Belemnites

[155] Belemnites.

Belemnites, sive Lapis Lyncis, sive Dactylus idæus, frantzösisch, Belemnite, oder Pierre de Linx, teutsch, Luchsstein, ist ein langer Stein, bald des kleinen Fingers dicke, bisweilen etwas dicker, auch etwas dünner, rund, spitzig oder in Pyramidenform, und Gestalt eines Pfeiles. Er findet sich von unterschiedner Farbe, bald weiß, bald braun, bald grau. Insgemein wird er aus Candia gebracht; er kommt aber auch aus Teutschland: findet sich desgleichen um Paris herum in sandigen Boden. Es giebet seiner zwey Sorten; die eine riecht als wie Hartz, wann sie aufs Feuer wird gelegt, die andere aber riecht gar nicht. Dem Ansehen nach ist die erste Gattung diejenige, welche die Alten Lyncur, Lyncurius, genennet haben, auch, obwol fälschlich, geglaubet, daß er eine Sorte Agtstein wäre, und aus dem zusammen geronnenen Harn des Luchsen formiret würde.

Wann der Luchsstein zerschlagen wird, so findet sich in seiner Höle, welche als wie Horn aussieht, ein[155] wenig trockne, graue Erde, ohne Geruch und Geschmack.

Dieser Stein wird zu Zermalmung des Nierensteins gebrauchet, und denselben mit dem Urin fortzutreiben, wann er eingenommen wird: äusserlich wird er auch gebrauchet, zu Trocknung und Reinigung der Wunden. Er wird auf einem Porphyr- oder Marmorstein gerieben, bis er zu einem gantz subtilen Pulver wird.

Belemnites kommt vom Griechischen βέλος, sagitta, ein Pfeil, dieweil dieser Stein als ein Pfeil gestaltet ist.

Lapis Lyncis & Lyncurius heist er, weil sie geglaubet, er entstünde aus des Luchsen Harn.

Dactylus idæus, weil er die Gestalt eines Fingers hat, und vor diesem auf dem Berge Ida gefunden wurde.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 155-156.
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