Behen

Behen album.
Behen album.
Behen rubrum.
Behen rubrum.

[154] Behen.

Behen seu Been album & Been rubrum officinarum; Been, roth und weisse Beenwurtzel, sind Wurtzeln, welche von dem Berge Libanon und andern Orten in Syrien, allwo sie wachsen, trocken zu uns gebracht werden.

Die Wurtzel vom weissen Been ist lang und etwa so dick, wie der kleine Finger, auswendig aschgrau, inwendig weiß, von Geschmack in etwas bitter.

Die rothe Beenwurtzel bringen sie uns in Scheiben zerschnitten und aufgetreuget, fast wie die Jalappa. Wann sie aber erst aus der Erde kommt, so siehet sie wie eine starcke Rübe, und ist voller Fasen. Sie treibt lange Blätter, die wie das Limonium sehen:[154] mitten dazwischen heraus erheben sich die Stengel, die tragen rothe Blumen, deren immer zwey und zwey beysammen stehen, und als wie eine kleine Grenade anzusehen sind.

Die weisse Beenwurtzel treibt auch wohl solche Blätter, als wie die rothe: allein es stehen unten dran annoch vier kleinere Blätterlein, von gleicher Gestalt und Farbe, eines gegen dem andern über. Die Stengel sind etwan ein Paar Fuß hoch, dünne, rund und zart, voller Knoten, und zertheilen sich oben in Aeste, schmecken etwas scharff, ein wenig bitter. Die Blumen sind gar schön, bestehen iede aus fünff Blätterlein, als wie die Nägleinblumen, und sind iedwede mit zwey oder drey Spitzlein versehen, welche zusamt denen übrigen an den Blättern gleichsam eine Crone mitten in der Blume formiren. Ihre Farbe ist nicht einerley: bald ist sie roth, grasgrün und weiß; bald über und über schneeweiß, bisweilen gelb, bisweilen weiß und auf Purper ziehend. In der Mitten sind purpurhaftige Stamina oder Fäslein zu befinden. Unter der Blume steht der länglichte Kelch, der enthält in sich das pericarpium oder eine Hülse, in welcher die Samen liegen, die schier gantz rund sind, und wie die Lychnissamen sehen. Von Caspar Bauhino wird dieses Gewächs genannt Lychnis sylvestris, quæ Behen album vulgo, von Johann. Bauhino Been album officinarum, und vom Dodonæo Been album polemonicum.

Der weisse Been ist viel gemeiner und zur Artzney gebräuchlicher, als der rothe.

Man soll diese Wurtzeln aussuchen, welche fein dick, recht frisch, nicht wurmstichig sind, und sich gar schwer zerbrechen lassen, weiß sehen, und scharff oder etwas bitter schmecken.

Der rothe muß so hoch als möglich, an der Farbe seyn, und einen anhaltenden würtzhaften Geschmack haben.

Beyde führen viel Sal essentiale und Oel.

Sie stärcken, widerstehen dem Gifte, tödten die Würmer; mehren den Samen, stillen das Zucken in Gliedern oder die Convulsiones: sie werden zu den alexiterischen Compositionen, das ist, zu den Artzneyen, die wider den Gift und giftige Kranckheiten gebrauchet werden, genommen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 154-155.
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