh, mit oder ohne Durst; bei einem hohen Grade von Trockenheit im Halse oft stichlichter Schmerz beim Schlingen.

A126 Nicht selten, auch stets.

A127 In seltnen Fällen ein widerlich-süßer Geschmack im Munde, außer dem Essen und Trinken.

A128 Es artet auch wohl in Erbrechen von Wasser, Schleim oder Ausschwulken ätzender Säure aus – öfterer nach Genuß von Mehlklößen, blähenden Genüssen, gebackenen Pflaumen u.s.w.

A129 Oft sehr plötzlich entstehend.

A130 Besonders in der Jugend und Kindheit.

A131 In einigen Fällen auch nüchtern und selbst Nachts aus dem Schlafe weckend, es beklemmt auch wohl den Athem.

A132 Gewöhnlich eine kurze Zeit nach dem Essen.

A133 Nicht selten, mit Erbrechen von Schleim und Wasser, ohne welches sich in diesem Falle das Magenraffen nicht lindert.

A134 Selbst nach dem geringsten Genusse solcher Dinge auch wohl Kolik, Schmerz oder Taubheit der Kinnladen, Reißen in den Zähnen, starke Schleim-Anhäufung im Halse und dgl.

A135 Auch wohl hie und da sich erneuernde Schmerzen, z.B. Stiche in den Lippen, Greifen und Wühlen im Unterleibe, Drücken in der Brust, Schwere im Rücken und Kreuze, bis zur Uebelkeit; da dann bloß ein mit Fleiß erregtes Erbrechen lindert. Bei einigen Personen erhöhet sich auf's Essen die Angst bis zum Triebe sich das Leben zu nehmen durch Erdrosseln.

A136 Dabei auch wohl Mattigkeit in Armen und Beinen.

A137 Oft bis zum Niederlegen und Schlafen.

A138 Zuweilen, ziehende Schmerzen in den Gliedmaßen, besonders dem unteren, oder Stiche in der Herzgrube oder in der Unterleibs-Seite u.s.w.

A139 Oft steigen die Blähungen aufwärts; in seltnern Fällen gehen, vorzüglich früh, eine ungeheure Menge Blähungen fort, ohne Geruch und ohne Erleichterung der übrigen Beschwerden; in andern Fällen, eine große Menge abgehender, ungemein stinkender Blähungen.

A140 Der schneidende Schmerz geht auch wohl in den Mastdarm und den Oberschenkel herab.

A141 In einigen Fällen mit Zusammenzieh-Schmerz im Unterleibe abwechselnd.

A142 Was oft herauf in die Herzgrube tritt, wo es wühlt und Brechen erregt.

A143 Zuweilen bloß in der linken Bauchseite aufwärts gehend beim Einathmen und abwärts beim Ausathmen.

A144 Es preßt nach unten, als wollte ein Vorfall entstehen, und wenn dieß vorüber ist, liegt es ihr in allen Gliedern, die Glieder schlafen ihr ein, sie muß sich dehnen und recken.

A145 Leistenbrüche entstehen in der Regel bloß von innerer Psora, die wenigen Fälle ausgenommen, wo diese Theile von großer, äußerer Gewalt beschädigt worden, oder der Bruch von übermenschlicher Anstrengung des Körpers durch Heben oder Schieben in großer Angst jähling entstanden war.

A146 Gewöhnlich vorher Kollern oder Gährung im Unterleibe, am meisten früh.

A147 Vorzüglich Entkräftung in der Herzgrube, Aengstlichkeit, Unruhe, auch wohl Frost am Unterleibe, oder im Kreuze u.s.w.

A148 Welche nicht selten schleimige Feuchtigkeit aussiepern.

A149 Wohl nie haben die Mastdarmfisteln einen andern Ursprung als aus diesem Siechthum, vorzüglich wenn eine reizende Diät, viel geistige Getränke, fleißige Abführungsmittel, sitzende Lebensart und Mißbrauch des Geschlechtstriebs hinzukommen.

