§. [120] 50.

Die grosse Natur selbst hat zu homöopathischen Heilwerkzeugen, wie wir sehen, fast nur die wenigen miasmatischen, festständigen Krankheiten zur Hülfe, (die Krätze), die Masern und die Menschenpocken56, Krankheitspotenzen, die57 theils als Heilmittel lebensgefährlicher und schrecklicher, als das damit zu heilende Uebel sind, theils solche (wie die Krätze), die nach vollführter Heilung selbst wieder Heilung bedürfen, um hinwiederum vertilgt zu werden; beides Umstände, die ihre Anwendung als homöopathische Mittel schwierig, unsicher und gefährlich machen. Und wie wenig giebt es Krankheits-Zustände unter den Menschen, die an Pocken, Masern und Krätze ihr ähnliches Heilmittel fänden! Im Laufe der Natur können desshalb auch nur wenige Uebel sich mit diesen bedenklichen und misslichen homöopathischen Heilmitteln heilen, und es erfolgt nur mit Gefahr und grosser Beschwerde, auch desshalb, da die Gaben dieser Krankheitspotenzen sich nicht, wie wir es doch mit Arzneigaben können, nach den Umständen selbst verkleinern; sondern mit der ganzen gefährlichen und beschwerlichen Krankheit, mit der ganzen Menschenpocken-, Maser- (und Krätz-)Krankheit, wird der mit einem alten, ähnlichen Uebel Behaftete überzogen, um von letzterm[120] zu genesen. Und dennoch haben wir von diesem glücklichen Zusammentreffen, wie man sieht, schöne homöopathische Heilungen aufzuweisen, als eben so viele, unwiderlegliche Belege von dem in ihnen waltenden, grossen, einzigen Natur-Heilgesetze: Heile durch Symptomen-Aehnlichkeit!


Quelle:
Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst. Dresden, Leipzig 51833, S. 120-121.
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