Avena

[124] Avena.

Avena, frantzösisch, Aveine oder Avoine, teutsch, Haber, ist ein Gewächs, dessen es zwey Sorten giebet; eine die gebauet wird, und eine wilde.

Avena, Dod.

[124] Avena vulgaris, seu alba, D.

Avena sativa & prima, Trag.

Avena vesca, Ad. Lob.

teutsch, weisser Haber.

Der treibet Stengel oder dünne Halmen, an welchen etliche schmale dem Gras nicht ungleiche Blätter. Die Blüten kommen weit von einander in den Aehren, und hängen an gantz zarten Fäden: jedwede bestehet aus etlichen Fäslein, die in einem schupichten Kelche stecken. Wenn dieselbige verblühet, so wächst an ihrer Statt der lange dünne Samen, der in die Blätter des Kelchs eingewickelt ist. Und dieser Samen ist der in aller Welt bekannte Haber. Seine Wurtzel ist fasicht: und er wird auf dem Felde gebauet.

Die andere heist

Avena nigra, C.B.J.B. Pit. Tournef.

Avena altera, Ang.

Avena sylvestrior nigra, tenuiorque, Cæs.

Bromos, Ama.

teutsch, schwartzer Haber.

Der ist dem vorigen in allem gleich, allein sein Same ist schwartz und nicht so nahrhaft.

Der Haber führet viel Oel und viel Sal essentiale oder volatile.

Er reiniget, hält an, zertheilet, lindert, ist gut für die Brust: er wird innerlich und äusserlich gebrauchet. Man röstet ihn mit etwas Weineßig, und legt ihn hernach so warm zwischen zwey Tüchern auf die schmertzhafte Seite oder andere Gliedmassen. Solches bekommt gar wohl, denn indem die Pori und Schweißlöchlein geöffnet werden, wird auch die Feuchtigkeit zerstreuet, welche den Schmertzen verursachet. Er wird auch abgekocht, und als ein Tranck gebraucht, oder als ein Gurgelwasser, oder auch zum Clystir.

Avena kommt von avere, wünschen, weil die Pferde sich nach dem Haber sehnen, wenn sie ihn mercken.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 124-125.
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