A150 Die so gewöhnlich bei allöopathischen Mitteln tödtlichen Harnruhren haben wohl nie eine andere Quelle als dieses Siechthum.

A151 Der Harnstrahl ist oft so dünn als ein Faden; der Harnstrahl spreizt sich aus einander; der Urin geht nur in einzelnen Sprüngen ab, oft von langen Pausen unterbrochen – welches letztere jedoch auch oft von einem mit der Blase selbst antagonisirenden Krampfe des Blasenhalses herrührt und aus demselben Siechthum entspringt. Eben so ist die Blasen-Entzündung von verengerten Stellen der Harnröhre, und die davon erfolgende Harnfistel bloß psorischen Ursprungs, obgleich in seltnen Fällen die Sycosis (der Feigwarzen-Tripper) mit der Psora komplicirt seyn kann.

A152 Auch wohl Auszehrung von dem steten Abgange des Vorsteher-Drüsen-Saftes.

A153 Bei gesunden, keuschen Jünglingen erfolgt er naturgemäß nur alle 12, 14 Tage, ohne Beschwerde, und hat Munterkeit, Kraft und Heiterkeit zur Folge.

A154 Düsterheit, Eingenommenheit, Benebelung der Denkkraft, verminderte Lebhaftigkeit der Einbildungskraft, Gedächtnißmangel, Niedergeschlagenheit, Trübsinn; die Sehkraft wird geschwächt, so wie die Verdauung und die Eßlust; der Stuhlgang bleibt zurück, es entsteht Blutdrang nach dem Kopfe, nach dem After u.s.w.

A155 Die Hoden sind dabei nie straff an den Bauch herangezogen, sondern hangen herab mehr oder weniger.

A156 Oft Jahre, ja viele Jahre lang. Dann sind die männlichen und die weiblichen Geschlechtstheile zu keiner angenehmen oder wohllüstigen Empfindung zu erregen – der Körper der männlichen Ruthe hängt schlaff herab, ist dünner als die Eichel, welche kalt anzufühlen und von bläulicher oder weißer Farbe ist; bei den weiblichen – die Wasserlefzen der Scham unerregbar, schlaff und klein, die Mutterscheide fast taub und gefühllos und gewöhnlich trocken; zuweilen Ausfallen der Schamhaare oder gänzliche Kahlheit der weiblichen Geschlechts-Theile.

A157 Die Mutterwuth und Nymphomanie ist gleichen Ursprungs.

A158 Allzu ofter Beischlaf aus impotenter Geilheit mit allzuschnellem Abgange eines unreifen, wässerigen Samens, oder Mangel an Erektion, oder Mangel an Abgang des Samens, oder Mangel an Begattungstriebe – allzustarker monatlicher Blutfluß, steter Blutgang, wässerige oder allzugeringe, oder fehlende Menstruation, starker Schleimfluß aus der Scheide (Weißfluß), verhärtete Eierstöcke, geschwundene oder knotige Brüste, Unempfindlichkeit, oder bloß schmerzhafte Empfindlichkeit der Geschlechtstheile sind nur die nächsten gewöhnlichen Symptome der Unfruchtbarkeit bei dem einen und dem andern Geschlechte.

A159 Davon erdfahle Blässe und Gedunsenheit des Gesichts, Schwere der Beine, Fußgeschwulst, Frostigkeit, Mattigkeit, Engbrüstigkeit, (Bleichsucht) u.s.w.

A160 Selten kommt sie einige Tage zu spät und fließt dann in allzugroßer Menge unter hinfälliger Ermattung und vielen andern Beschwerden.

A161 Darauf oft Geschwulst des Gesichts, der Hände und Füße, schmerzhafte Brust- und Bauchkrämpfe, unzählige Uebel von Nervenschwäche, Ueberempfindlichkeit, sowohl allgemeine als auch einiger Sinnorgane u.s.w., und vor dem Eintritte des Blutganges ängstliche Träume, öfteres Erwachen unter Blutwallungen, Herzklopfen, Unruhe u.s.w. Bei stärkerm Bährmutter-Blutflusse, oft schneidende Schmerzen in der einen Bauchseite und im Schooße; das Schneiden geht auch wohl nach dem Mastdarme und in den Oberschenkel herab; dann kann sie auch oft keinen Harn lassen, oder vor Schmerz nicht sitzen; nach diesen Schmerzen thut der Bauch wie unterköthig weh.

