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[127] Bertschweiler, 3. Jan. 15


Liebste, ... Die Zeit geht jetzt so schnell dahin, erschreckend schnell, und während sie eilt, ›steht‹ der Krieg; man fühlt nur das furchtbare Zittern rings an der Front. Diese Wochen sind eigentlich der furchtbarste Moment des Krieges. – Wie geht es wohl Euch? Ich denk so viel jetzt nach Hause, vor allem träume ich immer von daheim,[127] selbst von meiner Kinderzeit, von Dir und Wolfskehl, mit dem ich mich im Traum oft lang unterhalte. Ich sehe mich schon wieder unter Euch, – es kann nicht mehr so lange dauern, als die Zeitungen immer prophezeien. Aber das Wie des Ausgangs und Ende ist mir dunkler als je. Bleibt gesund, – wie geht es Deiner Hand? Seid beide umarmt von Eurem Frz. M.

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Franz Marc: Briefe, Schriften, Aufzeichnungen. Leipzig: Gustav Kiepenheuer, 1989, S. 127-128.
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