10.

[55] Aber Krankheiten, Unglücksfälle, Grimassen, Launen und üble Angewohnheiten können auch oft die festesten Züge des Gesichts auslöschen, verdrehen, verzerren, und dem Gesichts eben dadurch die Kraft des wahren Ausdrucks, die Geschmeidigkeit und die Fähigkeit, die Seele auf sich auszudrücken nehmen; man hüte sich also vor dem so gewöhnlichen Fehler nur folgern zu wollen: wer kein regelmäßiges, angenehmes Gesicht[55] hat, dem fehlt gutes Herz. Schließen Sie hierin nie nach dem Aeusseren, sondern nach Handlungen.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 55-56.
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