17.

[58] Merken Sie auf Ihren Mund, auf Ihre Mienen beim Sprechen und Lächeln, und wahrlich, es ist eine sehr erlaubte und lobenswürdige Selbstliebe, und keinesweges eine alberne Eitelkeit zu nennen, wenn Sie etwas Widriges und Abschrekkendes aus Ihrem Gesichte sich zu verbannen bemühen, und dadurch mehr Achtung, Zutrauen[58] und oft auch größere Wirksamkeit sich verschaffen können. Die unangenehmsten Verzerrungen, die unnatürlichsten Verdrehungen hat da oft die Gewohnheit, oder auch, eben so oft die Affektation, die schön machen wollte, und es nicht verstand, und an sich nicht einsahe, was wahre Schönheit ist, hingestellt. Durch das zu weite Dehnen und Schiefziehen des Mundes beim Sprechen oder Lachen ist manches Gesicht verzerrt und häßlich, manche Nase schief, manches Auge schielend geworden, mancher Mund aus seiner Anfangs guten Form, mancher Zug ist das Gesicht hineingekommen, der es völlig uninteressant macht.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 58-59.
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