A162 Den Weißfluß, vorzüglich der schlimmern Art, begleiten eine unzählige Menge Uebel. Der kleinern nicht zu gedenken, (nämlich des Jückens an der Scham und in der Scheide, mit Wundheit an der Außenseite der Scham und dem an sie gränzenden Theile des Oberschenkels, besonders beim Gehen) folgen den hohen Graden dieses lästigen Abgangs nicht selten hysterische Zustände aller Art, auch Gemüths- und Geistesstörungen, Melancholie, Wahnsinn, Fallsucht u.s.w. Oft kommt er anfallsweise und dann geht vorher oft Wühlen in der einen Bauchseite, oder Brennen im Magen, im Unterbauche, in der Mutterscheide, oder Stiche in der Mutterscheide und dem Bährmuttermunde, oder Klemmschmerz in der Bährmutter und Pressen nach der Scheide zu, als wenn alles herausfallen wollte, auch wohl vorher Schmerzen der empfindlichsten Art im Kreuze; die Blähungen versetzen sich schmerzhaft u.s.w. Hat der sogenannte Mutterkrebs einen andern Ursprung als jenes (Psora-)Siechthum?

A163 Die Luftröhr-Entzündung (häutige Bräune) kann bei keinem Kinde sich ereignen, was von latenter Psora frei ist oder durch Heilung frei gemacht worden war.

A164 Die geschwürigen Lungensuchten haben wohl selten einen andern Grund als dieses Siechthum, selbst wenn Quecksilber- oder Arsenikdämpfe dergleichen zuwege gebracht zu haben scheinen; wenigstens entstehen die meisten eiterigen Lungensuchten von mit Aderlässen mißhandelten Brust-Entzündungen, welche stets als Aufloderungen latenter Psora anzusehen sind.

A165 Es treibt sie jählings zum Husten, sie kann aber nicht, da ihr der Odem plötzlich entgeht bis zum Ersticken, bei dunkelrothem, aufgetriebnen Gesichte; gewöhnlich ist dann auch der Schlund zugezogen, so daß kein Tropfen Wasser niedergeschluckt werden kann; nach 8, 10 Minuten erfolgt dann gemeiniglich Aufstoßen aus dem Magen und der Krampf löset sich.

A166 Gewöhnlich in Anfällen von Abend bis früh, die ganze Nacht hindurch.

A167 Solche Anfälle kommen auch wohl mehrmal in einer Nacht, besonders wenn er am Tage nicht in die freie Luft gegangen ist.

A168 Vorzüglich beim Steigen nach einer Anhöhe zu.

A169 Haben wohl die verschiednen Abarten von sogenanntem Brustkrebse einen andern Grund als dieses Psora-Siechthum?

A170 Dann schmerzen die Stellen auch bei Berührung, wie zerschlagen oder wund.

A171 Was sich in schlimmern, veralteten Fällen zu einem Schneiden erhöhet.

A172 Vorzüglich die Nacht unterm Federbette.

A173 Die Schmerzen sind entweder Tags oder Nachts schlimmer. Nach jedem Anfalle und wenn die Entzündung vorüber ist, schmerzen die Gelenke der Hand, des Kniees, des Unterfußes, der großen Zehe bei Bewegung, beim Auftreten u.s.w. unerträglich taub und das Glied ist geschwächt.

A174 Z.B. die Achillsenne beim Auftreten, Steifheit des Unterfußgelenkes, der Kniee, theils überhingehend (nach Sitzen, beim Aufstehen), theils bleibend (Kontraktur).

A175 Z.B. das Achselgelenk bei Erhebung des Arms, das Gelenk des Unterfußes beim Auftreten schmerzhaft, als wolle es zerbrechen.

