Anas

[56] Anas.

Anas, frantzösisch, Canart, teutsch, der Entrich, ist ein gantz bekannter Vogel: das Weiblein wird frantzösisch Cane, auf teutsch, die Ente genannt. Er ist ein animal amphibium, dann er lebet auf dem Lande und auf dem Wasser. Es giebt aber zweyerley Hauptgeschlechte der Enten, zahme und wilde: jene werden insgemein auf grob frantzösisch Barboteux, möchte auf teutsch Schnatterer heissen, dieweil sie gar zu gern sich im Morast aufhalten, auch in Bächen, am Ufer der Seen und morastigen Orten. Sie erheben sich nicht hoch von der Erde, gehen langsam, schwimmen aber desto geschwinder.

Die andere Art heisset Sauvageon, der Wildling, Wildfang, dann sie suchet ihre Nahrung in den Wäldern. Gegen den Winter gesellen sie sich zu den andern Enten, und fliehen hernach wieder nach den Flüssen und Seen: werden alsdann Oiseau de riviere, ein Vogel, der sich gern in Flüssen aufhält, genennet, und es giebet ihrer allerhand Arten, doch werden die letztern für besser gehalten und mehr geachtet, ihr Fleisch ist röthlicht, und braun, weit schmackhaftiger als an den andern. Sie führen auch viel mehr flüchtig Saltz bey sich. Die junge Ente heist auf lateinisch Anaticula, frantzösisch Halebran und Halebrent.

Die Eyer, die die Ente legt, sind etwas grösser als die Hünereyer und auch so gut zu essen; jedoch ist ihre Schale etwas dicker. Wann man einer Henne ein Enteney auszubrüten unterleget, und das junge Entgen ist ausgekrochen, kan auch nunmehro lauffen, so machet es der Henne ein Hauffen Unruhe: dann es läufft wider ihren Willen ins Wasser, schwimmet und schnattert drinne herum, weil sie ihm aber dahin nicht kan folgen, so muß sie am Rande bleiben; da rufft und lockt sie es aufs allerfreundlichste und thut auf ihre Art recht kläglich, als ob es um diß Kind geschehen wäre.

Die Ente frisset Brod, Kröten, Frösche und ander Ungeziefer, und ist von Natur gar sehr gefreßig, daß sie auch oftermals muß wieder von sich geben, was sie zuviel gefressen hat. Das Fleisch dieses Vogels ist etwas starck und schwer, und giebt viel Nahrung, ist aber nicht so gar gut zu verdauen.

Die Enten werden stracks, nachdem sie lebendig sind aufgeschnitten worden, denjenigen auf den Bauch gelegt, welche mit der Colica, so von blehen ist entstanden, geplaget werden.

Das Entenfett erweichet, lindert und zertheilet.

[56] Anas kömmt vom griechischen Worte νήττα, und dieses von νέω, nato, dieweil die Ente ein Vogel ist, der gerne auf dem Wasser schwimmt.

Halebran oder Halebrent kömmt aus dem Griechischen, von ἅλς, mare, das Meer, und βρένϑος, anas, die Ente, als wolte man sagen, eine Meerente; dann die wilde Ente macht sich manchmal an den Seestrand, und schwimmet daselbst herum.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 56-57.
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