Borax

[178] Borax.

Borax,

Auricolla,

Capistrum auri,

Cbrysocolla,

Gluten auri,

teutsch, Borras.

Ist ein mineralisches Saltz, welches die Farbe wie Sal Gemmæ hat, und auch so durchsichtig ist, doch ist es um ein gut Theil schärffer.

Es wird in Persien in den Bergwercken und an andern Orten mehr gefunden. Wann es aus der Erde heraus gezogen worden, so legen sie es an die Luft, davon wird es aussenher schmiericht und röthlicht: daher es auch Borax gras, schmierigter Borras ist genennet worden. Diese Schmierigkeit aber verwehret, daß sich die Luft nicht allzu tieff in das Saltz dringen kan, und daß es nicht zu feuchte werde. Zuweilen findet man auch grauen und grünlichten Borras, oder, der so grün wie Knoblauch sieht: allein, diese Farben rühren nirgend anders her, als von der Luft, welche wärmer oder kühler drauf geschlagen,[178] und es mehr oder weniger eröffnet hat.

Die Venetianer und Holländer reinigen den Borras, als wie man mit andern Saltzen auch zu thun pfleget, lassen ihn im Wasser zergehen, filtriren solchen, lassens wiederum verdämpfen und zu Crystallen anschiessen. Diesen Borras übersenden sie uns unter dem Titel Borrax raffiné: man kan ihn aber in Franckreich und sonst überalle eben also gut zurichten.

Man soll den Borras aussuchen, der in feinen weissen, und saubern, wohl crystallisirten und durchsichtigen Stücken ist.

Durch die Reinigung wird eine vitriolische Materie von dem Borras abgeschieden, die macht ihn eben also scharff: deshalben ist auch der geläuterte Borras viel gelinder, als der natürliche, und soll zur Artzney demselben vorgezogen werden.

Er hat eine zertheilende und durchdringende Kraft, und vermag die Gekrösdrüslein von allerhand Schleim und Unrath zu befreyen, auch die Verhärtung der Leber und Miltz zu zertheilen, desgleichen die weibliche Reinigung zu befördern. Die dosis ist von vier Gran bis auf zwantzig. Aeusserlich wird er gleichfalls zu Wegbeissung des wilden rohen Fleisches gebraucht.

Es kan auch aus dem Borax ein Spiritus, vermittelst heftigen Feuers gezogen werden, als wie aus der Alaune: der eröffnet trefflich starck, und seine Kräfte kommen mit der Kraft des Spiritus vom Saltze ziemlich überein.

Borax kommt von βόη, clamor, Geschrey, Geräusch, und ρἕω, fluo, ich flüsse, als wolte man sagen, ich rinne oder fliesse mit grossem Geräusch: dann der Borras soll insgemein um solche Bäche wachsen, welche in den Gebirgen mit grossem Geräusch herab zu fallen pflegen.

Chrysocolla ist von dem griechischen Worte χρύσος, aururn, Gold, und dem lateinischen Colla, Leim, zusammengesetzt, und bedeutet soviel, als Goldleim: dieweil die Goldschmiede das Gold vermittelst desselben in den Fluß bringen, und zu Kalch und Staube machen, es hernach aber im Feuer in sein voriges Corpus wiederum zu bringen wissen. Eben darum wird er auch Gluten auri, capistrum anri und Auricolla genennet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 178-179.
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