A176 Z.B. das Unterfußgelenk, das Handgelenk, das Daumengelenk.

A177 Oft auch sogleich starker Kopfschmerz im Scheitel – was dann auch äußerlich bei Berührung schmerzt – oder sogleich Kreuzschmerzen, oder Schmerzen in der Bährmutter, nicht selten Stechen in der Brustseite oder zwischen den Schulterblättern, was den Odem hemmt, oder schmerzhafte Steifheit des Genicks oder Rückgrats, oftes lautes Aufstoßen und dergl.

A178 Der gemeine Mann, besonders auf dem Lande, sucht sich dann mit einer Art mesmerischem Streichen, und zwar oft mit einigem, doch nicht dauerndem Erfolge zu erleichtern; die Aufgelegtheit sich zu verheben bleibt jedoch. Mit den Daumenspitzen pflegt vorzüglich eine Weibsperson (Streiche-Frau) gewöhnlich über den Schulterblättern nach den Achseln zu, oder den Rückgrat entlang, auch wohl von der Herzgrube aus, unter den Ribben hin (nur meist mit allzuheftigem Aufdrücken) mehrmals hinzustreichen.

A179 Z.B. das Unterfußgelenk bei einem falschen Tritte – so auch das Achselgelenk. Hieher gehört auch die allmählige Ausrenkung des Hüftgelenks (des Hüftbeinkopfs aus seiner Pfanne, wobei das Bein länger oder kürzer wird und Hinken entsteht).

A180 Wenn er sich an etwas mäßig stößt, so schmerzt es heftig und sehr lange; die Stellen, worauf er im Bette liegt, schmerzen empfindlich, daher öfteres Umwenden die Nacht; die hintern Oberschenkelmuskeln, worauf sie sitzt, und die Sitzbeine schmerzen empfindlich; ein geringer Schlag mit der Hand auf die Oberschenkel macht großen Schmerz. Geringes Anstoßen an etwas Hartem hinterläßt blaue Flecke, Blutunterlaufungen.

A181 Unglaublich verschieden. Oft brennend, zuckend, stechend, oft aber auch unbeschreiblich sind diese, das Gemüth in ähnliche, unleidliche Ueberempfindlichkeit versetzende Schmerzen, besonders der obern Körpertheile, des Gesichts (tic douloureux), der Haut des Halses u.s.w., bei leiser Berührung, beim Sprechen und Kauen – in der Schulter bei leisem Drucke oder Bewegung der Finger.

A182 Es fehlt das Tastgefühl; sie fühlen sich wie boll oder erböllt an, entweder anfallweise oder bleibend (anhaltende Gefühllosigkeit).

A183 Das Glied ist ganz weiß, blutlos, gefühllos und ganz kalt, oft Stunden lang – vorzüglich bei kühler Luft (Streichen mit einem Stückchen Zink nach den Finger- oder Zehenspitzen hin vertreibt's gewöhnlich schnell, doch nur palliativ).

A184 Die Schlagader-Geschwülste (aneurysmata) scheinen keine andre Quelle als die Psora zu haben.

A185 Nach Fahren im Wagen entsteht Hautgilbe am ehesten, wenn sie noch nicht ständig, sondern nur noch überhingehend ist.

A186 Besonders in der Jugend. Viele derselben stehen nur kurze Zeit und verschwinden, um einem andern Psora-Symptome Platz zu machen.

A187 Der in neuern Zeiten fürchterlich gewordene Blutschwamm hat, wie ich von einigen Fällen schließen zu müssen glaube, keine andre Quelle, als die Psora.

A188 Sie gehen zuweilen nach stechenden Schmerzen in eine Art langwieriger Verschwärung über, woraus aber, statt Eiters, nur ein farbeloser Schleim abgesondert wird.

A189 Vorzüglich an den Händen, der äußern Seite der Arme und Beine, und selbst im Gesichte; die Haut ist trocken, rauh, dürre, riebisch anzufühlen, oft auch kleienartig schuppig.

