Uraufführungen – Empfänge – Bankette – Jubiläen.

[104] Ein endloser Reigen. Wenn das eine anfängt, hört das andere auf. Man hat's nicht leicht im Strudel rollender Ereignisse, aber – man gehört dazu.

»Sie gehen doch zur Première?« – »Aber ich bitte Sie, wir waren doch die ersten, die Karten gehabt haben.« Drei Stunden später versucht man krampfhaft, mit doppelten Preisen noch Plätze zu bekommen. »Wir sehen uns morgen in der amerikanischen Botschaft.« – »Um ein Haar hätte ich den ›rout‹ vergessen, gut, daß Sie mich daran erinnern!« Und nun wird nach allen Seiten abtelephoniert. »Wissen Sie, daß außer Ihnen nur noch drei Frauen zu dem Bankett am Dienstag gebeten sind?« – »Noch drei, ich bin schwer enttäuscht, ich dachte, ich wäre die einzige.« Das blaue Georgettekleid wird abbestellt, ein silbernes Brokat tut's auch. »Ich bitte dich, Lissi, morgen früh um zehn mit mir zum Jubiläum des Geheimrats X zu fahren.« – »Wenn du mir meine Golfstunde bezahlen willst, gern – sonst unter keiner Bedingung!«

»Einmal daran gewöhnt, läßt man ungern davon« – von der Bühne des Lebens, auf welcher wir uns mit ganz besonderer Vorliebe immer wieder in anderen Rollen, anderer Gestaltung und Kleidung bewegen und – in Szene setzen. Ein Konkurrenzunternehmen, das ebenso leicht auf einen grünen Zweig, als zur Pleite führen kann. Ein Hasard, der genau so lockt und langweilt wie am grünen Tisch. Nur für den, der den letzten Stich behält, ist er von Interesse.

Und dann stöhnen nach durchtanzten Nächten mit verschlafenen Augen und schweren Köpfen die armen Genießerinnen: »Was wir nicht alles opfern müssen!« Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht, Gnädigste, eine Frau, die sich »opfert« – opfert sich nicht!


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Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 104-106.
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