[370] (Gedichte von Götz.)
Als Fremdling schiffet, richtige Kenntnisse
Sich zu erwerben, der nach Iberien,
Verlernt sich selbst, und stirbt, in seinem
Eigenen Herzen der größte Fremdling.
Lebendigtodt im Schooße des Müßiggangs,
Ja, schon begraben, eh' er gestorben ist,
Verschweigt die grünen Jahre jener,
Weder im Kriege, noch Frieden brauchbar.
Ein andrer klebt an Höfen, und fliehet doch
Sich selbst und seine Sitten an jeglichem
Will, o der Knechtschaft höchste Stufe!
Niemanden, elend zu seyn, gestehen;
Und lügt sich glücklich unter erschrecklicher
Gewissensmarter. Aber vergebens strebt
Der Gram, auf seiner Stirn zu lächeln,
Und zu verwandeln die trübe Scene.
Denn hinter seinen Wolken verbergen sich
Der Freude Farben. Ob sich abwechselnder
Besuche Schwarm, ob von Klienten
Ewige Fluthen um ihn sich drängen,
[371]
Und der Plebejer seinen Pallast umzieht:
Erseufzet er, von sich selber verlassen, doch:
Mir mangelt Alles! und ihn foltert
Beydes, der Stadt und des Volks Vermögen.
Wer alle Macht zusammen begehrt, verliert
Auch die gemeine. Wähnst du, was köstlich ist,
Das müsse dein seyn? Armuth hat mich
Glücklicher Weise von Gold entfernet
Und so – gesichert. Was ich entbehren kann,
Ist mehr, als was ich brauche, den Cäsarn gleich
An wahrer Größ' in diesem Einen:
Daß ich ein Herrscher bin meiner selber.
Wir alle können alles mit Sicherheit
Verachten, nicht besitzen. Ein Mächtiger,
Hoch über Schwache fahrend, denkt nicht,
Daß sich im Stygischen Kahn die Schatten
Einander gleichen, ungleich auf Erden zwar,
Nicht in der Erde. Manchen erhöhete
Ein Tragestuhl; ein Siegeswagen
Manchen: Quiriten sind wir doch alle.
Die unsre Asche sammelt, die Urne, giebt
Das Maaß von jedem. Wälzet von Halse mir
Die goldnen Bürden, das Gepäck ab,
Welches mir Antiums Göttin auflegt!
[372]
Wann ich, des Krams entlastet, ein freyer Mann
Einst sterbe, hab' ich ewige Schätze mir
Erworben, weil ich nichts begehre;
Ewigen Frieden, weil ich nichts fürchte.
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