Anatron

[57] Anatron.

Anatron sive Natron, frantzösisch, Soude blanche, teutsch, weisse Sude, ist ein Saltz, welches in Egypten aus dem Nilwasser gezogen und crystallisiret wird. Es möchte auch wohl der Alten ihr Nitrum und Salpeter seyn. In Franckreich ist es rar und selten anzutreffen.

Man soll dasselbige erwehlen, welches weiß und wie Crystallen siehet, wie gemein Saltz schmecket, aber übel riecht, und an der Luft zerfleust. Die Wäscherinnen brauchten es vor Zeiten an statt der Seiffe zum waschen, daher es auch den Titel Soude blanche, wiewol unrecht, erhalten hat. Die Fleischer brauchten es auch zum einsaltzen des Fleisches. Nachdem aber verboten worden es in Franckreich einzuführen, hat es sich gar rar gemacht.

Es öffnet gewaltig, wenn es eingenommen wird, und reiniget und trucknet, wann es äusserlich gebrauchet wird: es widerstehet dem heissen Brande: und kommt zu der Composition des lapidis Crollii. Dieweil es aber nicht mehr zu haben, so wird an seiner statt die Glasgalle genommen.

Es giebet auch ein gekünsteltes, Anatron factitium genannt, das bestehet aus zehen Theilen Salpeters, vier Theilen lebendiges Kalcks, drey Theilen gemeinen Küchensaltzes, zwey Theilen Alaun Rocha, und zwey Theilen Vitriol: dieses alles läst man in Weine zergehen, darauf sieden, giessets durch, und dämpft es ab, bis es zu Saltz ist worden.

Es wird als wie der Borras zur Reinigung der Metalle und sie in Fluß zu bringen gebrauchet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 57.
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