290. Der Adler und der Weyh.

[373] (Pfeffels Vers. I. Th. S. 124.)


Beym Adler ward ein Weyh verklagt,

Daß er vom Straßenraube lebe.

Beklagter wird citirt und hart befragt,

Was er hierauf zur Antwort gebe?

Herr König, ich bekenne frey,

Versetzt der Inquisit und strich die Segel,

Daß ich ein großer Freund von Wildpret sey.

Wie unverschämt! rief der Monarch der Vögel.

Das Compliment verdroß den Weyh:

Was soll, sprach er, die todte Ringeltaube

In deinem Nest? Die Curialien

Bey Seite, Sir, lebst du nicht auch vom Raube?

Ha, Bösewicht! das sind Regalien,

Versetzt der Chan, die mir allein gebühren,

Und hieß den Wilddieb stranguliren.

Quelle:
Laukhard, Friedrich: Zuchtspiegel für Eroberungskrieger, Advokaten und Aerzte. In: Zuchtspiegel für Fürsten und Hofleute, Paris [i.e. Leipzig] 1799, S. 373.
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