A190 Letzterer gewöhnlich von sehr stinkendem Geruche und zuweilen von solcher Heftigkeit, daß Fußsohlen, Fersen und Zehen bei geringem Gehen schon durchweicht und wund werden.

A191 Nicht selten von rother Farbe, oder von bockigem, knoblauchartigen Geruche.

A192 Dahin gehört auch das Schwitzen psorischer Kinder am Kopfe, Abends nach dem Einschlafen.

A193 Die davon, unmittelbar darauf, erfolgenden Nachtheile werden dann bedeutend und sind mancherlei: Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Schnupfen, Halsweh und Halsentzündung, Katarrh, Halsdrüsen-Geschwulst, Heiserkeit, Husten, Beengung des Athems, Stechen in der Brust, Fieber, Verdauungsbeschwerden, Koliken, Erbrechen, Durchlauf, Magenweh. Würmerbeseigen, auch wohl Zuckungen im Gesichte und andern Theilen, gelbsüchtige Hautfarbe u.s.w. Kein nicht-psorischer Mensch leidet von solchen Veranlassungen die mindesten Nachbeschwerden.

A194 Zuweilen scheint dann das Schwäche-Gefühl herauf bis in die Herzgrube zu steigen, wo es zu einem Heißhunger wird, der ihm alle Kräfte plötzlich nimmt; er wird zitterig und muß sich sogleich eine Weile niederlegen.

A195 Epidemisch herrschende Wechselfieber befallen wohl nie von Psora freie Menschen, so daß Geneigtheit dazu für ein Psora-Symptom zu achten ist.

A196 Ich habe weder in meiner Praxis, noch in irgend einem Irrenhause je einen Melancholischen, einen Wahnsinnigen, oder Wüthigen angetroffen, bei dessen Krankheit nicht Psora zum Grunde gelegen hätte, obwohl zuweilen, doch selten, mit Syphilis komplicirt.

A197 Wovon Einige in starken Schweiß verfallen; Andre fühlen dann bloß Wallungen des Bluts und Pulsiren in allen Adern; Andern will die Angst die Kehle zuziehen, daß sie ersticken wollen, und wieder Andern däuchtet das Blut in allen Adern stillzustehen, was ihnen dann die Angst verursacht. Bei Einigen ist die Angst mit ängstlichen Bildern und Gedanken vergesellschaftet und scheint von diesen herzukommen, bei Andern sind keine ängstlichen Vorstellungen und Gedanken bei der Beängstigung.

A198 Man scheint diese Art Geiste- oder Gemüthskrankheit, welche ebenfalls rein psorisch ist, nicht beachtet zu haben. Ohne Aengstlichkeit zu fühlen, ohne ängstliche Gedanken, also auch, ohne daß man oft solchen Personen eine Angst ansieht und anscheinend bei vollem Verstande, treibt sie, nöthigt sie, zwingt sie ein gewisses Gefühl von Notwendigkeit zur Selbsttödtung. Bloß durch Heilung der Psora derselben werden sie gerettet, wenn man ihre Aeußerungen davon zeitig beachtet.Ich sage »zeitig«, denn in den letzten Graden des Uebels ist es dieser Art Wahnsinn charakteristisch eigenthümlich, gegen Niemand mehr etwas über diesen ihren unverbrüchlichen Entschluß zu äußern. Sie kommt bloß in Anfällen von halben oder ganzen Stunden, gewöhnlich zuletzt täglich, oft zu gewissen Tagszeiten. Doch haben diese Personen außer diesen Anfällen von Selbstentleibungs-Wahnsinn auch gewöhnlich noch (doch von jenen unabhängig scheinende und zu andern Stunden kommende) Anfälle von Beängstigung, meist mit Pulsiren in der Herzgrube, worin aber jener Drang, sich das Leben zu nehmen, sie nicht quält. Diese Angstanfälle, welche mehr körperlich zu seyn scheinen und nicht mit besonders ängstlichen Gedanken verknüpft sind, können jedoch auch fehlen, während die Anfälle von Selbstmords-Drang in hohem Grade herrschen, oder auch öfterer wiederkehren, wenn letzterer schon durch die antipsorischen Mittel größtentheils getilgt ist, so daß beide unabhängig von einander zu seyn scheinen, ob sie gleich dasselbe Grundübel zur Quelle haben.

