Bitumen Judaicum

[168] Bitumen Judaicum.

Bitumen Judaicum.

Bitum Babylonicum.

Asphaltus.

frantzösisch, Bitume de Judée.

teutsch, Judenleim, Judenpech.

Das ist ein Hartz, oder ein dichtes oder gar brüchiges Wesen, schwartz als wie Pech, schweflicht, und brennet leicht, dabey es einen starcken unangenehmen Geruch giebet. Es wird schwimmend auf dem lacu oder mari asphaltite, dem toden Meer, angetroffen,[168] wo vor diesen die Stadt Sodom und Gomorra gestanden. Dieses Pech wird wie weiß und flüßiges Pech, von Zeit zu Zeit von der Erde unter diesem Meere herausgestossen: wann es dann auf das Wasser heraufgekommen, dergleichen alle fette Dinge zu thun pflegen, so wird es nach und nach von der Sonnenhitze, und durch das Saltz, welches sich darunter mischet, hart und dicht gemacht.

Die Einwohner finden sich genöthigt dieses Pech ans Land zu ziehen, nicht allein wegen des grossen Nutzens, den sie davon haben, sondern auch darum, weil aus dem See, wann er mit demselben gar zu sehre beladen, ein garstiger stinckender und übeler Geruch aufsteigt, der sich in der Luft ausbreitet, ihrer Gesundheit schädlich fällt, und ihre Lebenszeit verkürtzet. Die Vögel, die darüber fliegen, fallen tod darein. Und dieses Meer wird deshalben das tode Meer genennet, weil wegen seines Gestancks, Bitterkeit und Saltzigkeit, weder Fische noch einig ander Thier, darinne leben kan. Die Araber brauchen das Pech ihre Fahrzeuge damit dichte zu machen, als wie wir in Europa das Pech. Vor diesem ward es auch von den Alten in ziemlicher Menge zu Balsamirung der toden Cörper genommen.

Man soll es erwehlen, wann es fein sauber ist, schön schwartz und gleissend, dichte, härter als wie Pech, so muß es auch gar nichts nicht riechen, man halte es dann zum Feuer: ingleichen mag man sich vorsehen, daß es nicht mit Pech vermischet sey, welches aus dem Geruche zu erkennen.

Dieses Pech wird zur Bereitung des schönen gläntzenden chinesischen Schwartz gebraucht.

Das Judenpech führet viel ziemlich starcken Schwefel, flüchtig Saltz und wenig Erde.

Es stärcket, widerstehet der Fäulung, zertheilet und macht dünne, reiniget und schliesset die Wunden: es wird innerlich und äusserlich gebraucht.

Man hält dafür, das Wort bitumen komme von dem griechischen ωιτυς, das bedeutet so viel als Pinus, eine Fichte, und sey an statt des π, wiewohl unrecht das β gesetzet worden, so daß man solte pitumen und nicht bitumen schreiben. Die Ursach und Anlaß zu dieser Etymologie hat gegeben, daß die Alten vermeinet, das Judenpech sey eine Gattung Pech, welches aus den Fichten und andern dergleichen Bäumen mehr in das Meer von Sodoma herabrinne; so erhellet auch daraus, daß die Jüden in diesen Gedancken gestanden, dieweil der Prophet Esdras, da er von Sodom und Gomorra redet, spricht, ihr Land sey unter Pech und Asche vergraben.

Der Name Asphaltus kommt von dem lacu Asphaltite her, welches soviel heist, als ein sicheres Meer; dann weil es über alle Massen saltzig und mit solchem Peche gantz bedeckt, so träget und hält es bey nahe alle Dinge, die darein geworffen werden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 168-169.
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