Tischdecken.

[30] Wer das Geschäft des Tischdeckens übernommen hat, muß nicht allein Sorge tragen, daß alle Geräthschaften, deren man zur Tischzeit bedarf, in gutem Stande, also rein gewaschen und geputzt, dazu bereit sind, sondern er hat auch alles so zu ordnen, daß es bequem und für das Auge angenehm ist.

Zuerst muß das Tischtuch gerade über den Tisch gelegt werden, nicht etwa darf die eine Seite den Boden berühren, während die andere kaum die Platte des Tisches bedeckt. Ist das Tischtuch zu lang, schlägt man es etwas unter, ist es zu klein, legt man zwei zusammen. Sollte das Tischtuch durch unvorsichtiges Gießen etc. einen Fleck erhalten haben, übrigens aber noch rein sein, darf man sich durch Auflegen einer kleinen Serviette auf die schadhafte Stelle, ist man im Familienkreise, helfen.

Die Anzahl der Personen, für die man den Tisch[30] deckt, ist zu überzählen und danach sich zu richten, ob der Tisch vergrößert werden muß oder ob man ihn zusammenschiebt, resp. einen kleineren wählt. Es ist ebenso ungemüthlich, beim Essen zu eng placirt zu sein, als wenn an einer langen Tafel wenige Personen speisen.

Für jede Person wird ein Teller gesetzt, die tiefen Teller bleiben jedoch in einem Satz zusammen und werden vor den Platz des Servirenden gestellt. Hier findet auch der Auffüllelöffel seine Stelle und zwar wird er so wie jeder einzelne Eßlöffel vor das Couvert gelegt, mit dem Stiel nach rechts, so daß man ihn leicht fassen kann.

Messer und Gabel kommen an die rechte Seite auf ein Messerböckchen. Sind noch kleine Löffel nothwendig für Compot, Puddings etc., kann man sie auch vor das Couvert legen.

Ob die Servietten nur gefaltet oder in schöne Figuren geknickt werden, hängt von jedes Menschen Geschmack ab.

Löffel für die einzelnen Schüsseln, Tranchirmesser und Gabel und noch eine zweite Gabel, die man bei dem Herumreichen des Fleischtellers dazu legt, gehören auch auf den Tisch.

Kleine Teller sind links vom Couvert, Untersätze für Weinflaschen rechter Hand zu stellen.

Man achte ja darauf, niemals eine Schüssel herumzureichen, bei der sich nicht Löffel oder Gabel befindet, um auch davon nehmen zu können. Ebenso muß ein zweiter Teller, das Fleisch darauf herumzureichen, dem Tranchirenden zur Hand sein.

Eine besondere Sorgfalt widme man auch den Salzfässern, die stets gut gefüllt, rein geglättet und mit kleinem Horn- oder Knochenlöffelchen versehen sein müssen (Silber setzt leicht Grünspan an, ist deshalb zu vermeiden), damit Niemand die Unsitte begeht, mit seinem, vielleicht vorher in Sauce getauchten, Messer sich Salz zu nehmen. Ein gleiches ist auch bei Senf und Pfeffer zu besorgen.

Wein- und Wassergläser gehören rechts vor das Couvert. Hat man Crystallkaraffen, müssen diese recht blank aussehen, was man am besten dadurch erreicht,[31] daß man sie mit Zeitungspapier vollstopft und mit kaltem Wasser gehörig umschüttelt. Nichts sieht so unelegant aus, als Karaffen, in denen ein Bodensatz wahrzunehmen ist.

Weinflaschen, die man auf den Tisch stellt, werden vorher entkorkt und der Kork, nicht zu fest, wieder darauf gesteckt. Rothwein wird vor dem Gebrauch in's warme Zimmer gestellt, die übrigen Weinsorten nicht, manche werden sogar geeist.

Die Tischläufer in alter und neuer Stickerei ausgeführt sind beliebt. Für täglich wird man in den meisten Familien eine Stroh- oder Holzbricke finden, damit die heißen Speisen der Politur des Tisches nicht schaden und das Tischtuch conservirt wird. Die Holzbricken sind nach dem Gebrauch recht sauber feucht abzureiben. Flecke darauf entfernt man am besten mit Spiritus.

Den Tisch hübsch auszuschmücken wird der Hausfrau, erwartet sie liebe Gäste, gewiß Freude machen. Da giebt es Blumensträuße, Tafelaufsätze, die mit Zuckerwerk und Kuchen, Obstkörbe, die mit Apfelsinen und anderen Früchten gefüllt werden. Solche Ausschmückungsstücke sind recht symetrisch zu placiren; hat man nur eins, gehört es in die Mitte der Tafel. Crystallschalen mit Eingemachtem, Compots, Salat werden an beiden Enden des Tisches am besten ihren Platz finden, wohin auch die Lampen und Leuchter, wird das Licht nicht durch einen Kronleuchter gespendet, gehören.

Alles Uebrige, dessen man benöthigt ist, wird auf einem weißgedeckten Nebentische in hinreichender Zahl geordnet, als da sind: Teller zum Wechseln, Messer, Löffel, Gabeln, Gläser.

Die Wasserflasche und Gläser werden bei Gesellschaften nie auf die Tafel gestellt. Ein Glas Wasser wird einem Gaste nur auf seinen Wunsch, und dann vom Nebentische ab auf einem Teller, gereicht.

Quelle:
Kistner, A.: Schicklichkeitsregeln für das bürgerliche Leben. Guben 1886, S. 30-32.
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