A199 Ein Symptom, welches jedoch, um mehre und größere Nervenleiden auf einige Zeit zu beschwichtigen, von der kranken Natur, besonders des weiblichen Geschlechts, hervorgebracht zu werden scheint.

A200 Eine solcher Personen bekam, wenn sie eins ihrer hausmütterlichen Geschäfte beginnen wollte, Angst und Bangigkeit; es zitterten ihr die Glieder und sie ward plötzlich so matt, daß sie sich niederlegen mußte.

A201 Alle physische und psychische Eindrücke, selbst die schwächern und schwächsten, erregen krankhaft, oft in hohem Grade. Gemüthliche Ereignisse nicht nur trauriger und ärgerlicher, sondern auch freudiger Art machen oft erstaunenswürdige Beschwerden und Leiden; rührende Erzählungen, ja auch nur das Denken und Erinnern daran, bringen dann die Nerven in Aufruhr, treiben die Angst nach dem Kopfe u.s.w. Schon weniges Lesen gleichgültiger Dinge oder aufmerksames Sehen auf einen Gegenstand, z.B. beim Nähen, aufmerksames Hören auch nur auf gleichgültige Dinge – allzuhelles Licht, lautes Gerede mehrer Menschen zugleich, selbst einzelne Töne auf einem musikalischen Instrumente, Glockengeläute u.s.w. bringen üble Eindrücke zuwege: Zittern, Ermattung, Kopfschmerz, Frost u.s.w. Oft sind auch Geruch und Geschmack übermäßig empfindlich. Ja es schadet in vielen Fällen selbst mäßige Körperbewegung, oder Sprechen, auch mäßige Wärme, Kälte, freie Luft, Benetzung der Haut mit Wasser u.s.w. Nicht Wenige leiden schon im Zimmer von jählinger Veränderung der Witterung, wo dann die Meisten bei stürmischem und feuchten Wetter klagen, Wenige bei trocknem, heitern Himmel. Auch Vollmond bei Einigen, bei Andern Neumond machen ungünstigen Eindruck.

A202 Alle physische und psychische Eindrücke, selbst die schwächern und schwächsten, erregen krankhaft, oft in hohem Grade. Gemüthliche Ereignisse nicht nur trauriger und ärgerlicher, sondern auch freudiger Art machen oft erstaunenswürdige Beschwerden und Leiden; rührende Erzählungen, ja auch nur das Denken und Erinnern daran, bringen dann die Nerven in Aufruhr, treiben die Angst nach dem Kopfe u.s.w. Schon weniges Lesen gleichgültiger Dinge oder aufmerksames Sehen auf einen Gegenstand, z.B. beim Nähen, aufmerksames Hören auch nur auf gleichgültige Dinge – allzuhelles Licht, lautes Gerede mehrer Menschen zugleich, selbst einzelne Töne auf einem musikalischen Instrumente, Glockengeläute u.s.w. bringen üble Eindrücke zuwege: Zittern, Ermattung, Kopfschmerz, Frost u.s.w. Oft sind auch Geruch und Geschmack übermäßig empfindlich. Ja es schadet in vielen Fällen selbst mäßige Körperbewegung, oder Sprechen, auch mäßige Wärme, Kälte, freie Luft, Benetzung der Haut mit Wasser u.s.w. Nicht Wenige leiden schon im Zimmer von jählinger Veränderung der Witterung, wo dann die Meisten bei stürmischem und feuchten Wetter klagen, Wenige bei trocknem, heitern Himmel. Auch Vollmond bei Einigen, bei Andern Neumond machen ungünstigen Eindruck.

Quelle:
Samuel Hahnemann: Die chronischen Krankheiten. 5 Bände, Bd. 1, Dresden, Leipzig 21835, S. 1-99.
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