Borax

[238] Borax (Natriumborat, Natriumtetraborat, borsaures Natrium) Na2B4O7, kristallisiert in der Regel mit 10 H2O als prismatischer Borax, kann aber auch mit 5 Molekülen Wasser als oktaedrischer Borax erhalten werden. Im kristallisierten Zustande bildet er ein farbloses, in Wasser leicht lösliches Salz, das beim Erwärmen unter Aufblähen zu einer stark porösen weißen Masse (gebrannter Borax, Borax usta) sein Wasser verliert, dann zu einer glasähnlichen Masse (Boraxglas) zusammenschmilzt.

In geschmolzenem Zustande löst Borax Metalloxyde und Siliciumdioxyd (Kieselsäure), mit ersteren charakteristisch gefärbte, glasartige Schmelzen bildend. Daher seine Verwendung in der chemischen Analyse (Vorprüfung) als Boraxperle. – Borax kommt sowohl als solcher wie auch in Gemeinschaft mit andern borsauren Salzen natürlich vor. Von Wichtigkeit für die Gewinnung des reinen Boraxes sind (außer der natürlich vorkommenden Borsäure) der natürliche Borax oder Tinkal Na2B4O7 ∙ 10H2O; der Borocalcit CaB4O7 ∙ 2H2O, der Boronatrocalcit Na6B6O11 ∙ 9H2O + 2Ca2B6O11 ∙ 9H2O und der Boracit (Staßfurtit) 2Mg3, (BO3)2 ∙ 3B2O3MgCl2. Aus Borsäure erhält man den Borax durch Lösung in Wasser, Neutralisation mit Soda, Klärung und Kristallisation der Lösung; aus den übrigen Mineralien entweder direkt durch Umsetzung mittels Soda in wässeriger Lösung oder indirekt durch Zerlegung von Borocalcit oder Boronatrocalcit mit Schwefelsäure unter Abscheidung von Borsäure, die dann mit Soda neutralisiert wird. In beiden Fällen folgt eine Kristallisation und nötigenfalls nochmalige Reinigung der Rohware durch Umkristallisieren. Als Umsetzungs- und Kristallisationsgefäße können da, wo mit Soda, also mit alkalischen Lösungen gearbeitet wird, eiserne Gefäße dienen. Für alle mit Säuren (Schwefelsäure) ausgeführten Arbeiten müssen mit Blei ausgelegte Holzgefäße benutzt werden. Je nach der Dichte der kristallisierenden Lösung erhält man entweder (heiß über 25° Bé) den oktaedrischen Borax oder (heiß unter 24° Bé) den prismatischen Borax beim Erkalten der Lauge. Eingehendere Angaben über die Boraxfabrikation bringt Scheuer in [2]. – Wie schon oben erwähnt, entweicht beim Erhitzen der kristallisierten Boraxsorten das Kristallwasser unter starkem Aufblähen des Rückstandes. Letzterer wird als calcinierter, gebrannter, Rinden- oder Juwelierborax, auch Borax usta, in zerkleinertem Zustande in den Handel gebracht. Er bildet eine leichte, lockere, weiße, leicht schmelzbare Masse. Die Namen calcinierter, Rinden-[238] und Juwelierborax finden übrigens auch auf den oktaedrischen Borax Anwendung. – Da der lockere, gebrannte Borax beim Liegen an der Luft nicht unbeträchtliche Mengen Wasser anzieht, ist es für einige Verwendungsarten des wasserfreien Boraxes ratsamer, ihn in eine dichtere Form überzuführen, die diese Uebelstände nicht in so hohem Maße besitzt. Zu diesem Zwecke wird der gebrannte Borax bei schwacher Rotglut (am besten in reinen eisernen Tiegeln) geschmolzen, in Platten ausgegossen und nach dem Erkalten gröblich zerkleinert. Er bildet dann eine fast farblose, glasartige Masse, das Boraxglas. Die Verwendungsarten der verschiedenen Boraxforten sind sehr mannigfache: die kristallisierten Produkte werden benutzt als Ersatz für Seife beim Waschen, als Ersatz öder als Beimischung zur Stärke behufs Erzeugung eines Glanzes auf Geweben, als Heilmitte!, als Antiseptikum. Vor kurzem noch ein Hauptbestandteil der Konservierungsmittel für Fleisch und Wurstwaren, gilt er nach dem Fleischschaugesetz vom 3. Juni 1900 in seiner Wirkung auf den menschlichen Organismus als nicht ganz einwandfrei und darf diesen Nahrungsmitteln nicht mehr beigemischt werden. Die wasserfreien Sorten dienen als Flußmittel beim Metallschmelzen, als Erkennungsmittel bei metallurgischen Proben, zur Herstellung leicht schmelzbarer und zu färbender Glasflüsse in der Tonwaren- und Emailindustrie, zur Darstellung von Sikkativen für Firnisse (s. Borsaures Manganoxydul) u.s.w.


Literatur: [1] Sämtliche größeren chemischtechnischen Lehr- und Handbücher. – [2] Scheuer, in Zeitschrift für angewandte Chemie 1892, S. 241.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 238-239.
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